17.05.2017 21:57:56
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Lausitzer Rundschau: Kampf gegen die Plagen Zur Traditionspflege in der Bundeswehr
Cottbus (ots) - Die Bundeswehr ist bei der intern ausgerufenen
Suche nach Wehrmachtsdevotionalien gründlich vorgegangen. Vitrinen,
Keller, Gerümpelecken und Aufenthaltsräume wurden durchforstet, kein
Stahlhelm blieb verschont, kein Liederbuch ungeprüft. Ein Bild Helmut
Schmidts (SPD) in Wehrmachtsuniform wurde in einer Hamburger Kaserne
entdeckt und abgehängt, beim Luftgeschwader Immelmann traf es die
Erinnerung an den früheren Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel
(CDU). So sieht deutsche Gründlichkeit aus. Natürlich ist es richtig,
dass die Verteidigungsministerin jetzt die letzten nach
Wehrmachtsgrößen benannten Kasernen umbenennen lassen will. Doch das
ist nicht neu. Schon Rudolf Scharping (SPD) begann damit vor fast 200
Jahren und ließ Kasernen nach Widerstandskämpfern taufen. Die
verbliebenen Reste, etwa die Namen Marseille oder Lent, hätte Ursula
von der Leyen (CDU) längst erledigen können, ja müssen. Auch ist die
geplante Neufassung des an sich schon sehr eindeutigen
Traditionserlasses von 1992 eher eine Petitesse: Wenn in historischen
Schauen Wehrmachtsgegenstände gezeigt werden, muss der Zusammenhang
erklärt werden. Ja, was denn sonst? Das alles ist ein Fall
absichtlicher politischer Desorientierung. Es mag zwar ein paar
Ewiggestrige geben, auch Neonazis, die in der Wehrmacht ihre Idole
finden, aber wirkliche Ausstrahlung hat die Armee Hitlers auf die
heutige Generation nicht mehr, auch nicht auf die übergroße Mehrheit
der Soldaten. Zum Glück. Der von den Linken geforderte "radikale
Bruch mit der Wehrmachtsvergangenheit" ist nicht notwendig, es gibt
ihn längst. Die Fokussierung auf falsche Traditionen ist simple
Ablenkung. Es ist Ablenkung davon, dass die rechtsextremistischen
Umtriebe des jungen Soldaten Franco A. und seiner Freunde von
Vorgesetzten nicht ernst genommen wurden. Es ist Ablenkung davon,
dass die internen Kommunikations- und Warnstrukturen nicht
funktionierten. Und dass ganz locker 1000 Schuss Munition abgezweigt
werden konnten. All das hat die Verteidigungsministerin politisch zu
verantworten. Und in den Zuständigkeitsbereich des Innenministers
fällt die absurde Tatsache, dass Franco A. in seinem Doppelleben ohne
jegliche Arabisch- und Ortskenntnisse als syrischer Asylant
durchging. Und dass solche Mängel im Asylverfahren offenbar keine
Einzelfälle sind. Das sind sehr einfache und sehr konkrete Vorfälle,
die große Sorgen machen müssen. Neuer Ungeist ist das Thema, nicht
der alte. Und deshalb hilft die Bilderstürmerei wenig.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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