28.06.2016 17:27:54
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Fratzscher und Fuest streiten über Anhebung des Mindestlohns
BERLIN (Dow Jones)--Zwei von Deutschlands bekanntesten Ökonomen sind uneins darüber, ob die beschlossene Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns um 34 Cent angemessen ist. Ifo-Präsident Clemens Fuest hat die Erhöhung bedauert, während der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, die Entscheidung lobte.
"Angesichts der Flüchtlingszuwanderung hätte ich es für angemessen gehalten, den Mindestlohn vorerst nicht zu erhöhen", sagte Fuest am Dienstag in Berlin. "Ich befürchte, dass das Auswirkungen auf die Flüchtlingsintegration hat", legte der Ökonom nach, der als beratendes Mitglied der Mindestlohn-Kommission angehört.
DIW-Chef Fratzscher hält die Unternehmen für robust genug, höhere Löhne zahlen zu können. "Die Erhöhung des Mindestlohns auf 8,84 Euro wird die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt voraussichtlich nicht merklich ändern", sagte Fratzscher. Er forderte die Bundesregierung auf, mehr gegen Lohnprellerei zu unternehmen, damit die Beschäftigten mit geringem Einkommen auch wirklich auf den Mindestlohn kommen.
Das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hält die beschlossene Aufstockung der Lohnuntergrenze für gerechtfertigt. Eine Erhöhung auf 10 Euro, wie beispielsweise von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gefordert, sei hingegen unverantwortlich. "Der Mindestlohn ist daher mit Augenmaß anzupassen - nicht nur heute, sondern auch in Zukunft", mahnten die Kölner Forscher. Der Mindestlohn habe viele Minijobs gekostet, im Gegenzug seien aber sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden, bilanzierte das IW.
Der Mindestlohn von 8,50 Euro brutto war im Januar 2015 eingeführt worden. Alle 2 Jahre wird die Lohnuntergrenze an die Tarifentwicklung angepasst. Über die Höhe entscheidet eine neunköpfige Kommission, die sich am Dienstag auf das Plus von 34 Cent ab Januar 2017 einigte. Die Mindestlohnkommission betonte in ihrer Erklärung, dass aus den statistischen Daten noch nicht abgelesen werden könne, ob der Mindestlohn Stellen kostet oder nicht.
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DJG/chg/bam
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June 28, 2016 10:57 ET (14:57 GMT)
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