19.03.2022 16:10:38

GESAMT-ROUNDUP: Russland: Hyperschall-Rakete zerstört Raketenarsenal in Ukraine

BERLIN (dpa-AFX) - Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges in der Ukraine berichtet Russland von dem Einsatz der Hyperschall-Rakete "Kinschal". Mit der auch als Dolch bezeichneten ballistische Rakete habe die russische Luftwaffe ein ukrainisches Raketenarsenal im Gebiet Iwano-Frankiwsk zerstört, teilte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums am Samstag mit. In Deutschland wurden mehr als 200 000 ukrainische Kriegsflüchtlinge registriert. In vielen deutschen Städten gehen die Menschen am Wochenende erneut auf die Straße, um Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen.

Russland: Hyperschall-Rakete zerstört Raketenarsenal in Ukraine

Durch die Hyperschall-Rakete sei das unterirdische Munitionsdepot der ukrainischen Luftwaffe in Deljatyn im Südwesten der Ukraine am Freitag vernichtet worden, teilte die russische Seite mit. Es sei der erste Einsatz im Kampf überhaupt, hieß es. Im Gebiet Odessa am Schwarzen Meer seien zwei Stützpunkte der militärischen Aufklärung zerstört worden. Überprüfbar waren die Angaben nicht.

Bisher kamen die "Kinschal"-Raketen vor allem bei Manövern zum Einsatz - zuletzt wenige Tage vor der Invasion in die Ukraine, die am 24. Februar begann. Abgefeuert werden sie von Kampfflugzeugen des Typs MiG-31. Sie können nach russischen Angaben Ziele in bis zu 2000 Kilometer Entfernung treffen - unter Umgehung aller Luftabwehrsysteme und übertreffen die Schallgeschwindigkeit um ein Mehrfaches: Sie sollen mit mehr als 6000 Kilometern pro Stunde fliegen.

Russland begründet seinen Krieg in der Ukraine auch mit dem Ziel, das vom Westen ausgerüstete Nachbarland zu entmilitarisieren. In der Nacht zum Samstag seien 69 Militärobjekte, darunter vier Kommandostützpunkte der Ukraine, zerstört worden, sagte der Sprecher. Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin forderte die USA und die Nato-Staaten auf, die Ukraine nicht weiter zu bewaffnen, "wenn sie baldigst Frieden wollen".

Ukraine: Zehn Fluchtkorridore für bedrängte Bevölkerung

Die Führung in Kiew teilte am Samstag mit, für die bedrängte Zivilbevölkerung in den Kriegsgebieten seien zehn Fluchtkorridore eingerichtet worden. Einer führe aus der seit Tagen besonders schwer umkämpften Stadt Mariupol im Süden in Richtung der Stadt Saporischschja. Aus dem umkämpften Gebiet Luhansk im Osten des Landes führten vier Korridore in die Stadt Bachmut. Weitere Fluchtrouten wurden demnach aus Dörfern und Städten um die Hauptstadt Kiew eingerichtet. Die Routen werden für jeden Tag neu angekündigt.

Am frühen Morgen hatte die ukrainische Seite schwere Kämpfe am Flughafen Tschornobajewka bei Cherson im Süden der Ukraine gemeldet. "Wir haben sie dort schon wieder getroffen", schrieb Olexij Arestowitsch, Berater des Büroleiters von Präsident Wolodymyr Selenskyj, auf Facebook. Die ukrainischen Streitkräfte hätten das russische Militär an diesem Flughafen bereits das sechste Mal überfallen und dem Gegner dort schwere Verluste zugefügt. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Selenskyj an Russen: Stellen Sie sich 14 000 Leichen im Stadion vor

Selenskyj selbst äußerte sich zum Auftritt des Kremlchefs Wladimir Putin im Luschniki-Stadion in Moskau am Freitag - und konterte mit einem Zahlenvergleich: Knapp 100 000 Menschen vor dem Stadion, in der Arena selbst 95 000 Menschen - dies entspreche zusammen etwa der Zahl der russischen Soldaten, die in die Ukraine eingefallen seien, sagte er in einer Videoansprache. "Und jetzt stellen Sie sich 14 000 Leichen in diesem Stadion vor, dazu noch Zehntausende verwundete und verstümmelte Menschen."

Zugleich rief er Russland nachdrücklich zu ernsthaften und ehrlichen Gesprächen über eine Friedenslösung auf. Sein Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk betonte die sogenannten roten Linien für die Verhandlungen mit der russischen Seite - Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Ukraine sowie ihre staatliche Unabhängigkeit.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rief die westlichen Verbündeten zu weiteren Waffenlieferungen für die Ukraine auf. Im Interview der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Samstag) sagte er: "Bitte, unterstützen Sie uns". Die europäischen Verbündeten und die Nato seien angehalten, benötigte Waffen für die Verteidigung des Luftraumes über Kiew zu schicken.

Mehr als 200 000 Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland registriert

In Deutschland registrierte die Bundespolizei seit Beginn des russischen Angriffs nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Samstag 207 742 Kriegsflüchtlinge. Die Zahl der tatsächlich Angekommenen dürfte aber deutlich höher sein. Nach UN-Angaben sind seitdem mehr als 3,1 Millionen Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflohen. Allein in Polen kamen bisher rund zwei Millionen Menschen an.

Bildungspolitiker in den Ländern schätzen, dass etwa die Hälfte der in Deutschland ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Kinder und Jugendliche sind, die früher oder später in Schulen oder Kitas unterkommen. Es gebe bisher keine verlässlichen Daten, sagte der Chef der neuen Taskforce der Kultusministerkonferenz (KMK) für das Thema, Hans Beckmann (SPD), beim ersten Treffen der Expertengruppe am Freitag hätten Ländervertreter aber eine solche Schätzung abgegeben.

Am Wochenende waren in vielen deutschen Städten Demonstrationen und Konzerte für den Frieden in der Ukraine angekündigt - am Samstag etwa in Münster, Düsseldorf, Frankfurt, Magdeburg, Hannover und Hamburg. Am Sonntag war unter anderem am Brandenburger Tor in Berlin eine große Kundgebung mit dem Titel "Sound of Peace" mit zahlreichen Musikern geplant./trö/DP/stk

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