10.07.2015 22:27:38
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Frankfurter Neue Presse: zu Athens neuem Reform- und Sparpaket Ein Kommentar von Panagiotis Koutoumanos
Den Grexit verhindert hat der Ministerpräsident mit seiner Kehrtwende indes noch nicht. Da ist zum einen der Umstand, dass Tsipras nun die Bedingungen für ein Rettungspaket erfüllt, das längst vom Tisch ist - schließlich geht es jetzt nicht mehr um die Auszahlung der restlichen 7,2 Milliarden Euro aus dem zweiten Hilfsprogramm, sondern um 53,5 Milliarden Euro, die das Land bis 2018 erhalten soll. Allerdings hat wohl auch keiner der Geldgeber erwartet, dass Athen eine Rechnung aufstellt, die für die kommenden, schwierigen drei Jahre Anspruch auf Gültigkeit erheben könnte.
Viel problematischer ist, dass im vereinten Europa in so kurzer Zeit selten soviel Porzellan zerschlagen und Vertrauen zerstört worden ist. Wird es Tsipras angesichts dessen in den kommenden Stunden gelingen, die Kreditgeber davon zu überzeugen, dass das nun vorgelegtes Maßnahmen-Paket wirklich ernst gemeint ist, Athen jetzt tatsächlich entschlossen ist, die darin formulierten Reformen und Einsparungen zügig und effektiv in die Tat umzusetzen? Nur wenn der Ministerpräsident dies schafft, kann Griechenland noch in letzter Minute vor dem Bankrott bewahrt werden - vorausgesetzt, der politische Wille der europäischen Kreditgeber, Griechenland in der Eurozone zu halten, ist überhaupt noch vorhanden.
Eine entscheidende Rolle kommt dabei zweifellos der
Bundeskanzlerin zu, der es inzwischen schwer fällt, den Bundesbürgern
zu vermitteln, dass weitere Milliarden-Kredite letztlich auch den
finanziellen Interesse Deutschlands dienen - besonders da nun der IWF
eine weitere Schulden-Erleichterung für Griechenland fordert.
Natürlich ist es nicht allein an Merkel, über das Ausscheiden
Griechenlands aus der Währungsunion zu entscheiden. Aber als
Regierungschefin des mächtigsten EU-Landes, die seit jeher am
stärksten mit dem Euro-Rettungsbemühungen identifiziert wird, verfügt
sie über den nötigen Einfluss und die nötige Erfahrung, um den Gipfel
am Sonntag zu dem von ihr gewünschten Verhandlungsergebnis zu bringen
deshalb wird sie aber auch als die Hauptschuldige gelten, wenn es
dabei zum Grexit kommt und sich dieser später als Fehler erweist.
Umso mehr als sich gestern Frankreichs Präsident Hollande klar auf
die Seite Athens geschlagen hat. Insofern erscheint es
wahrscheinlich, dass die Kanzlerin - trotz des geringen Spielraums,
den ihr zuletzt die eigene Partei aber auch die öffentliche Meinung
hierzulande für eine Einigung mit Athen gelassen haben - sich für den
Verbleib Griechenlands in der Eurozone entscheiden wird.
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Pressekontakt: Frankfurter Neue Presse Chef vom Dienst Peter Schmitt Telefon: 069-7501 4407
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