Entscheidung am Freitag 24.08.2016 19:10:46

Hauptversammlung: Kommt bei STADA der radikale Kurswechsel?

Am Freitag werden die Aktionäre nicht nur über den Jahresabschluss und die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat abstimmen, sondern auch darüber, ob sie einen radikalen Kurswechsel im Unternehmen befürworten oder für den mittlerweile eingeleiteten Wandel mit Augenmaß stimmen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die vorgezogene Neuwahl des Aufsichtsrates.

   Im Vorfeld des Aktionärstreffens ist ein Machtkampf um STADA entbrannt. Er war im Frühjahr angestoßen worden von dem aktivistischen Aktionär Active Ownership Capital (AOC). Der Aktionär ist unzufrieden mit der Wertentwicklung des letzten unabhängigen Herstellers von Nachahmermedikamenten (Generika) und rezeptfreien Arzneien in Deutschland und hat STADA seitdem mit ständig neuen Forderungen unter Druck gesetzt. Ob es dem Investor tatsächlich nur um eine bessere Performance von STADA geht oder am Ende ein gewinnträchtiger Verkauf des Unternehmens an einen Wettbewerber stehen soll, ist unklar.

STADA baut sich um

Der Investor ist mit mehr als 5 Prozent an STADA beteiligt. Inzwischen sollen Presseberichten zufolge aber auch andere Aktionäre wie etwa die Fondsgesellschaften DWS, Allianz Global Investors und Lupus Alpha die Forderungen von AOC unterstützen. STADA hat aber auch viele treue Kleinaktionäre wie Ärzte und Apotheker. Daher dürfte vor allem die Präsenz auf der Hauptversammlung über die Zukunft des Unternehmens entscheiden.

  STADA hat inzwischen den längst überfälligen Wandel eingeleitet. Fehler der Vergangenheit wurden unter dem Druck von AOC, hinter dem mit Florian Schuhbauer und dem Österreicher Klaus Röhrig zwei ehemalige Investmentbanker stehen, korrigiert. So musste STADAs langjähriger und vor allem wegen seiner hohen Pensionsansprüche umstrittener Vorstandschef Hartmut Retzlaff inzwischen seinen Hut nehmen. Das Unternehmen will zudem unter anderem die vinkulierten Namensaktien abschaffen, die in der Regel als Hindernis für eine Übernahme gesehen werden. Auch bei anderen Forderungen kam STADA dem Investor entgegen. So soll ein neues Vergütungssystem für den Vorstand eingeführt werden.

Maßnahmen gehen AOC nicht weit genug

Mitte Juli hatte STADA mit dem neuen Vorstandschef Matthias Wiedenfels ein ambitioniertes Wachstumsprogramm verabschiedet und Ziele für 2019 formuliert. Es sieht unter anderem vor, dass der bereinigte Konzerngewinn um mehr als 50 Prozent auf 250 Millionen Euro steigen soll. Das alles geht AOC aber nicht weit genug.

   Auch der Forderung nach einer vorzeitigen Neubesetzung der Kapitalseite des Aufsichtsrates, die zur Hälfte mit Apothekern besetzt ist, hat sich das Unternehmen gebeugt. Allerdings will STADA nur 4 der 6 Manager ersetzen, während AOC den Austausch sämtlicher Mitglieder der Kapitalseite fordert. Nach den Plänen von STADA soll der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Abend, dessen Ablösung AOC vehement fordert, bleiben. AOC will nur 2 der 4 von STADA nominierten Kandidaten unterstützen und hat 4 eigene Kandidaten vorgeschlagen. Darunter ist der ehemalige Novartis-Manager Eric Cornut, der falls es zur Abwahl von Abend kommen sollte, Aufsichtsratschef werden könnte.

Sturz des kompletten Aufsichtsrates könnte auch neuen Vorstandschef zu Fall bringen

Sollte es zum Sturz des Aufsichtsratschefs kommen, dürften auch die Tage von Wiedenfels bei STADA gezählt sein, denn ein neuer Aufsichtsrat könnte dann auch einen neuen Vorstand einsetzen. AOC hat bereits die Kompetenz des Juristen in Frage gestellt. Der Manager war vor seiner Ernennung zum Vorstandschef hauptsächlich für Compliance im Vorstand zuständig. Nach Informationen der Wirtschaftswoche sollen 2 Hochkaräter der Pharmabranche, der frühere Ratiopharm-Boss Claudio Albrecht und der amtierende Chef des schwedischen Pharmaherstellers Meda, Jorg-Thomas Dierks, bereits ihre Chancen, Chef des hessischen Medikamenten-Herstellers STADA zu werden, sondieren.

   DJG/hoa/jhe

Von Heide Oberhauser-Aslan

FRANKFURT (Dow Jones)

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