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21.09.2013 14:26:30

Endspurt im Wahlkampf

   Von Stefan Lange

   Einen Tag vor der Eröffnung der Wahllokale haben die politischen Parteien noch einmal mit aller Kraft um die Stimmen der knapp 62 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland geworben. Höhepunkt war der Wahlkampfabschluss der CDU in Berlin. Mehrere Tausend Menschen verfolgten im Tempodrom den Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die CDU-Vorsitzende warb um die Teilnahme aller. "Die Frage, wie es in den nächsten vier Jahren in Deutschland weitergeht, ist eine Frage, die jeden einzelnen Menschen in Deutschland etwas angeht", sagte Merkel. Laut aktueller Umfragen wird es eine sehr knappe und spannende Wahl.

   "Ein bisschen aufgeregt ist man ja auch", räumte eine sichtlich gut aufgelegte Kanzlerin im Tempodrom ein. Es war die Frage gestellt worden, ob sie am Sonntag ein wenig ausschlafen könne. Sicher war sich Merkel dessen nicht. Nach dem Termin in Berlin reiste Merkel nach Stralsund in ihren Heimatwahlkreis. Insgesamt hat sie damit fast 60 Wahlkampftermine in den letzten Wochen absolviert. Wählen wird sie am Sonntag allerdings in Berlin.

   Merkel bat die Wähler, die CDU-Abgeordneten und sie mit einem "starken Mandat auszustatten", damit sie Deutschland weitere vier Jahre dienen könne. "Wir müssen den Menschen in diesen letzten Stunden noch einmal sagen: Deutschland steht vor großen Veränderungen", erklärte Merkel, deren Rede immer wieder von Beifall unterbrochen wurde.

   Im Vergleich zu anderen Wahlkampfauftritten hielt sich Merkel eher kurz. Sie verwies auf innenpolitische Erfolge der schwarz-gelben Koalition, nutzte den Moment aber vor allem auch für ein klares Bekenntnis zur Europäischen Union. Beobachter werteten dies als Versuch, sich eindeutig gegen die Euroskeptiker der Alternative für Deutschland abzugrenzen. "Es werden spannende und wichtige vier Jahre. Für Deutschland und für Europa", sagte Merkel und betonte, Deutschlands Wohlstand hänge maßgeblich von der Mitgliedschaft in der EU ab.

   In der Tat ist die AfD der große Unsicherheitsfaktor bei dieser Bundestagswahl. Zwar kommt die AfD in den letzten Umfragen der großen Meinungsforschungsinstitute Emnid, Forsa und Allensbach nicht über die Fünf-Prozent-Hürde und würde damit nicht in den Bundestag einziehen. Allerdings gab es auch schon Umfragen, in denen der AfD fünf Prozent bescheinigt wurden. Zudem liegt die Fehlertoleranz bei Umfragen dieser Art etwa bei zwei Prozent. Und schließlich sind immer noch ein Drittel der Wähler unentschlossen, wen sie wählen wollen.

   Unscharf ist auch das Bild bei den etablierten Parteien. Schwarz-Gelb und Rot-Rot-Grün liegen in den einen Umfragen mit 45 Prozent gleichauf, in anderen trennt sie nur ein Prozentpunkt. Damit ist eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition keinesfalls sicher. Denkbar wäre auch eine Große Koalition aus Union und SPD. Dass Kanzlerin Merkel in der Beliebtheit weit vor ihrem Herausforderer Steinbrück steht, muss nicht mehr großartig erwähnt werden.

   Bei der Bundestagswahl werben 34 Parteien und Vereinigungen um Stimmen. Darunter sind die bereits im Bundestag vertretenen Parteien CDU, CSU, FDP, SPD, Grüne und Linke sowie die in mindestens einem Landtag vertretenen Parteien Freie Wähler, NPD und die Piraten. Hinzu kommen Exoten wie die Partei Gesunder Menschenverstand Deutschland (GMD) oder die Bergpartei. Wahlberechtigt sind etwa 61,8 Millionen Deutsche. Die Wahllokale sind in der Regel zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet. In Hessen wird gleichzeitig ein neuer Landtag gewählt.

   Kontakt zum Autor: stefan.lange@dowjones.com

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