11.02.2013 15:14:36
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GESAMT-ROUNDUP: Die Last des Alters - Papst Benedikt gibt sein Amt ab
In seiner Ansprache sagte Benedikt in lateinischer Sprache, er spüre das Gewicht der Aufgabe, dieses Amt zu führen, habe lange über seine Entscheidung nachgedacht und sie zum Wohl der Kirche getroffen. Wörtlich sagte der Papst: "Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben."
Er sei sich der Schwere dieser Entscheidung wohl bewusst, erkläre aber mit voller Freiheit, das ihm am 19. April 2005 von den Kardinälen anvertraute Amt auf dem Stuhl Petri abzugeben. Die Kardinäle sollten für die Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes zusammenzukommen. Nach den Worten von Vatikansprecher Federico Lombardi könnte bis Ostern ein neuer Papst gewählt sein. Ein genauer Zeitplan stand aber noch nicht fest.
Zuletzt hatte 1294 ein Papst aus freien Stücken sein Amt abgegeben. Das war Coelestin V.. 1409 wurde Gregor XII. abgesetzt, trat aber erst sechs Jahre später offiziell zurück.
Nach dem Ende seiner Amtszeit wird Benedikt in ein Kloster im Vatikan umziehen. Bevor er dort einziehen könne, müssten noch Umbauarbeiten abgeschlossen werde, sagte Lombardi. Dort wolle Benedikt ein Leben in Gebet und Meditation führen. Für die Übergangszeit werde er in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom wohnen.
Auf dem Petersplatz in Rom herrschte nach der Ankündigung Benedikts ungläubiges Staunen unter den Touristen und Gläubigen. Italiens Regierungschef Mario Monti nahm die Nachricht erschüttert auf. Die Bundesregierung in Berlin reagierte bewegt und mit Respekt auf die Ankündigung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Benedikt als einen der bedeutendsten religiösen Denker der Gegenwart. "Wenn der Papst selbst jetzt nach reiflicher Prüfung zu dem Entschluss gekommen ist, seine Kraft reiche nicht mehr für die Ausübung seines Amtes, so hat das meinen allerhöchsten Respekt", sagte Merkel in Berlin. Im Zeitalter des immer längeren Lebens könnten viele Menschen nachvollziehen, dass sich auch der Papst mit den Bürden des Alterns auseinandersetzen müsse.
Die Rücktrittsentscheidung ist nach Vatikanangaben nicht auf eine akute Erkrankung des Papstes zurückzuführen. Allerdings hätten in den letzten Monaten Benedikts Kräfte nachgelassen, sagte Vatikansprecher Lombardi. Mit dem Ende des Pontifikats von Benedikt XVI. beginne am 28. Februar um 20 Uhr die Zeit der Sedisvakanz. Das Konklave, das den neuen Papst wählt, solle dann im März zusammengerufen werden. Bis Ostern werde voraussichtlich ein neuer Papst gewählt sein. Dem Konklave gehören Kardinäle aus aller Welt an.
Papst-Bruder Georg Ratzinger nannte die angeschlagene Gesundheit von Benedikt XVI. als Grund für dessen Rücktritt. "Das Alter drückt", sagte der 89-Jährige am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Sein Arzt habe dem Papst geraten, keine transatlantischen Reisen mehr zu unternehmen, sagte Georg Ratzinger weiter. Auch das Gehen bereite seinem Bruder zunehmend Schwierigkeiten. Georg Ratzinger meinte, der Rücktritt seines Bruders sei ein "natürlicher Vorgang". "Mein Bruder wünscht sich im Alter mehr Ruhe." Georg Ratzinger sagte weiter: "Ich war eingeweiht."
Kurienkardinal Angelo Sodano nannte die Ankündigung einen "Blitz aus heiterem Himmel". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nannte den angekündigten Rücktritt eine "große menschliche und religiöse Geste". "Papst Benedikt gibt aller Welt ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche."
Auch der Theologe und Papst-Kritiker Hans Küng zollte Benedikt Respekt. Dieser Schritt sei "aus vielen Gründen verständlich", sagte Küng am Montag in Tübingen der Nachrichtenagentur dpa. "Zu hoffen ist aber, dass Ratzinger nicht Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers nimmt", betonte der 84-Jährige. Allerdings habe Benedikt XVI. in seiner Amtszeit so viele konservative Kardinäle berufen, dass unter ihnen kaum eine Person zu finden sei, "die die Kirche aus ihrer vielschichtigen Krise herausführen könnte".
In Polen wurde die Rücktrittsankündigung mit großer Überraschung, aber auch mit Respekt aufgenommen. "Das ist für uns eine große Überraschung", sagte Bischof Wojciech Polak, Sekretär der Katholischen Bischofskonferenz Polens. Adam Boniecki, einer der bekanntesten katholischen Intellektuellen Polens, nannte den Schritt wichtig und richtungsweisend für die Zukunft der Kirche./tl/ka/DP/stb
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