15.12.2017 14:13:00

Grasser-Prozess - Meischberger-Anwalt 2 - Kritik an "Verräter"

Meischbergers Verteidiger Jörg Zarbl ging in seiner Rede auch mit jenen beiden Männern hart ins Gericht, die belastende Aussagen gegen die Angeklagten gemacht hatten. Der früherer Kabinettschef im Infrastrukturministerium von Michael Schmid (FPÖ), Willibald Berner, sei von einem sozialdemokratischen Hintergrund zur FPÖ gekommen und hätte unter den Freiheitlichen als "Verräter" gegolten.

"Den Verrat liebt man, den Verräter nicht", sagte Zarbl. Die FPÖ habe Informationen von Berner zuvor im Wahlkampf verwertet, als Dank sei er Kabinettschef in einem FPÖ-Ministerium geworden. Berner hatte von einem "gemeinsamen Tatplan" von Personen rund um Grasser auf der linken Seite (Meischberger, Hochegger, Plech) und Jörg Haider auf der rechten Seite gesprochen, um sich bei Privatisierungen und ähnlichem zu bereichern. "Eine Verbindung (von Meischberger, Anm.) zu Haider ist denkunmöglich", so der Anwalt, denn Meischberger sei 1999 aus der FPÖ ausgeschlossen worden.

Auch Michael Ramprecht, der Grasser ein "abgekartetes Spiel" bei der Bundeswohnungen-Privatisierung vorgeworfen hatte, blieb von Kritik nicht verschont. Ramprecht, ein ehemaliger Kabinettsmitarbeiter Grassers, habe aus "Rache" gehandelt, seine Ehefrau habe einen Job beim Makler Ernst Plech verloren, nannte Zarbl als dahinterstehende Motivation Ramprechts. Außerdem: Bei der Buwog-Privatisierung habe Grasser gar nicht das Heft in der Hand gehabt, weil Kärnten ein Vorkaufsrecht hatte, so der Anwalt.

Einleitend hatte der Strafverteidiger seinen Mandanten vorgestellt: Meischberger werde in den Medien immer nur als "Grassers Trauzeuge" bezeichnet, das stimme zwar, aber er sei erfolgreicher FPÖ-Politiker und Unternehmer. Meischberger sei zehn Jahre lang FPÖ-Nationalratsabgeordneter gewesen und auch im Bundesrat Mandatar. 1999 sei Meischberger aus der FPÖ ausgeschlossen worden, dadurch sei es zu einem Bruch mit dem bisherigen Umfeld gekommen.

Allerdings seien die langjährigen Freundschaften mit seinem "väterlichen Freund" Ernst Plech und mit Grasser aufrecht geblieben. Die Freundschaft mit Plech sei so eng gewesen, dass man für Geschäfte keine Verträge gebraucht habe, argumentierte der Anwalt.

Auch mit Hochegger sei Meischberger befreundet gewesen und habe mit ihm Geschäfte gemacht. "Hochegger führte ihn ins Geschäft der Public Relations ein", während Plech Meischberger in die Immobilienbranche einführte, schilderte der Anwalt die fördernden Freunde Meischbergers.

Meischberger habe als "strategischer Berater" zahlreiche große Geschäfte gemacht, mit Unternehmen wie Novomatic, der Porr, der Telekom und weiteren. Diverse strafrechtliche Ermittlungen - wegen Korruptions- und Untreue-Verdachts, Anm. - zu Meischbergers Geschäften seien eingestellt worden. In der Causa um eine 600.000-Euro-Zahlung - laut Meischberger Tipp für ein Hotelkauf in München - sei Meischberger nach einem Prozess freigesprochen worden.

(Schluss) gru/stf/phs

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