04.02.2010 16:54:32
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IG Metall will Tarifverhandlungen vorziehen
Die Großen Tarifkommissionen der IG Metall in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen empfahlen am Donnerstag dem Gewerkschaftsvorstand ein entsprechendes Vorgehen. Dieser will am 9. Februar entscheiden. Vorstand und Mitgliederrat des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall wollen einen Tag später beraten. In mehreren Bezirken laufen bereits seit Wochen Sondierungsgespräche. Die Gewerkschaft strebt ein Paket aus moderat steigenden Einkommen und Instrumenten zum Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze an. "Es geht uns um eine faire Verteilung der Krisenlasten, Beschäftigungssicherung und Übernahme nach der Ausbildung", sagte Baden-Württembergs IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann. "Für diese Fragen wollen wir Lösungen finden, die bis mindestens Mitte 2012 tragen."
VERKÜRZUNG DISKUTIERT
Im Südwesten wird unter anderem eine tarifliche Arbeitszeitverkürzung auf bis zu 28 Wochenstunden diskutiert. Regulär sind es 35 Wochenstunden. Strittig war zwischen Gewerkschaft und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall, inwieweit dies mit einem Lohnausgleich verbunden werden kann. Die Gewerkschaft will die Zahlungen von der öffentlichen Hand steuer- und abgabenfrei stellen lassen. Außerdem verlangt die IG Metall, dass zunächst die konjunkturelle Kurzarbeit voll ausgeschöpft wird, bevor die Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung greifen.
Trotz der schwierigen Lage beharrt die Gewerkschaft auch auf einer Entgelterhöhung. Die IG Metall gehe nicht mit einer "Demuts- und Bescheidenheitshaltung" in die Tarifrunde, sagte Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban am Rande einer Fachtagung in Hannover. Wolfgang Nettelstroth von der IG-Metall- Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen sagte: "Die Beschäftigten bezahlen ja bereits für die Krise, zum Beispiel durch Kurzarbeit."
KURZE LAUFZEIT
Hofmann erklärte, er strebe beim Entgelt eine kurze Laufzeit an. Alternativ könne er sich auch eine Zusatzvereinbarung zum noch laufenden Tarifvertrag vorstellen. Bei einer Laufzeit von nur wenigen Monaten sei auch eine Einmalzahlung denkbar.
Die Tarifverträge laufen Ende April aus. Regulär würden die Verhandlungen Mitte April beginnen. Für viele Firmen wäre es nach Einschätzung von Hofmann aber zu spät, wenn erst nach einem möglichen Tarifabschluss im Mai Maßnahmen zur Sicherung der Arbeitsplätze beschlossen würden. "Ich bin überzeugt, das muss jetzt passieren, sonst wächst die Gefahr von Entlassungen in großem Stil", sagte Hofmann. "Das müssen wir mit allen Mitteln verhindern."
LAGE
Die Lage vieler Betriebe in Baden-Württemberg sei nach wie vor dramatisch, teilte Südwestmetallchef Rainer Dulger mit. Weitere Belastungen könnten die Unternehmen nicht mehr verkraften. In der Branche arbeiten im Südwesten 740.000 Menschen, im vergangenen Jahr gingen mehr als 40.000 Arbeitsplätze verloren. Bundesweit zählt der wichtigste deutsche Industriezweig 3,4 Millionen Beschäftigte, 183.000 Jobs wurden abgebaut./sba/DP/stb
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