23.11.2018 09:43:44
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HINTERGRUND/Washington macht sich bei Partnern gegen Huawei stark
Von Stu Woo und Kate O'Keeffe
WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Regierung hat in ihrer Sorge um mögliche Spionage durch China eine ungewöhnliche Kampagne gegen den chinesischen Telekomausrüster Huawei gestartet. Sie versucht Mobilfunk- und Internetanbieter in anderen Ländern davon zu überzeugen, künftig einen großen Bogen um Telekomprodukte von Huawei zu machen, wie informierte Personen sagten.
Die Huawei Technologies Co wird von US-Politikern verdächtigt, ein mögliches Werkzeug für staatlich geförderte Spionage zu sein. Regierungsvertreter hätten bereits mit Staatsvertretern und Telekommangern aus befreundeten Ländern, in denen Huawei-Geräte bereits weit verbreitet sind, über die in ihren Augen möglichen Cybersicherheitsrisiken gesprochen. Dazu gehörten laut den Informanten auch Deutschland, Italien und Japan, wo die USA Militärbasen haben. Zwar verfügt das Pentagon über ein eigenes Satelliten- und Telekommunikationsnetz für besonders sensible Kommunikation, aber der meiste Datenverkehr an vielen militärischen Einrichtungen läuft über kommerzielle Netzwerke.
Die USA würden auch eine Erhöhung der Finanzhilfe für die Entwicklung der Telekommunikation in Ländern erwägen, die chinesische Geräte meiden, sagen einige der Informanten.
Ein neuer "Kalter Krieg"
Einige US-Vertreter sehen den internationalen Vorstoß ihres Landes als Teil eines größeren, technologischen "Kalten Krieges" zwischen US-geführten Verbündeten und China um die Kontrolle einer Welt, die zunehmend digital vernetzt ist - und somit zunehmend anfällig für Überwachung und Straftaten ist. Sie fürchten den Aufstieg technologischer Giganten, die von autoritären Regierungen benutzt werden könnten.
Zudem verschärfen sich zurzeit die Spannungen zwischen Washington und Peking an anderen Fronten. Die USA haben Importzölle auf chinesische Waren mit einem Wert über 250 Milliarden Dollar verhängt, und China hat sich mit Zöllen auf US-Güter im Wert von etwa 60 Milliarden Dollar revanchiert.
Die Kampagne gegen Huawei im Ausland kommt zu einer Zeit, da Mobilfunk- und Internetanbieter weltweit kurz davor stehen, neue Hardware für den neuesten Mobilfunkstandard 5G zu kaufen. Die 5G-Netze versprechen superschnelle Verbindungen, die selbstfahrende Autos und das "Internet der Dinge" ermöglichen, in dem Fabriken und Alltagsgegenstände wie Herzmonitore und Turnschuhe mit dem Internet verbunden sind. Die USA sorgen sich, dass chinesische Hersteller von Telekommprodukten Verbindungen zu einem exponentiell wachsenden Universum von Dingen ausspionieren oder deaktivieren, wie etwa Teile von Produktionsanlagen.
Huawei ist der zweitgrößte Smartphone-Hersteller weltweit hinter Samsung Electronics und weltweit führend bei Telekommunikationsausrüstungen. Dazu gehört z.B. die Hardware, die in Mobilfunkmasten, Internetnetzwerken und anderen Infrastrukturkomponenten eingesetzt wird, die eine moderne Kommunikation ermöglichen.
2012 hatte ein Untersuchungsbericht des US-Kongresses Huawei und den chinesischen Technologiekonzern ZTE als Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft. Peking könne die Unternehmen möglicherweise unter Druck setzen, so die Sorge.
Huawei hält dagegen, das Unternehmen gehöre Mitarbeitern und sei keiner Regierung verpflichtet. Seine Ausrüstung sei so sicher wie die westlicher Konkurrenten wie der finnischen Nokia oder der schwedischen Ericsson, weil alle Hersteller gemeinsame Lieferketten hätten. Zu der Kampagne der USA wollte sich das Unternehmen nicht äußern.
Auch in Deutschland mahnen hochrangige Beamte inzwischen zu Vorsicht bei Huawei-Produkten. In Bonn hat der Konzern vor einer Woche ein "Security Innovation Lab" eröffnet, ähnliche wie bereits in Großbritannien. Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wollte sich dazu nicht äußern.
(Mitarbeit: Giovanni Legorano, Mayumi Negishi, Dan Strumpf und Sara Germano)
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/sha/cbr
(END) Dow Jones Newswires
November 23, 2018 03:43 ET (08:43 GMT)
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