22.08.2024 12:41:00

Konjunktur trübte sich in fast allen Branchen wieder ein

Die heimische Konjunktur kommt nicht in Schwung. "Nach der Stabilisierung zu Jahresbeginn kam es Mitte des Jahres zu einer neuerlichen Eintrübung des Klimas quer über fast alle Branchen - Signale für einsetzende Aufhellung haben sich verflüchtigt", halten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria im aktuellen Branchenüberblick fest. Ein Umschwung sei frühestens im Herbst zu erwarten. Die Bauwirtschaft bleibe aber im Krisenmodus. Die Industrie sei der Bremsklotz der Wirtschaft.

"Nach dem Rückgang des BIP um 0,8 Prozent im Jahr 2023 hat sich angesichts der schwachen Entwicklung in den Produktionsbereichen in der ersten Jahreshälfte 2024 ein weiterer Rückgang der österreichischen Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent real im Jahresvergleich ergeben", fasst Stefan Bruckbauer, Chefökonom bei der UniCredit Bank Austria, die Lage zusammen. Nur der Dienstleistungssektor habe - bei sehr unterschiedlichen Branchenentwicklungen - ein leichtes Wachstum verzeichnen können.

Die meisten Branchen in Österreich starteten jedenfalls schwach in die zweite Jahreshälfte 2024. Der Dienstleistungssektor erlebe in den kommenden Monaten eine Abkühlung mit "zumindest moderaten Wachstumsaussichten". In der Industrie müsse von einer Fortsetzung der Rezession ausgegangen werden, deren Intensität sich schrittweise verringern sollte.

In der Bauwirtschaft seien Ansätze einer Erholung nur im Tiefbau und in der Hochbausanierung erkennbar. Im Hochbau waren die Umsätze heuer in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum den Angaben zufolge zweistellig im Minus, im Tiefbau "nur" um rund 6 Prozent. Ein leichtes Plus habe es hingegen in den Baunebengewerbesparten gegeben.

Die leichte Belebung der heimischen Wirtschaft rund um den Jahreswechsel habe seit dem Frühjahr wieder an Schwung verloren, so die Ökonomen. Im zweiten Quartal kam es zu einer Stagnation. Vor allem die Industrie leidet dem Branchenüberblick zufolge unter einer beharrlichen Auftragsflaute. Das habe sich heuer in der ersten Jahreshälfte in einem "deutlichen Produktionsrückgang" niedergeschlagen. Gleichzeitig habe es "nur leichte Wachstumsimpulse im Dienstleistungssektor" gegeben.

Die Lage im Handel bleibe schwierig - die Lohn- und Gehaltserhöhungen der Konsumentinnen und Konsumenten sind dort offenbar noch nicht so richtig angekommen. Die anhaltenden Reallohnzuwächse sollten der bestehenden Kaufzurückhaltung aus Verunsicherung letztlich entgegenwirken, erwarten die Konjunkturexperten.

Die Mehrzahl der heimischen Unternehmen gehe nun mit "pessimistischen Produktions- und Nachfrageerwartungen" ins zweite Halbjahr, so der Ökonom Walter Pudschedl. "Die jüngsten Konjunkturbefragungsergebnisse kündigen für die kommenden Monate weiterhin eine schwache Wirtschaftsentwicklung an." Das Branchenklima sei zu Beginn der zweiten Jahreshälfte in allen Sektoren "trüb oder abkühlend" gewesen. Vor allem die Industrie und die Bauwirtschaft stünden einem herausfordernden Umfeld gegenüber. Im Dienstleistungssektor sei die Lage weniger angespannt.

"Die erneute Verschlechterung der Produktions- bzw. Geschäftserwartungen deutet darauf hin, dass sich an der schwachen Konjunkturentwicklung in den kommenden Monaten nichts ändern dürfte", betonte Pudschedl. Im Verlauf der zweiten Jahreshälfte sollte aber eine Erholung der heimischen Wirtschaft einsetzen. Allerdings nur allmählich: "Der Beginn hat sich jedoch zumindest bis in den Herbst verschoben und die vorliegenden Indikatoren lassen auch für danach keinen Blitzstart erwarten."

Die österreichische Industrie befinde sich aufgrund der schwächelnden Exportnachfrage sowie sinkender Aufträge aus dem Inland auch als Folge der Probleme in der Bauwirtschaft bereits seit Mitte 2022 in einer Rezession - allerdings mit stark unterschiedlichen Branchenergebnissen. In der ersten Jahreshälfte 2024 sank die Produktionsleistung dem Branchenüberblick zufolge um real rund 5 Prozent.

Nur wenige Sparten hätten sich mit Produktionszuwächsen vom allgemeinen Trend abkoppeln können - so etwa die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, die Abfall- und Abwasserentsorgung sowie die Pharmaindustrie. Zweistellige Produktionseinbrüche erlitten hingegen die Bekleidungs- und Textilindustrie, die Elektroindustrie, die Glas- und Glaswarenerzeugung sowie die Möbel - und die Kfz-Hersteller. Besonders trüb seien Auftragslage und Produktionserwartungen in den kommenden Monaten in der Stahlindustrie, der Metallwarenerzeugung, im Maschinenbau, in der Elektroindustrie und in der Kfz-Herstellung.

kre/fel

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