Übernahmeangebot |
06.10.2022 17:48:00
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Home24-Aktie mehr als verdoppelt: Möbelriese XXXLutz will Home24 kaufen
XXXLutz hat sich den Angaben zufolge bereits vor Bekanntgabe des Angebots rund 60 Prozent der Stimmrechte bei Home24 gesichert - rund 50 Prozent von den Aktionären, der Rest durch eine geplante 10-prozentige Kapitalerhöhung bei Home24 unter Ausschluss des Bezugsrechts der übrigen Aktionäre. Dadurch sollen dem Unternehmen rund 23 Millionen Euro frisches Kapital zufließen.
Für Jefferies-Analyst Henrik Paganetty kam die Übernahme indes wenig überraschend. Dass Unternehmen zusammengehen, sei angesichts der schwierigen Verhältnisse in den Bereichen Onlinehandel und Wohnen nur verständlich. Langfristig sei das Potenzial der Geschäftsfelder ungebrochen hoch.
Der Home24-Chef Marc Appelhoff sagte der Deutschen Presse-Agentur, gerade angesichts der aktuellen Konsumflaute werde der neue Investor Home24 mehr Robustheit verschaffen. Das Unternehmen werde bei Einkauf und Logistik von der Unterstützung des Möbelriesen profitieren, aber weiterhin als eigenständiges Unternehmen agieren.
Von einem Unternehmenssprecher der XXXLutz-Gruppe hieß es: "Als großer Partner wird XXXLutz Home24 dabei unterstützen, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens in einem unsicheren Marktumfeld zu sichern und auf Basis des innovativen Geschäftsmodells auch in Zukunft Wachstumschancen zu ergreifen."
Wie viele andere Onlinehändler leidet auch Home24 unter sinkenden Umsätzen, weil die Konsumenten angesichts des Ukrainekrieges und der hohen Inflation ihr Geld zusammenhalten. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Quartalen stets Verluste verbucht. Home24 selbst hatte erst im Frühjahr die Übernahme der Haushaltswaren-Kette Butlers abgeschlossen und sich davon positive Impulse für Umsatz und Gewinn erhofft./
Home24-Aktie nach Übernahmeofferte mehr als verdoppelt
Home24 kletterten im morgendlichen Handel in der Spitze um 126 Prozent auf knapp 7,53 Euro, womit das Papier kurzzeitig über dem Angebot des österreichischen Möbelriesen lag: XXXLutz ist bereit, 7,50 Euro je Aktie auf den Tisch zu legen, wobei die Home24-Führung das Angebot bereits unterstützt. Zum Handelsende fiel der Home24-Kurs etwas darunter und notierte mit Plus 125,03 Prozent bei 7,48 Euro.
Die Branchenexperten von Alsterresearch empfahlen Anlegern in einer ersten Reaktion, das Angebot anzunehmen. Sie passten das Kursziel auf die Höhe der Offerte an. Da sich XXXLutz bereits 60 Prozent gesichert habe, erscheine ein höheres Gegenangebot oder ein Bieterwettstreit und damit ein höherer Angebotspreis unwahrscheinlich, lautet das Argument der Analysten.
Catharina Claes von der Privatbank Berenberg sieht in der Übernahme viel Positives für Home24. Das Unternehmen strebe nach Stabilität und Sicherheit und lasse sich auf den Deal ein, um seine Marktposition weiter zu stärken und auszubauen, schrieb die Expertin. Dabei hob sie hervor, dass auch XXXLutz die Wachstumsstrategie des Home24-Vorstands voll unterstütze. "Wir gehen davon aus, dass Home24 weiterhin als unabhängiger reiner E-Commerce Anbieter unter der Leitung desselben Managements agieren wird", ergänzte Claes. Wichtige Marken und Standorte dürften beibehalten und gestärkt werden.
Für Jefferies-Analyst Henrik Paganetty kommt die Übernahme indes wenig überraschend. Dass Unternehmen zusammengehen, sei angesichts der schwierigen Verhältnisse in den Bereichen Onlinehandel und Wohnen nur verständlich. Langfristig hält er das Potenzial der Geschäftsfelder aber für ungebrochen hoch.
Home24 wurde 2009 gegründet und 2018 vom Startup-Inkubator Rocket Internet zu 23 Euro je Aktie an die Börse gebracht. Kurz nach dem Börsengang zog der Kurs bis auf knapp 32 Euro an, bevor er stark abstürzte. Im März 2020 kostete ein Papier gerade noch um die zweieinhalb Euro. Rückenwind brachte kurz die Pandemie, als der stationäre Handel geschlossen blieb und der Rückzug der Menschen in die eigenen vier Wände auch den Wunsch nach Verschönerung mit sich brachte: Im Februar 2021 schaffte es die Aktie noch einmal bis auf ein Zwischenhoch bei 26,86 Euro - doch von da an ging es kontinuierlich abwärts.
Wie viele andere Online-Händler trifft auch Home24 derzeit die Zurückhaltung der Verbraucher, die angesichts Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg nur das Nötigste ausgeben. Der europäische Branchenindex für Einzelhändler, Stoxx Europe 600 Retail, liefert sich mit dem Immobilienwerte-Index ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die rote Laterne für 2022. Beide liegen im laufenden Jahr deutlich über 40 Prozent im Minus.
Mit der XXXLutz-Offerte wird Home24 nun mit knapp 230 Millionen Euro bewertet. Die Marktkapitalisierung betrug gemessen am Xetra-Schlusskurs vom Mittwoch dagegen gerade mal noch etwas mehr als 100 Millionen Euro. Mit den aktuellen Kursgewinnen reduziert sich der Verlust der Anleger seit dem Jahreswechsel zwar erheblich, dennoch beträgt das Minus noch rund 36 Prozent.
AlsterResearch rät zu Annahme der Offerte für Home24
Das Analysehaus AlsterResearch hat Home24 angesichts der Offerte des Möbelkonzerns XXXLutz von "Buy" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 8,40 auf den Angebotspreis von 7,50 Euro gesenkt. Mit dem Verkaufsvotum rät Analyst Alexander Zienkowicz in einer am Donnerstag vorliegenden Studie den verbleibenden Aktionären dazu, das Übernahmeangebot anzunehmen. Der gebotene Aufschlag sei attraktiv und die Chance auf eine Nachbesserung oder ein Gegenangebot gering.
BERLIN / FRANKFURT (dpa-AFX)
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