16.08.2013 21:38:58
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Lausitzer Rundschau: Klitschko gegen die Mafia Boxchampion kandidiert für die Präsidentenwahl in der Ukraine
Cottbus (ots) - Eines muss man Vitali Klitschko lassen: Mut hat
der Mann. Das mag bei einem Boxweltmeister selbstverständlich sein.
Aber hier geht es um deutlich mehr als um eine blutende Lippe oder
eine gebrochene Nase. In der politischen Arena in Kiew gibt es keine
fairen Kämpfe und keine neutralen Ringrichter. Man denke nur an die
willkürlich eingekerkerte Julia Timoschenko. Oder an Ex-Präsident
Viktor Juschtschenko, der einen Dioxin-Anschlag mit viel Glück
überlebte. Den Clan, der hinter dem autoritären Präsidenten Viktor
Janukowitsch steht, bezeichnen seine Rivalen nicht von ungefähr als
"Donezker Mafia". Berüchtigte Oligarchen gehören dazu, allen voran
der Stahlbaron Rinat Achmetow. Er ist als rechte Hand des später
ermordeten Donezker Paten Achat Bragin alias "Alik der Grieche" zu
Reichtum gelangt. Heute steuert Achmetow die Politik nicht nur in der
Ost-Ukraine. EU-Außenminister reisten bereits nach Donezk, um mit ihm
über die Annäherung zwischen Brüssel und Kiew zu sprechen. Klitschko
will es dennoch wissen und fordert den ehemaligen Amateurboxer
Janukowitsch heraus. Das klingt nach Duell. In Wirklichkeit sind die
persönlichen Ambitionen der beiden Nebensache. Klitschko steht als
einziger Politiker in der Ukraine für einen Neuanfang und für eine
klare demokratische und europäische Perspektive. Das verdient jede
Unterstützung im Westen. Die Revolutionäre in Orange um Timoschenko
und Juschtschenko haben diese Hilfe nicht bekommen - und scheiterten.
Die EU und die USA dürfen denselben Fehler nicht ein zweites Mal
machen. Bleibt die Frage: Kann Klitschko Politik? Aber ja! Wer den
42-Jährigen reden hört, merkt schnell, dass er etwas von der Sache
versteht. Mit Kenntnis, Klugheit und einigen Dutzend Dollarmillionen
aus dem Profisport ist es aber nicht getan. Ihm gegenüber steht eine
milliardenschwere Machtmaschine, die sich auf den Staats- und
Sicherheitsapparat stützen kann. Klitschko hat nur dann eine Chance
in diesem Kampf, wenn er die Bevölkerung für sich gewinnen kann.
Leicht wird das nicht. Die Menschen bewundern den Boxer zwar für
seine Erfolge im Sport. Sie sind stolz auf ihn. Zugleich aber ist
Klitschko einer, der von außen kommt. Ihm fehlt (noch) der
Stallgeruch, zumal die Medien des Landes meist an die herrschenden
Oligarchen gebunden und nicht unbedingt Klitschko-Förderer sind. An
seinem Stehvermögen im Land arbeitet Klitschko derzeit mit aller
Kraft. Als Fraktionschef seiner Partei Udar (Schlag) leistet der
Zwei-Meter-Mann im Parlament in Kiew Graswurzelarbeit. All das wird
aber nichts nützen, wenn es 2015 keine freien Wahlen gibt. Deswegen
ist es eine zentrale Aufgabe der westlichen Staatengemeinschaft, die
Ukraine endlich wieder auf ihren Radarschirm zu nehmen und mit
Zuckerbrot und Peitsche auf die Politik in Kiew einzuwirken. Es ist
in unserem ureigenen Interesse.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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