16.06.2015 19:28:47

Huawei will im Internet der Dinge an der Seite Europas stehen

   Von Archibald Preuschat

   MÜNCHEN (Dow Jones)--Für den chinesischen Technologie-Konzern Huawei gibt es zwei Welten. Der Hersteller von Telefon-Netzwerkausrüstung und Smartphones zählt europäische Branchengrößen zu seinen Kunden. In den USA verkaufen die Chinesen hauptsächlich Smartphones. Die dortige Regierung erklärte den chinesischen Technologiekonzern zum Sicherheitsrisiko und rät ab, mit ihm Geschäfte zu machen. Misstrauen, das europäischen Unternehmen fremd ist. Bei Kunden aus der Telekombranche wird geschätzt, dass die Chinesen sehr hochwertige Technologie zu einem wettbewerbsfähigen Preis anbieten.

   Doch es geht nicht nur um Verkaufen: Huawei bietet Europa Hilfe an, bei der Industrie 4.0, dem Internet der Dinge und Mobilfunknetzen der nächsten Generation die Nase vorn zu haben, den Amerikanern die Stirn zu bieten, ihre Dominanz bei Internet-Geschäftsmodellen zu brechen. Dafür forschen die Chinesen in acht europäischen Ländern, nicht zuletzt auch in Deutschland und investieren hierzulande einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag.

   Die Frage, warum Huawei auf der anderen Seite des Atlantiks das Misstrauen entgegen schlägt und Europa so gar nicht, beantwortet William Xu, Huaweis Chief Strategy Marketing Officer, mit chinesischer Zurückhaltung: "Europa ist seit jeher Huawei gegenüber offen eingestellt", sagte er dem Wall Street Journal jüngst in einem Interview. Xu spricht nicht nur von den Aufträgen, die Huawei von europäischen Firmen bekommt. Die Liste, mit denen der Konzern gemeinsame Forschungsprojekte betreibt, gemeinsam Produkte entwickelt liest sich wie das Who-is-Who der europäischen, insbesondere der deutschen Wirtschaft: Die Deutsche Telekom, der Software-Riese SAP, die Autobauer Volkswagen und Audi, bei vernetzten Autos. Auch arbeitet der Konzern, der im chinesischen Technologie-Mekka Shenzen, unweit der Grenze zu Hongkong beheimatet ist, mit dem renommierten Fraunhofer-Institut zusammen. Deren Forscher haben einst den mp3-Standard zur digitalen Musik entwickelt. Mit ihrer Technologie wurde Apple der nach Marktkapitalisierung teuerste Konzern der Welt.

   Was das Internet, und die Fähigkeit damit Geld zu verdienen, angeht, ist die USA das Maß aller Dinge. Noch, meint Xu. "Europa ist führend, wenn es um Investitionen in das Internet der Dinge angeht. Wir glauben, dass Europa in einer hervorragenden Position ist, die Digitalisierung der Industrie anzuführen," sagt der chinesische Manager, der die Bereitschaft Europas zur Zusammenarbeit lobt. Keine Einbahnstraße -- Huawei unterhält Forschungszentren in acht Ländern - auch und gerade in Deutschland

   Dass diese nicht ganz ohne Risiko ist, musste indes Siemens erfahren. Erst lieferte der DAX-Konzern aus München Hochgeschwindigkeitszüge nach China und transferierte damit auch Technologie. Heute machen chinesische Zugbauer Siemens durchaus Konkurrenz. Solcherlei Ungemach droht den deutschen Partnern von Huawei aber nicht, beruhigt der Top-Manager, der im Vorstand des im Privatbesitz befindlichen Konzerns sitzt: "Wir liefern Netzwerkausrüstung, wir sind kein Telekommunikationsanbieter, und werden es auch nie werden. Huawei ergänze sich perfekt mit der Telekom, wie auch SAP, jeder Partner bringe seine Stärken ein", sagt er.

   Und auch wenn Industrie 4.0 und das Internet der Dinge - wenn auch nicht mehr allzu ferne - Zukunftsmusik sind. Die Telekom wird schon bald von der neuen Stärke durch Huawei profitieren. In dieser Woche gaben beide Unternehmen eine Partnerschaft bei der öffentlichen Cloud, virtuellen Rechenzentren bekannt. Die Chinesen liefern die Hardware, die Telekom managt die Datenströme, stellt Rechenkapazitäten bereit. Das Ziel ist klar definiert: Die Telekom will in diesem Bereich die Marktführer Amazon und Google angreifen. Das Geschäft mit virtuellen Datencentern wird nicht zuletzt über den Preis gemacht. Da zahlt es sich aus, wenn die notwendige Hardware, Server, zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis eingekauft werden können.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/kla

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   June 16, 2015 12:58 ET (16:58 GMT)

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