18.06.2008 15:57:00

ICE übernimmt für US-Ölkontrakte Handelsrestriktionen der Nymex

   WASHINGTON/LONDON (Dow Jones)--Die US-Aufsicht für Warentermingeschäfte hat sich mit ihren Forderungen nach einheitlichen Handelsbeschränkungen für US-Ölkontrakte durchgesetzt. An der IntercontinentalExchange Futures Europe (ICE) in London gelten für Rohölkontrakte auf West Texas Intermediate (WTI) künftig die selben Regeln wie an der New York Mercantile Exchange (Nymex).

   Teilnehmer dürfen demnach maximal 20.000 Kontrakte halten (accountability level), in den letzten drei Handelstagen vor Fälligkeit dürfen nur 3.000 der auslaufenden Kontrakte gehalten werden (position limit). Die britische Finanzaufsicht Financial Services Authority (FSA) hat den neuen Handelsbedingungen zugestimmt.

   Einen deutlich dämpfenden Einfluss auf Spekulanten erwarten Beobachter dadurch nicht. Schließlich gelten die Handelsbeschränkungen nur für WTI und nicht für Brent. Zudem lag das Kontrakt-Limit, auf dessen Einhaltung die ICE üblicherweise geachtet hat, mit 10.000 Ölkontrakten je Teilnehmer vorher sogar niedriger als jetzt.

Es seien auch keine Belege für überbordende Spekulationen an der ICE gefunden worden, räumte Walter Lukken ein, der als Chairman der Commodity Futures Trading Comission (CFTC) vorsteht. "Aber wir haben große Fortschritte dabei gemacht, das Funktionieren der Märkte zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Märkte nicht von exzessiver Spekulation getrieben werden", kommentierte der Leiter der US-Aufsicht für Warentermingeschäfte die angeglichenen Bedingungen.

   Charles Vice, President der ICE, wies auf den Marktanteil seiner Terminbörse von lediglich 15% bei WTI-Kontrakten hin: "Wir halten es für höchst unwahrscheinlich, dass der WTI-Markt der ICE der Haupttreiber für die WTI-Preise ist", sagte er.

Die größte Neuerung dürfte im künftigen Datenaustausch zwischen den USA und Großbritannien liegen. Da die CFTC künftig Zugriff auf die Daten der ICE zu WTI-Kontrakten hat, will die US-Kontrollbehörde in ihren wöchentlichen Handelsbericht diese Daten aufnehmen. Aus dem Bericht geht unter anderem hervor, wie hoch der Anteil der spekulativ gehaltenden Ölkontrakte bzw. der Anteil der aus Absicherungsgründen gehaltenen Kontrakte ist. Analysten sprachen der zunehmenden Regulierung einen leicht dämpfenden Effekt zu. Der Schritt der CFTC habe die aktuell leicht "bearishe Stimmung bei Rohöl verstärkt", sagte Analystin Jennifer Gordon von der Deutschen Bank in New York. "Die geringere Transparenz und die schwächere Regulierung der ICE im Vergleich zur Nymex war offensichtlich schon für die Marktmanipulation durch den Amaranth-Fonds vor zwei Jahren mitverantwortlich. "Wir erwarten dadurch einen etwas dämpfenden Effekt auf die Öl-Futures", schrieben auch die Analysten der Commerzbank in einer Kurzanalyse. Unterdessen hat sich die CFTC schon das nächste Ziel gesetzt: Die US-Kontrollbehörde für Warentermingeschäfte will die Rolle von Indexfonds am Ölmarkt eruieren. Sie will klären, ob die Indexfonds lediglich passiv den Preis nachvollziehen oder nicht doch den Ölpreis aktiv nach oben treiben. Dabei will die CFTC die Teilnehmer stärker kontrollieren und dazu bis zum 15. September eine Selbstauskunft der - großenteils via Swaps nur mittelbar im Ölmarkt aktiven - Fondsverwalter einholen.

   Die Behörde hat den Verdacht, dass die steigende Nachfrage der Fonds zu dem starken Preisanstieg beigetragen hat, da die Investmentbanken, die Derivate wie jene Swaps auflegten, sich über den Kauf von Terminkontrakten gegen das Preisrisiko absicherten. Die großen Häuser wie Goldman Sachs, Morgan Stanley oder JP Morgan Chase sind von den Restriktionen der Nymex zu den erlaubten Mengen an Kontrakten ausgenommen.

-Von Ian Talley, Gregory Meyer, Judith Burns, Torsten Wolf DJG/DJN/tow/hab (END) Dow Jones Newswires

   June 18, 2008 09:54 ET (13:54 GMT)

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