26.02.2022 17:21:38

GESAMT-ROUNDUP: Druck auf Sport-Verbände wegen Ukraine-Krieg wächst - Boykotts

BERLIN (dpa-AFX) - Boykottankündigungen setzen den Fußball-Weltverband FIFA unter Druck, in Skandinavien formiert sich massiver Widerstand gegen den Start von Russen und Belarussen: Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine werden die Rufe nach drastischeren Sanktionen auch im Weltsport immer lauter. Weder Polen noch Schweden wollen in den Playoffs zur Fußball-WM 2022 in Katar noch gegen Russland antreten. Die Sport-Dachverbände in Norwegen und Dänemark forderten derweil am Samstag den Ausschluss von russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten von allen internationalen Sportveranstaltungen.

"Das ist die richtige Entscheidung! Ich kann mir nicht vorstellen, ein Spiel gegen das russische Nationalteam in einer Situation zu spielen, wenn die bewaffnete Aggression in der Ukraine weitergeht", schrieb Polens Nationalstürmer Robert Lewandowski vom FC Bayern. "Russische Fußballer und Fans sind nicht dafür verantwortlich, aber wir können nicht so tun, als ob nichts passiert."

Eigentlich soll Polen am 24. März in Russland im Halbfinale der Playoffs zur WM 2022 in Katar antreten. Angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine keine Option für den polnischen Verband PZPN. "Schluss mit Worten, es ist Zeit zum Handeln!", twitterte Verbandspräsident Cezary Kulesza am Samstag. "Im Zusammenhang mit der Eskalation der Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine wird die polnische Nationalmannschaft kein Playoff-Spiel gegen das russische Team spielen. Das ist die einzige anständige Entscheidung."

Man führe Gespräche mit den Verbänden Schwedens und Tschechiens, um der FIFA eine gemeinsame Stellungnahme zu präsentieren. Die FIFA war für eine Stellungnahme zu der Ankündigung des polnischen Verbands angefragt.

Mehr als deutliche Worte wählten auch die Skandinavier. "Russlands Angriffe auf das ukrainische Volk und Verstöße gegen das Völkerrecht erfordern internationale Verurteilung und Sanktionen", hieß es vom Nationalen Olympischen Komitee Norwegens: "Der norwegische Sport wird künftig weitere international koordinierte Sanktionen gegen Russland und den russischen und belarussischen Sport aggressiv unterstützen." Eine weitere Forderung war, russische und belarussische Funktionäre in internationalen Verbänden von ihren Ämtern zu suspendieren.

Im nächsten Schritt sollen neben den nationalen Verbänden und internationalen Sportorganisationen auch das Internationale Olympische Komitee und das Internationale Paralympische Komitee dazu ermutigt werden, "denselben Standpunkt einzunehmen", hieß es aus Norwegen.

Auch der Dachverband in Dänemark suche derzeit nach Wegen, "wie wir den größtmöglichen Druck auf Russland ausüben können", sagte der Vorsitzende Hans Natorp: "Gleichzeitig üben einige unserer Verbände Druck auf ihre europäischen und internationalen Organisationen aus, um eine gemeinsame Grundlage für den Ausschluss Russlands von Sportwettkämpfen zu finden."

Geht es nach den Norwegern, sollen bei den anstehenden Winter-Weltcups in den kommenden Wochen auch keine Russen in Norwegen antreten dürfen. "Wir haben deutlich gemacht, dass wir keine Beteiligung Russlands wollen. Wir werden dies der Fis mitteilen und warten dann auf Feedback dazu", sagte Erik Röste, der Präsident des norwegischen Skiverbands, der Zeitung "Verdens Gang". Bei den Gesprächen mit dem Ski-Weltverband Fis geht es um die anstehenden Veranstaltung im Skilanglauf, Skispringen und Ski alpin. Zudem ist im März noch das Weltcup-Finale der Biathleten in Oslo geplant.

Sollten die Skijägerinnen und Skijäger aus Russland und Belarus am Holmenkollen antreten dürfen, müssen sie das unter neutraler Flagge tun. Wie der Weltverband IBU am Samstag bekanntgab, wurde das bei einer Vorstandssitzung als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine entschieden und gilt auch für die beiden Veranstaltungen zuvor im finnischen Kontiolahti und in Otepää in Estland.

Demnach dürfen künftig weder die russische noch die belarussische Flagge an den Biathlon-Wettkampforten zur Schau gestellt werden. Die Teamkleidung muss ohne die Nationalfarben neutral bleiben, nationale Symbole sind strikt verboten. Auch die Hymnen werden bis auf Weiteres nicht gespielt, zudem können neutrale Athleten keine Weltcup-Punkte für die Nationenwertung mehr sammeln.

Am Freitagabend hatte bereits der Ski-Weltverband entschieden, dass russische Athleten trotz der derzeitigen Situation weiter an den Start gehen dürfen - allerdings ohne russische Fahne und Hymne, die durch die Fis-Fahne und Hymne ersetzt werden.

Die Biathleten aus der Ukraine hatten am Freitag mitgeteilt, bei den verbleibenden Weltcups nicht mehr anzutreten. Die IBU teilte mit, das Team bei einer Rückkehr in Zukunft finanziell, logistisch und technisch unterstützen zu wollen. Der ehemalige Weltmeister Dmytro Pidrutschnji bat indes um finanzielle und moralische Unterstützung für sein Land. "Ich bitte euch, uns zu helfen! Ich bitte dich, bleib' nicht weg!", schrieb der 30-Jährige bei Instagram: "Mein Team und ich bleiben in der Ukraine, um unser Zuhause und unsere Familien vor den russischen Streitkräften zu beschützen."

Nach derzeitigem Stand können das russische und das belarussische Team nicht in Otepää starten, da sie nach Auskunft der estnischen Regierung nicht mehr in das Land einreisen dürfen. Die IBU nahm das zur Kenntnis, will den Premieren-Weltcup in Otepää aber trotzdem wie vorgesehen durchführen./two/DP/stk

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