21.02.2018 16:11:00

Grasser-Prozess - Thornton: Petrikovics hat straff geführt

Der im Grasser-Prozess mitangeklagte Ex-Immofinanz- und Constantia-Privatbank-Manager Christian Thornton hat heute bei seiner weiteren Einvernahme durch Richterin Marion Hohenecker versucht zu rechtfertigen, warum er als Leiter des Rechnungswesens der Immofinanz Provisionszahlungen ohne Vertragskenntnis an die Hochegger-Firma Astropolis veranlasst hat.

Schuld daran sei der mitangeklagte Ex-Immofinanzchef Karl Petrikovics, der ihm bei diversen Jour fixes die Details zu den Überweisungen zukommen habe lassen, sagte Thornton sinngemäß heute des Öfteren.

Den Geschäftsbesorgungsvertrag, der bei einem Notar hinterlegt wurde und Basis für die Provisionszahlungen an die Astropolis war, bestand zwischen der Immofinanz und Hocheggers Valora. Wie hätte da die Rechnungslegung aussehen müssen, fragte die Richterin. "Ich muss jetzt nachdenken", sagte Thornton. "Er war so einfach, da muss man nicht nachdenken", konterte die Richterin unter Hinweis auf eine entsprechende Aussage von Petrikovics. "Warum hat es keine Rechnung der Valora gegeben?", so die Richterin weiter. "Petrikovics und Hochegger haben aufgrund strengster Diskretion offenbar einen anderen Weg gesucht", so Thornton.

Ob es üblich war, dass ein Vertrag beim Notar lag, wollte die Richterin weiter wissen. Er könne sich jetzt nicht an einen anderen Fall erinnern, so Thornton.

Auf die Frage der Richterin, wie jemand eine Rechnung ausstellen könne, wenn er den Vertrag nicht kenne und ihm gesagt werde, dass der Vertrag bei einem Notar liege, meinte Thornton, er sei davon ausgegangen, dass eine Kopie im Haus liege und er wollte sie sich aus Diskretionsgründen nicht vorzeigen lassen.

Petrikovics sei ein großer Kommunikator gewesen. Er habe sich die Informationen von allen Abteilungen geholt. Petrikovics habe das Unternehmen straff geführt. "Wenn ich die Info gebraucht hätte, hätte er sie mir gegeben", sagte Thornton. "Ich bin davon ausgegangen, es gibt einen Vertrag, und der liegt beim Notar. Von Petrikovics wird niemand Geld bekommen, der nicht eine Leistung dafür bringt." Davon sei er ausgegangen, so Thornton.

Richterin Hohenecker hinterfragt auch die Übernahme der Provisionsverpflichtung für die Villacher Eisenbahnerwohnungsgesellschaft ESG durch die Immofinanz. "Wo wurde sie aktiviert?", lautete ihre Frage. "Die Anschaffungskosten sind als Vermittlungskosten in den Aufwand übergegangen", antwortete Thornton und versuchte dies mit dem Immofinanz-Geschäftsbericht 2004/05 zu belegen, wo 1,8 Mio. Euro für den Buwog-Anteil festgehalten wurden.

Peter Hochegger sei für ihn damals, als es darum ging, die Provision aus dem Buwog-Verkauf an die Hochegger-Gesellschaft Astropolis zu überweisen, in Wirklichkeit ein Kunde gewesen, so Thornton, der im fraglichen Zeitraum für das Rechnungswesen bei der Immofinanz verantwortlich war. Eine Nähe zu den mitangeklagten Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und Walter Meischberger habe er damals nicht wahrgenommen,

Er erinnere sich, dass Hochegger damals bereits für die Constantia Privatbank (CPB) gearbeitet habe. An Gerüchte über Hochegger könne er sich nicht erinnern. Sein Wissen über Hochegger als Lobbyist sei eine Mischung aus Aktenkenntnis und seinem Wissen über dessen damalige PR-Agentur.

Der Verkauf der Bundeswohnungen habe einen wesentlichen Einfluss auf seine damalige Arbeit gehabt. Vorher habe die Immofinanz nur Immobilienprojekte gekauft, jetzt Unternehmen, was ganz andere Herausforderungen für den Konzernabschluss bedeuteten. Mit dem Rechnungswesen der Buwog, mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern sei besprochen worden, wie diese komplizierte Materie zu verstehen und in das Rechnungswesen der Immofinanz überzuführen sei.

Er habe damals gedacht, die Verhandlungen der Immofinanz mit der Stadt Villach über den Weiterverkauf der miterworbenen ESG seien ernsthaft gewesen, führte Thornton auf Befragen weiter aus. Die Aussagen der mitangeklagten Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovics und Ex-RLB OÖ-Banker Georg Starzer hier in der Hauptverhandlung habe er diesbezüglich aber anders wahrgenommen.

Die Behauptung von Starzer, es habe nie eine Provision gegeben, es habe nichts zum Gegenrechnen gegeben, sei durchaus nachvollziehbar, so Thornton. Beide Berechnungen, auch jene von Petrikovics, der behauptet hat, die Provision sei im Verkaufspreis der ESG berücksichtigt worden, seien nachvollziehbar, er wisse aber nicht, was davon richtig sei.

(Schluss) ggr/stf/kre

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