Kunden bringen mehr zur Bank |
03.01.2013 17:30:32
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Eurozone-Banken erhalten wieder mehr Kundeneinlagen
Die monatliche EZB-Veröffentlichung zur Entwicklung der Geldmenge gibt unter anderem Aufschluss über die Entwicklung der nationalen Bankverbindlichkeiten und -forderungen im Euroraum. Das lässt wiederum Rückschlüsse auf den Gang der Euro-Krise zu. So haben Anleger in einigen südeuropäischen Ländern seit Beginn der Schuldenkrise aus Angst vor einem Euro-Austritt ihres Landes Geld in vermeintlich sichere europäische Länder gebracht.
Deshalb stiegen die Bankeinlagen in Deutschland oder Frankreich seit mehreren Jahren, während sie zum Beispiel in Griechenland sanken. Auf dem Höhepunkt der Krise 2010 begannen auch spanische und portugiesische Anleger ihr Geld abzuheben. Ursache war aber nicht alleine die Riskoaversion der Sparer, sondern zunehmend auch schlichte Notwendigkeit: Je länger die Rezession dauerte, desto mehr Menschen mussten ihre Ersparnisse angreifen.
Seit die EZB im August zugesagt hat, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Ländern zu kaufen, deren Anleihezinsen sie für zu hoch hält, entspannt sich die Lage jedoch, wobei die monatlichen Einlagedaten gewissen Schwankungen unterliegen. Klar positiv ist die Entwicklung in Spanien, das als Kandidat für EZB-Staatsanleihekäufe gilt und dessen Banken gerade Milliardenhilfen von den europäischen Partnern erhalten haben. Hier stiegen die privaten Bankeinlagen gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent und lagen immerhin schon wieder auf dem im Juli verzeichneten Niveau.
In Italien, dass für den Fall eines Hilfsprogramms für Spanien als nächster Angriffspunkt der Finanzmärkte gegolten hatte, legten die Bankeinlagen um 0,1 Prozent zu, nachdem sie im September kräftig gefallen, im August aber gestiegen waren. Weniger gut sieht die Lage dagegen für Portugals Banken aus, die seit 2010 im Trend Einlagen verlieren und die im November einen Aderlass von 2,8 Prozent zu verkraften hatten. Zyperns Banken verlieren seit Mitte 2012 private Einlagen, im November belief sich das Minus auf 1,0 Prozent.
Auf die gesamte Eurozone gesehen stiegen die Bankeinlagen privater Haushalte im November um 0,4 Prozent und die Einlagen nicht-finanzieller Unternehmen um 0,9 Prozent. Die EZB dürfte das nach Einschätzung von Julian Callow, Europa-Chefvolkswirt bei Barclays Capital, als ermutigendes Zeichen bewerten. "Die Kernbankeinlagen - die von Haushalten und Unternehmen - steigen jetzt, wenn auch nicht besonders stark", sagte er.
Den Frankfurter Währungshütern dürfte bewusst sein, dass diese Erholung des Vertrauens ein zartes Pflänzlein ist, dass weitere Zinssenkungen zerstören könnten. Denn eine Senkung der Leitzinsen könnte negative Sätze für Bankeinlagen bei der EZB mit sich bringen, die die Banken an ihre Kunden weitergeben könnten- entweder in Gestalt von Null- oder sogar Negativzinsen, oder in Gestalt höherer Kreditzinsen.
Und um die Kreditvergabe ist es ohnehin nicht besonders gut bestellt. Die gesamte Kreditvergabe im Euroraum stieg im November mit einer Jahresrate von nur noch 0,2 Prozent und wäre negativ, wenn nicht die Kreditvergabe an den Staat um 7,9 Prozent zugelegt hätte. Die Unternehmenskreditvergabe unterschritt ihr Vorjahresniveau um 0,8 Prozent.
Die Kreditvergabe an den Staat spiegelt sich in nach wie vor lebhaften Staatsanleihekäufen der Banken. Französische Banken kauften im November Staatspapiere für 9,1 Milliarden Euro und stockten ihre Bestände in den zwölf Monaten bis November um 54,7 Milliarden auf. Offenbar ist die Nachfrage nach französischen Staatspapieren sehr gut, denn das Pariser Schatzamt konnte sich am Donnerstag über rekordniedrige Zinsen für Anleihen mit bis zu 20 Jahren Laufzeit freuen. Italiens Banken stockten ihre Staatsanleihebestände im vergangenen Jahr sogar um 105,8 Milliarde Euro auf.
Die Banken und Staaten verstärken damit ihre gegenseitige Abhängigkeit, was Europas Politikern nicht gefallen kann: Sie sehen im Teufelskreis sinkender Länderratings und schwächer werdender Bankbilanzen einen wichtigen Krisenübertragungskanal, den sie schnellstmöglich schließen wollen. Über das "Wie" wird aber mal wieder gestritten: Während die Südeuropäer die Schaffung einer Bankenunion mit letztendlicher gegenseitiger Haftung befürworten, fordert Bundesbankpräsident Jens Weidmann, die Investitionen von Banken in Staatsanleihen zu beschränken.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/nas Dow Jones Newswires January 03, 2013 10:59 ET (15:59 GMT) Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 59 AM EST 01-03-13 Von Hans Bentzien
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