02.03.2025 09:45:38

Europas Ariane-6-Rakete steht vor kommerziellem Erstflug

KOUROU (dpa-AFX) - Europas neue Trägerrakete Ariane 6 steht vor einem wichtigen Meilenstein: Am Montag um 17:24 Uhr deutscher Zeit soll der erste kommerzielle Start der Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana aus versucht werden. Die Rakete ist für einen unabhängigen europäischen Zugang ins All entscheidend. Mit ihr kann Europa eigenständig größere Satelliten in den Weltraum bringen.

Besonderes Augenmerk auf erstem kommerziellem Flug

Der erste kommerzielle Flug, bei dem die Rakete einen Satelliten für die französische Luftwaffe in gut einer Stunde 800 Kilometer weit ins All bringen soll, dürfte mit Spannung verfolgt werden. Denn obwohl der Erstflug des Raketentyps im vergangenen Sommer weitgehend erfolgreich war, funktionierte eine erneute Zündung eines Triebwerks in der sogenannten Testphase am Ende des Flugs nicht.

Die europäischen Raumfahrtbehörde Esa und ihre Partner führten dies darauf zurück, dass eine gemessene Temperatur einen Grenzwert überschritt und so das System gestoppt wurde, das zur Zündung eines Hilfstriebwerks hätte führen sollen.

Der Ablauf wurde daraufhin überarbeitet. Ob die drei Zündungen der Oberstufe nun wie vorgesehen funktionieren, dürfte daher besonders genau beobachtet werden.

Viel Interesse an dem Start dürfte es aber auch wegen einer anderen Rakete geben: Die europäische Vega C, die kleinere Satelliten ins All bringen soll, hatte ihren Erstflug im Sommer 2022 problemlos hingelegt. Doch der erste kommerzielle Start mehrere Monate später missglückte.

Erst im vergangenen Dezember kehrte die Rakete nach knapp zweijähriger Pause auf die Startrampe zurück. Ihr Ausfall gepaart mit den Verzögerungen bei der Ariane 6 stürzte Europas Trägerraketen-Sektor zeitweise in eine Krise.

Ariane 6 startete vier Jahre später als geplant

Eigentlich hätte die Ariane 6 nämlich schon 2020 an den Start gehen sollen. Es gab jedoch immer wieder Verzögerungen, und sie hob letztlich mit vier Jahren Verspätung ab. Misslich war das, weil ihre Vorgängerin Ariane 5 da schon seit etwa einem Jahr nicht mehr im Dienst war. Teils wich die Esa auf Falcon-9-Raketen des US-Unternehmens SpaceX aus.

Die Ariane 6 soll Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern und ist deutlich günstiger als ihre Vorgängerin. Je nach Mission kann die flexible und modulare Rakete mit zwei oder vier Boostern ausgestattet werden. Beim Erstflug im vergangenen Juli und auch nun ist die Ariane 6 mit zwei Boostern ausgestattet. Ende des Jahres soll sie erstmals mit vier Boostern abheben.

Die Rakete kann bis zu 11,5 Tonnen Nutzlast in höhere und bis zu 21,6 Tonnen in niedrigere Umlaufbahnen transportieren. Und durch die Möglichkeit, die Oberstufe wiederholt zu zünden, kann Ariane 6 Satelliten in verschiedene Positionen und Umlaufbahnen platzieren.

Modern trotz Verzögerungen?

Trotz der Verspätung entspricht die Ariane 6 der Esa zufolge den aktuellen Herausforderungen. Raumfahrtexperte Martin Tajmar von der TU Dresden meint hingegen nicht, dass die Rakete auf der Höhe der Zeit sei.

Mit Blick auf das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX sagt Tajmar: "2015 ist das erste Mal die Falcon-9-Rakete erfolgreich wieder gelandet und hat quasi das Zeitalter der wiederverwendbaren Raumfahrt gegründet, wo natürlich alle anderen jetzt dann komplett alt ausschauen." Erst die Rakete, die irgendwann die Ariane 6 ablöst, soll wiederverwendbar sein.

Auch wenn die Meinungen dazu, wie modern und wettbewerbsfähig die Ariane 6 ist, auseinandergehen; ihre wichtigste Aufgabe ist unbestritten, Europa einen eigenen Zugang zum All zu bieten und so die Unabhängigkeit zu sichern.

Am Bau der Ariane 6 waren gut ein Dutzend Länder beteiligt. Die Oberstufe wurde in Bremen montiert, die Tanks der Oberstufe und Teile des Triebwerks kommen aus Augsburg beziehungsweise Ottobrunn. Im baden-württembergischen Lampoldshausen wurde das Vinci-Triebwerk getestet. Nach Frankreich ist Deutschland unter den Esa-Ländern der wichtigste Geldgeber und hat etwa 20 Prozent der rund vier Milliarden Euro hohen Kosten der Rakete geschultert./rbo/DP/zb

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!