18.08.2013 12:18:30

Islamisten rufen zu neuen Protestmärschen in Ägypten auf

   KAIRO (AFP)--Die Anhänger des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi haben für Sonntag zu neuen Protesten aufgerufen. Mehrere Demonstrationen sollen am Nachmittag in der Hauptstadt Kairo stattfinden, wie die Allianz der islamistischen Mursi-Anhänger erklärte.

   Unterdessen bleibt die Übergangsregierung trotz internationaler Bestürzung über die Gewalt gegenüber den Muslimbrüdern kompromisslos. Es könne keine Aussöhnung mit denen geben, die "Blut an den Händen" oder gegen das Gesetz verstoßen hätten, sagte Interims-Ministerpräsident Hasem Al-Beblawi am Samstag in Kairo. Bei der Räumung einer Moschee und anderen Zusammenstößen wurden mehr als 170 Menschen getötet. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangte sofortige Deeskalation.

   Hunderte Islamisten - Anhänger des am 3. Juli entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi - hatten sich seit Freitagabend in der Al-Fath-Moschee auf dem zentralen Ramses-Platz verschanzt. Das Gotteshaus diente ihnen auch als Leichenhalle - dutzende bei den Protesten am "Freitag der Wut" getötete Demonstranten lagen aneinandergereiht auf dem Boden. Am Samstagnachmittag eskalierte die Lage. Von verschiedenen Seiten wurde scharf geschossen und über dem Vorplatz hing Tränengas.

   Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena meldete, Bewaffnete hätten vom Minarett aus das Feuer eröffnet. Danach begannen die Sicherheitskräfte, die Menschen einzeln aus dem Gotteshaus zu holen. Wenig später hieß es, das Gebäude sei vollkommen geräumt worden. Beim Verlassen der Moschee griffen wütende Anwohner die Islamisten an. "Das sind Terroristen", rief die aufgebrachte Menge. Auch in anderen Teilen Kairos griffen Zivilisten mutmaßliche Islamisten an - oft nur, weil sie einen Bart trugen.

   Spekulationen über ein geplantes Verbot der Muslimbrüder setzte die Regierung kein Ende: Die Mitglieder der Organisation, der auch Mursi entspringt, könnten "als ägyptische Bürger" am politischen Prozess teilnehmen, sagte ein Berater von Übergangspräsident Adli Mansur. Eine Auflösung von Parteien sei zwar nicht vorgesehen. Die Regierung werde aber gegen all diejenigen rechtlich vorgehen, die zu Gewalt aufgerufen oder Gewalt eingesetzt hätten, sagte Mustafa Hegasi.

   UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte in einer Erklärung vom Samstagabend einen "exzessiven Gewalteinsatz". Sowohl die politisch Verantwortlichen als auch die Menschen in den Straßen müssten sich äußerst zurückhalten und sofort auf Deeskalation umschalten. Der "von der Gewalt als Geisel genommene politische Prozess" müsse umgehend wiederbelebt werden.

   Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte von der Regierung in Kairo eine Rückkehr zum Dialog. Westerwelle habe am Samstagnachmittag "in einem ernsten" Telefongespräch mit dem ägyptischen Außenminister Nabil Fahmi ein besonnenes Vorgehen angemahnt, erklärte eine Sprecherin den Auswärtigen Amtes. Der britische Außenminister William Hague verurteilte Angriffe auf Moscheen und Kirchen als "nicht hinnehmbar".

   Einen dramatischen Höhepunkt hatten die Konfrontationen am Mittwoch erreicht, als zwei Protestcamps der Mursi-Anhänger in Kairo gewaltsam geräumt und dabei mindestens 578 Menschen getötet wurden. Seitdem hatte es brutale Straßenschlachten zwischen den Islamisten und Sicherheitskräften sowie mit Mursis Gegnern gegeben, die die Opferzahl seit Mittwoch auf über 750 hochschnellen ließen. Dem Aufruf der Islamisten zu täglichen Protesten als Reaktion auf die Gewalt waren am Samstag aber nur vereinzelte Anhänger gefolgt.

   In Giseh, einem Vorort von Kairo, wurde nach offiziellen Angaben der Bruder von Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri festgenommen. Mohammed al-Sawahiri werde die Unterstützung Mursis vorgeworfen, sagten Vertreter der Sicherheitsbehörden.

   DJG/sha

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   August 18, 2013 05:47 ET (09:47 GMT)- - 05 47 AM EDT 08-18-13

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