23.11.2018 15:03:44

ifo-Geschäftsklimaindex dürfte erneut leicht gesunken sein

FRANKFURT (Dow Jones)--Der ifo-Geschäftsklimaindex dürfte im November erneut gesunken sein. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass der wichtigste Konjunkturfrühindikator auf 102,3 (Oktober: 102,8) Punkte gesunken ist, woran Geschäftslagebeurteilung und Geschäftserwartungen gleichermaßen Anteil haben sollten. Das ifo-Institut wird die Daten am Montag (10.00 Uhr) veröffentlichen. Ein mindestens so wichtiger Termin ist die Veröffentlichung der Euroraum-Verbraucherpreise für November am Donnerstag. Zudem gibt es eine Reihe von Reden stimmberechtigter Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank.

Hinsichtlich der Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft herrscht seit längerem eine große Unsicherheit. Weder ist klar, wie stark die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China die exportabhängige deutsche Wirtschaft beeinflussen werden, noch lässt sich sagen, ob US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahr machen wird, europäische Güter, darunter deutsche Kfz, mit deutlich höheren Einfuhrzöllen zu belegen.

Unsicherheit über Auswirkungen des Handelsstreits belasten

Wie groß wäre der direkte Schaden? Welche negativen Vertrauenseffekte gäbe es? Wie stark würde die Investitionsbereitschaft der Unternehmen leiden? Über solche Fragen machen sich Ökonomen Gedanken, und sie kommen zu verschiedenen Antworten. Die Unternehmen müssen ihre eigenen Antworten finden, und die Frage nach den Geschäftsaussichten der nächsten sechs Monate, die das ifo-Institut monatlich stellt, ist eine Gelegenheit, eine Antwort zu geben.

Die Zeitreihe zeigt einen im Trend seit November 2017 anhaltenden Rückgang des ifo-Erwartungsindex, der nur von einem Anstieg im August unterbrochen wurde. Das war, als sich EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit Trump auf eine Art Waffenstillstand in Zollfragen geeinigt hatte. Seitdem ist der Index aber weiter gesunken, bisher beläuft sich der Rückgang auf 4,8 Prozent. Der Lageindex ist etwas weniger schwankungsanfällig. Er ist gegenüber November um 1,2 Prozent gesunken und hatte seinen Höchstwert erst im Januar 2018 gesehen.

Die Vorgaben für den ifo sind gemiswcht. Der aggregierte Einkaufsmanagerindex der deutschen Privatwirtschaft sank im November auf 52,2 (53,4) Punkte, wobei die Schwäche in der Industrie etwas ausgeprägter war als im Dienstleistungssektor. Dagegen stieg der belgische Geschäftsklimaidnex überraschend auf plus 0,4 (minus 1,1) Punkte. Erwartet worden war ein Rückgang auf minus 1,8 Punkte.

Euroraum-Inflation dürfte leicht gesunken sein

Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im November etwas gesunken sein. Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 2,1 (Oktober: 2,2) Prozent gestiegen sind. Allerdings ist dieser Wert stark von den schwankungsanfälligen Öl- und Nahrungsmittelpreisen beeinflusst. Die Kernteuerungsrate, die diese beiden Produktgruppen ausklammert, war im Oktober auf 1,1 (September: 0,9) Prozent gestiegen und dürfte, so die Erwartung der befragten Analysten, auf diesem Niveau geblieben sein.

Es ist davon auszugehen, dass die Kernteuerung die Prognose des volkswirtschaftlichen Stabs der Europäischen Zentralbank (EZB) von 1,1 Prozent im Jahresschnitt nicht schaffen wird. Die am 13. Dezember zur Veröffentlichung anstehenden neuen Stabsprojektionen könnten für 2018 und für 2019 niedrigere Kerninflationsprognosen bringen. Allerdings ist es möglich, dass die EZB wegen ihrer gewachsenen Zuversicht in die Lohnentwicklung an ihrer Prognose für 2019 festhält.

Draghi-Anhörung im Europaparlament

Ein Update der diesbezüglichen EZB-Einschätzung gibt Präsident Mario Draghi am Montag (15.00 Uhr) bei seiner Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments. Am gleichen Tag sprechen zudem die EZB-Direktoren Peter Praet (10.00 Uhr) und Benoit Coeure (13.30 Uhr). Im Wochenverlauf folgende weitere Reden von EZB-Offiziellen.

Eurostat veröffentlicht die Inflationsdaten am Freitag (11.00 Uhr). Hinweise auf die Entwicklung im Euroraum geben die am Donnerstag anstehenden Inflationsdaten aus Spanien (9.00 Uhr) und Deutschland (14.00), sowie die schon am Vormittag kommenden Daten aus sechs Bundesländern. Analysten erwarten, dass die deutsche HVPI-Jahresrate auf 2,3 (2,4) Prozent gesunken ist. Insee veröffentlicht am Freitag (8.45 Uhr) französische Inflationsdaten.

Fed-Chairman Powell und Governor Cladrida sprechen

Am Donnerstag (11.00 Uhr) veröffentlicht die EU-Kommission den Wirtschaftsstimmungsindex für November, der wohl einen weiteren Rückgang dieses viel beachteten Indikators bringen wird. Bereits um 9.55 Uhr kommen deutsche Arbeitslosenzahlen für November. Es wird ein weiterer Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl um **** prognostiziert. Die zweite Veröffentlichung des US-BIP für das dritte Quartal kommt am Mittwoch (14.30 Uhr). Erwartet wird eine leichte Aufwärtsrevision der annualisierten Wachstumsrate (derzeit: 3,5 Prozent).

Termine von geldpolitischer Relevanz sind die Reden der im Fed-Rat stimmberechtigten Richard Clarida (Dienstag, 13.45 Uhr) und Raphael Bostic (Podiumsdiskussion am Dienstag, 20.30) sowie von Fed-Chairman Jerome Powell (Mittwoch, 17.30 Uhr) und die Veröffentlichung des Fed-Protokolls vom 7./8. November (Donnerstag, 20.00 Uhr).

Bundesverfassungsgericht und G20-Gipfel

Abseits von Konjunktur und Geldpolitik ragen in der Woche zwei Termine heraus: Am Mittwoch (10.00) verhandelt das deutsche Bundesverfassungsgericht über die Klage mehrerer Einzelpersonen gegen die Etablierung einer zentralen Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) und gegen die Einrichtung der Bankenabwicklungsbehörde SRM.

Ab Freitag kommen in Buenos Aires die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) zu ihrem Gipfeltreffen zusammen. Im Mittelpunkt des Interesses dürften die Handelsgespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping stehen.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo

(END) Dow Jones Newswires

November 23, 2018 09:04 ET (14:04 GMT)

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