06.06.2018 16:17:00

Grasser-Prozess - Meischberger ärgerte sich über Grassers Interviews

Im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere geben die Tagebuch-Einträge von Walter Meischberger, Zweitangeklagter und Vertrauter Grassers, Einblicke in dessen Verhältnis zum Hauptangeklagten. Im Oktober 2009 ärgerte sich Meischberger über Grassers Interviews.

Meischberger las heute bei der Verhandlung im Großen Schwurgerichtssaal seine handschriftlichen Tagebucheinträge selber vor. Im Herbst 2009 wurde der Korruptionsverdacht bei der Buwog-Privatisierung erstmals öffentlich bekannt. Am 25.10.2009 heißt es im Tagebuch: "Der nächste Störfaktor an diesem Wochenende: Das wöchentliche vollkommen unnötige Interview von KH bei seinem vermeintlichen Busenfreund Fellner. Die xte Unschuldsbeteuerung, die deshalb nicht glaubhafter wird. Verpackt ist alles in einem fürchterlich schlechten Artikel der nur darauf abzielt mich als Trottel und KH als Opfer darzustellen. Ich habe KH nun schon oft eindringlich gebeten nicht mit Fellner zu sprechen. Er macht es immer und immer wieder......". Mit KH ist Karl-Heinz Grasser gemeint. Mit Fellner meinte Meischberger den Herausgeber der Tageszeitung "Österreich", Wolfgang Fellner.

Er sei damals verärgert über seinen Freund Grasser gewesen und habe seinem Ärger hier Ausdruck verliehen, sagte Meischberger heute. Geärgert habe er sich auch, dass Grasser noch immer in einer Bürogemeinschaft mit ihm gewesen sei. Dazu nahm Grasser heute auf Fragen von Richterin Marion Hohenecker selber kurz Stellung. Großteils sitzt der Hauptangeklagte Grasser jedoch sonst völlig unbeteiligt auf der Anklagebank und studiert seine Unterlagen.

Verärgert war Meischberger auch über den - nun mitangeklagten - Peter Hochegger: "Hochegger schreckt vor denunzierenden und falschen Aussagen nicht zurück", heißt es etwa über den früheren engen Geschäftspartner Hochegger in Meischbergers Tagebuch. Doch Meischberger wollte nicht untätig bleiben: Angesichts des Interesses von Journalisten an Hocheggers Firma Valora und Geschäften in Kasachstan, Aserbaidschan und Bulgarien werde er "ein bisschen nachlegen", heißt es in Meischbergers Aufzeichnungen.

Auch ein Freiheitlicher, der sich damals kritisch zu Wort meldete, bekommt im Tagebuch sein Fett ab: Der ehemalige FPÖ-Generalsekretär Meischberger bezeichnet ihn als "NPD Mann" und "Alkoholiker", der alte Rechnungen begleichen wolle.

Eine Attacke reitet Meischberger auch gegen die "Raiffeisen-Medien", die die Buwog-Causa hochspielen würden, um von für sie unangenehmen Themen, wie dem "Skylink", ablenken zu wollen.

(Schluss) gru/stf/kan

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