24.11.2015 22:42:39

Lausitzer Rundschau: Brandgefährlich Zum Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei

Cottbus (ots) - Nun ist es passiert. Der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die türkische Luftwaffe im Grenzgebiet zu Syrien kommt fast einer Vollzugsmeldung gleich. Überraschen kann allenfalls der Zeitpunkt, nicht aber die Tatsache selbst. Bereits Anfang Oktober hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen Moskauer Amtskollegen Wladimir Putin eindringlich vor einer Eskalation gewarnt, nachdem russische Jets den türkischen Luftraum wiederholt verletzt hatten. Wer Erdogan und seine kompromisslose Art, Politik zu machen, kennt, musste wissen, dass er seine Warnungen ernst meinte. Es war klar, dass er einem militärischen Konflikt mit Russland nicht ausweichen würde, wie dies die EU in der Krim-Krise getan hat. Solches Denken und Handeln ist Erdogan fremd, ebenso wie Putin, dessen harsche Reaktion ("Das wird Konsequenzen haben!") nun ebenfalls ernst zu nehmen ist. Der Zeitpunkt der Konfrontation ist deshalb überraschend, weil sich Russland und die Nato-Staaten nach dem Bombenanschlag auf ein russisches Passagierflugzeug und den Terrorattacken von Paris zuletzt im Kampf gegen den IS näher zu kommen schienen. Tatsächlich prallen die Interessengegensätze zwischen Moskau und Ankara in Syrien frontal aufeinander. Putin steht, im Schulterschluss mit dem Iran, hinter dem syrischen Kriegsherrn Baschar al-Assad. Erdogan unterstützt, mit Ausnahme der Kurden, Assads Gegner. Insbesondere erfüllt die Türkei seit Längerem die Rolle einer Art Schutzmacht für die turkmenische Minderheit in Syrien, die zuletzt mehrfach Ziel russischer Angriffe war. Noch etwas Persönliches kommt hinzu: Putin und Erdogan sind sich in mancher Hinsicht wesensnah. Beide sind machtbewusst bis hin zum Größenwahn und skrupellos. Beide regieren fragile Großreiche, in denen die eigene autoritäre Machtposition keine Selbstverständlichkeit ist. Beide müssen ihre Kraft ständig beweisen, und sie tun es im Kampf. Genau das macht die aktuelle Konfrontation so brandgefährlich.

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