16.10.2013 18:19:33

GESAMT-ROUNDUP: Fitch droht USA mit Abstufung - Anleger hoffen auf Einigung

    NEW YORK/FRANKFURT (dpa-AFX) - Es ist ein Schuss vor den Bug der US-Politiker: Die Ratingagentur Fitch droht den Vereinigten Staaten wegen der Finanzstreitigkeiten mit dem Verlust ihres Spitzenratings. Die Agentur setzte das begehrte "AAA" oder "Triple-A" unter Beobachtung, wie sie am Dienstagabend (Ortszeit) mitteilte. Nach Einschätzung von Fitch untergraben die US-Politiker nicht weniger als das Vertrauen in das politische System der USA und den Dollar als weltweite Reservewährung.

    Noch deutlicher äußerte sich US-Starinvestor Warren Buffett, der die Nichtanhebung der Schuldengrenze als "politische Massenvernichtungswaffe" bezeichnete, die von keiner Seite benutzt werden dürfe. Das Land könne es sich nicht leisten, dass die Leute das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der USA verlören, sagte Buffett dem US-Wirtschaftssender CNBC. "Kreditwürdigkeit ist wie Jungfräulichkeit - sie kann bewahrt, aber nicht so leicht wiederhergestellt werden. Es ist also verrückt, damit herumzuspielen." Schon die Diskussion sei "total verantwortungslos".

NERVOSITÄT AN DEN MÄRKTEN

    An den internationalen Börsen regiert währenddessen Nervosität - und jeder Hoffnungsschimmer auf eine Lösung des Streits wird mit kräftigen Kursgewinnen gefeiert. Hatte die Fitch-Mitteilung die Wall Street am Vortag noch ins Minus gedrückt, eröffnete die weltgrößte Börse in New York am Mittwoch mit Kursgewinnen. Auslöser waren Berichte, die Demokraten und Republikaner im Senat hätten sich auf die Erhöhung der Schuldengrenze und die Öffnung der US-Verwaltung geeinigt.

    Das ließ auch den deutschen Aktienmarkt binnen Minuten auf neue Rekordhöhen schnellen. In der Spitze sprang der Deutsche Aktienindex Dax (DAX) am Nachmittag aus der Verlustzone bis auf 8861,28 Punkte, das ist der höchsten Stand in seiner 25-jährigen Geschichte. Zum Handelsschluss stand der deutsche Leitindex mit einem Plus von 0,47 Prozent bei 8846,00 Punkten - auch das ein Rekord.

EUROKURS FÄLLT UNTER DIE MARKE VON 1,35 USD

    Ähnlich sah es beim Eurozonen-Leitindex Eurostoxx aus, der mit rund 3018 Punkten den höchsten Stand seit Mai 2011 erreichte. Auch der Dollar profitierte von der Nachrichtenlage mit Kursgewinnen. Im Gegenzug fiel der Euro anfängliche Gewinne wieder ab und fiel der Euro unter die Marke von 1,35 US-Dollar.

    Fitch - neben Standard & Poor's und Moody's eine der drei großen Ratingagenturen - erklärte, durch die Unnachgiebigkeit der Politiker in Washington steige die Gefahr eines Zahlungsausfalls. An diesem Donnerstag (17. Oktober) wird die Schuldengrenze erreicht. Wenn sich die politischen Lager nicht auf eine Anhebung einigen, dürfen sich die Vereinigten Staaten kein frisches Geld mehr am Kapitalmarkt leihen. Das wiederum dürfte über kurz oder lang dazu führen, dass das Land seine alten Schulden nicht mehr begleichen kann.

VERTRAUEN IN DAS POLITISCHE SYSTEM GEFÄHRDET

    Nach Ansicht von Fitch untergraben die andauernden Streitereien in Washington das Vertrauen in das Funktionieren des politischen Systems sowie - für die Ratingexperten noch schlimmer - in den Dollar als weltweite Reservewährung. "Und dieses Vertrauen ist ein wichtiger Grund, weshalb das "AAA" der USA einen deutlich höheren öffentlichen Verschuldungsgrad aushält als das "AAA" anderer Länder", heißt es in der Fitch-Analyse zur aktuellen Lage. Bislang hatten sich die Ratingagenturen im Finanzstreit eher ruhig verhalten.

    Beim größten Fitch-Konkurrenten Standard & Poor's hatten die Vereinigten Staaten nach ähnlichen Reibereien bereits vor zwei Jahren ihr Spitzenrating verloren. Hier besitzen die USA seitdem die zweitbeste Note "AA+". Schon damals hatte das Image der Wirtschaftssupermacht gelitten. Die Ratingagentur Moody's bewertet die Kreditwürdigkeit der USA derzeit weiter mit der Top-Note "AAA".

HÖHERE ZINSEN DROHEN

    Ein schlechteres Rating bedeutet üblicherweise, dass ein Land höhere Zinsen beim Schuldenmachen zahlen muss. Weil US-Staatsanleihen allerdings als sicherer Hafen in Krisenzeiten gelten, konnten sich die Vereinigten Staaten bislang auch weiterhin zu günstigen Konditionen Geld am Kapitalmarkt leihen. Deutschland besitzt als eines von wenigen Ländern weiterhin ein "Triple-A" bei allen großen Ratingagenturen. Derweil nimmt auch die chinesische Ratingagentur Dagong die Kreditwürdigkeit der USA ins Visier./das/tav/seu/kf/DP/jsl

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