19.10.2019 14:01:43
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INTERVIEW/Sparkassen-Präsident mag sich keine Negativzinsen für Kleinsparer vorstellen
Von Andreas Kißler
WASHINGTON (Dow Jones)--Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, hat in einem Interview mit Dow Jones Newswires die Möglichkeit nicht grundsätzlich ausgeschlossen, dass Negativzinsen der Sparkassen eines Tages auch die Kleinsparer treffen könnten.
"Vor zehn Jahren hätte ich mir einen negativen Zins auch nicht vorstellen können", sagte Schleweis in dem Interview, das am Rande der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington geführt wurde. "Deshalb will ich heute nicht vorschnell irgend etwas ausschließen. Kann ich mir es vorstellen? Ich mag es mir nicht vorstellen, sagen wir einmal so."
Klar sei aber, dass kein Sparkassenvorstand Negativzinsen einführen möchte. "Wenn es allein nach uns ginge, gäbe es das auch nicht", betonte Schleweis. Die Sparkassen hätten im bisherigen Jahr 2019 rund 3 Prozent Einlagenzuwachs, und es gehöre "zu unserer Aufgabe, diese Gelder auch anzunehmen und mit der Situation umzugehen", machte Schleweis klar.
Sparkassen haben Eigenkapital gebildet
Natürlich sei das in einer Zeit der Negativzinsen eine sehr große Herausforderung für die Sparkassen. Diese seien aber schon immer damit umgegangen, dass sich Wirtschaft und Finanzwirtschaft in Wellen entwickle, und die Sparkassen hätten in den besseren Zeiten durch Eigenkapitalbildung vorgesorgt.
"Wenn die Geldpolitik allerdings nachhaltig so expansiv bleibt, werden sich alle Finanzdienstleister neue Gedanken machen müssen, wie sie damit umgehen", betonte Schleweis, der die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) erneut deutlich kritisierte. Die Notenbank habe "den Euro-Staaten Zeit gekauft, einige haben aber erkennbar ihre Hausaufgaben nicht gemacht".
Gefragt sei jetzt nicht die Geldpolitik, sondern die Fiskalpolitik. "Ad infinitum wird die EZB fehlende Aktivität von Staaten nicht durch geldpolitische Instrumente ersetzen können", warnte der DSGV-Chef. Damit verschaffe sie weiterhin nur einzelnen Euro-Staaten die Möglichkeit, sich dauerhaft zu hoch zu verschulden.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/hab
(END) Dow Jones Newswires
October 19, 2019 08:02 ET (12:02 GMT)
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