19.06.2018 10:33:00
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Grasser-Prozess - Ex-Finanzminister legt es sehr langatmig an
Er habe zu Beginn seiner Tätigkeit als Finanzminister sieben Tage die Woche 16 bis 18 Stunden am Tag gearbeitet, so Grasser. Die Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) sei extrem unter Druck gestanden, gleich zu Beginn hätte es drei Rücktritte und eine Massendemo mit 150.000 Protestierenden gegeben.
Das alles habe er sich nur im Interesse des Staates angetan, denn bei seinem vorigen Arbeitgeber, der Magna des Austrokanadiers Frank Stronach, habe er weit mehr verdient, so Grasser zu Richterin Marion Hohenecker.
Wenig überraschend betonte Grasser, wie schon die Tage zuvor der zweitangeklagte Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger, dass es eine mediale Hetzjagd gegen ihn gegeben habe. Er sei dadurch auch beruflich blockiert gewesen, da ein Blick in Google gereicht hätte um zu sehen, was hier in Österreich gegen ihn los sei.
"Die Staatsanwaltschaft liegt falsch, die Anklage hat kein Fundament", betonte Grasser heute zu Beginn seines Monologs, der den ganzen Tag dauern könnte. Gestärkt hat er sich dafür mit einem Energy Drink und Mineralwasser.
Auffallend war die vergangenen 40 Prozesstage, dass Grasser während der Verhandlungen permanent Notizen machte und mit Textmarker Akten durcharbeitete. Regungen zeigte er bisher kaum. Wie schon alle anderen Prozesstage zuvor vermied es Grasser auch heute tunlichst auf der Anklagebank fotografiert und gefilmt zu werden. Er nimmt erst Platz, wenn die Richterin die Foto- und Videoaufnahmen untersagt.
Grasser ist jedenfalls noch immer ein Publikumsmagnet. Während das Interesse von Medien und Gerichtskiebitzen in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen hat, ist heute der Große Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts recht gut gefüllt.
Der Prozess hat am 12. Dezember des Vorjahres begonnen, der Terminkalender des Gerichts geht zumindest bis Oktober des heurigen Jahres. Neben Grasser und seinem Trauzeugen Meischberger sind noch zahlreiche Ex-Manager von Immofinanz, Porr und Raiffeisen angeklagt. Ein Angeklagter, der ehemalige Raiffeisen OÖ-Chef Ludwig Scharinger, ist dauerhaft verhandlungsunfähig.
(Schluss) stf/gru/kre
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