01.08.2007 17:01:00
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HINTERGRUND: 'Konzertierte Aktion' - Steinbrück und Banken eilen IKB zur Hilfe
Die Situation sei in der Schaltkonferenz des KfW-Verwaltungsrates als äußerst ernst geschildert worden, berichteten Teilnehmer. Wenn die Staatsbank ihrem strategischen Partner IKB nicht mit einer Acht- Milliarden-Bürgschaft unter die Arme greife, wäre das Bankenwesen in die erste große Bankenkrise seit 1931 gerutscht, habe Sanio gewarnt.
OFFIZIELLE GELASSENHEIT
Das Finanzministerium trat am Mittwoch offiziell gelassen auf: Eine Pleite der IKB hätte keine Auswirkungen auf den gesamten Bankensektor gehabt. Es sei eine lokale Krise gewesen, die mit Hilfe der KfW abgewendet worden sei. Der Steuerzahler müsse nicht beunruhigt sein, es gebe keine Anzeichen für negative Folgen auf den Haushalt.
Ganz so lokal war die Krise wohl nicht, dafür spricht die illustre Schar der Topbanker, die Steinbrück in die Entscheidung miteinbezog. Dazu zählten neben KfW-Chefin Ingrid Matthäus-Maier und Sanio auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Commerzbank-Boss Klaus-Peter Müller und Sparkassenpräsident Heinrich Haasis. Dem Vernehmen nach seien sich alle einig gewesen, dass mit einer "konzertierten Aktion" eine "systemische Krise" für den Finanzplatz Deutschland verhindert werden müsse.
ENDGÜLTIGE LASTENVERTEILUNG OFFEN
Die KfW bürgt nun mit 8,1 Milliarden Euro für den von der IKB beratenen Fonds Rhineland Funding Capital Corporation (RFCC), der in Immobilien-Kredite mit niedriger Bonität investiert hatte. Offen ist noch, wie die endgültige Lastenverteilung aussehen soll. Dies soll auf einer Sondersitzung des für Kredite zuständigen KfW- Zuteilungsgremiums besprochen werden. Im Gespräch ist, auch die öffentlich-rechtlichen Banken und die Privatbanken ins Boot zu holen. Mit einer Stützungsaktion des gesamten dreigliedrigen Bankensystems könnten mögliche Bedenken der EU-Kommission, die schnell unerlaubte Beihilfen wittert, ausgeräumt werden, hieß es. Nach Informationen des "Handelsblatts" sollen die Privatbanken rund ein Drittel der Bürgschaft tragen.
Über die KfW-Hilfe dürften sich die Aktionäre der im MDAX notierten IKB trotz des heftigen Kursrutsches gefreut haben. Doch mehren sich kritische Stimmen, die fragen, warum die Staatsbank überhaupt Großaktionärin einer börsennotierten Industriebank sein muss, die in den USA ein zu großes Rad drehte. "Eine Staatsbank muss sich auf ihre Aufgaben im Fördergeschäft beschränken und sich nicht ins Wettbewerbsgeschäft begeben. Das ist allein Aufgabe der Geschäftsbanken", kritisiert der Unions-Finanzexperte Otto Bernhardt.
Für Steinbrücks Haus dürfte die IKB-Krise noch längst nicht ausgestanden sein. Als Vertreter des Ministeriums sitzt im IKB- Aufsichtsrat Abteilungsleiter Jörg Asmussen, im Beirat der Bank die Staatssekretärin Barbara Hendricks (SPD). Auf die Frage, warum die Gremien so spät auf die Milliardenrisiken in den USA aufmerksam wurden, ließ Steinbrücks Sprecher durchblicken, dass der Knackpunkt eher im Informationsverständnis des IKB-Vorstands gegenüber dem Aufsichtsrat gelegen habe. Die Umstände seien der Ad-hoc-Mitteilung der Bank zu entnehmen: Darin war mitgeteilt worden, dass IKB-Chef Stefan Ortseifen seinen Hut nehmen musste./tb/DP/wiz
--- Von Tim Braune und Ruppert Mayr, dpa ---
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