29.12.2016 21:37:56
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Lausitzer Rundschau: Ein Jahr zum Vergessen Brexit, Trump, Aleppo - Die Welt ist aus den Fugen geraten
Cottbus (ots) - Die "Schlafwandler" kommen einem in den Sinn,
jenes Wort des britischen Historikers Christopher Clark über die
europäischen Politiker, die 1914 in die Katastrophe des Ersten
Weltkrieges taumelten. Auch 2016 ist ein Jahr zum Vergessen. Kein
Kontinent war nach dem Wegfall der Blockkonfrontation so optimistisch
wie dieser. Und nun zerfällt das Werk der europäischen Einigung.
Wegen schlechter Laune. Oder aus Jux. Politische Spieler in London
sorgten für den Brexit. In ganz Osteuropa träumt man wieder von
starken Führern. Die Euro-Krise ist nicht ausgestanden. Nichts ist
gelernt aus der Geschichte. In England schlugen sie auf Polen ein, in
Bautzen auf Asylanten. Und 2017 kann es noch schlimmer kommen, in
Italien, Frankreich, Holland. Auch in Deutschland. Überall lauern
Populisten. Der europäische Sisyphos wird wieder von vorn anfangen
müssen, wenn dieser schlechte Traum hoffentlich irgendwann vorbei
ist. Es zeigt sich, dass nicht nur die Not ein Motor für niedere
Instinkte ist, wie in den 1920er-Jahren, als die
Massenarbeitslosigkeit das Wachstum der Radikalen befeuerte. Sondern
auch die Angst, teilen zu müssen. Die Mittelschicht schrumpft, das
Aufstiegsversprechen funktioniert nicht mehr. Globalisierung und
Digitalisierung erscheinen da wie apokalyptische Reiter. Die Kultur
des demokratischen Diskurses wird abgelöst durch Beschimpfungen. 1990
rief man das "Ende der Geschichte" aus. Man meinte damit das Ende der
Diktaturen, man hoffte auf einen Siegeszug der Demokratie. 2016 kam
es genau umgekehrt. Die Geschichte rollt rückwärts, wie in einer
Zeitmaschine. Das, was man Westen nannte, verliert beständig an
Strahlkraft. Der Kalte Krieg lebt wieder auf, weil Russland die
Schwäche des Westens nutzt. Außer Russland setzte auch die Türkei auf
Nationalismus und mit der Wahl Donald Trumps, der Tiefpunkt des
Jahres, auch die USA. Es gab auch Lichtblicke. Doch vom Atomabkommen
mit dem Iran weiß niemand, wie lange es hält. Ebenso wenig vom
Klimaschutzabkommen. Vielleicht kündigt Trump beide, vielleicht
überhaupt alles, was in den letzten Jahren ersonnen wurde, um die
Welt zu stabilisieren. Mit dem Anschlag in Berlin und dem Fall
Aleppos setzte das Jahr 2016 letzte, schreckliche Ausrufezeichen.
Einige sagen, die Welt sei aus den Fugen geraten. Die Häufung der
Krisen könnte die Weltgemeinschaft überfordern und zum Zusammenbruch
der Strukturen führen. Viele Menschen haben Angst davor. Zu Recht,
denn es zeigt sich, wie unfähig die Menschheit zur Kooperation ist.
Längst nicht alle Menschen, nicht alle Regierungen, aber immer mehr.
Schlafwandler eben. 2016 war ein gebrauchtes Jahr. Return to sender.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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