06.09.2020 15:43:38
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'Einsamer Tod': Steinmeier regt Gedenkfeier für Corona-Opfer an
BERLIN (dpa-AFX) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will die Angehörigen von Corona-Toten in ihrer Trauer nicht alleine lassen. Das Staatsoberhaupt brachte eine offizielle Gedenkstunde für die Opfer ins Gespräch. "Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod", sagte Steinmeier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Samstag). Beim weiteren Kampf gegen das Virus will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vorrangig den regulären Kita- und Schulbetrieb und das Wirtschaftsleben sichern. Er lehnte es strikt ab, nun vom vorsichtigen Anti-Corona-Kurs abzurücken.
Steinmeier sagte, viele Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben, die Hinterbliebenen hätten nicht Abschied nehmen können. "Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen - und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können." Wann dafür der richtige Zeitpunkt sei und ob etwa eine Gedenkstunde der richtige Rahmen sei, werde er mit den Vertretern der anderen Verfassungsorgane besprechen.
Man dürfe die Trauer der Angehörigen nicht vergessen. "Wir haben 9300 Tote zu beklagen." Das seien zwar niedrigere Todeszahlen als anderswo. "Aber es sind in sechs Monaten dreimal so viel wie die jährlichen Verkehrstoten. Das sollten wir nicht übersehen."
Unterdessen verdeutlichte CSU-Chef Söder mit Blick auf die kalte Jahreszeit: "Herbst und Winter werden auf jeden Fall noch eine Bewährungsprobe." Die Infektionszahlen müssten "wieder runter", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Wir wollen einen zweiten Lockdown verhindern." Söder verteidigte zugleich den bisherigen Kurs. "Wir sollten jetzt nicht unter dem Druck von einigen lautstarken Demonstranten aus der rechten Szene und Verschwörungstheoretikern die gesamte Strategie revidieren, um die uns die ganze Welt beneidet." Im internationalen Kontext gelte Deutschland als Vorbild.
Im weiteren Kampf gegen Corona nannte er die Stärkung der Wirtschaft und die Aufrechterhaltung von Schule und Kita-Betrieb für die Familien als "die obersten prioritären Ziele". Er machte deutlich, dass dahinter im Zweifel weitere Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen etwa in den Bereichen Sport und Kultur zurückzustehen haben.
Auch Steinmeier mahnte, "die gesunkenen Zahlen von Neuinfektionen und die deshalb möglichen Lockerungen sind überzeugende Argumente, auf dem Weg der Vorsicht zu bleiben". Aus der "Corona-Müdigkeit" dürfe keine Rücksichtslosigkeit werden, so Steinmeier zum RND. Er rechnet aber nicht damit, dass noch einmal so weitgehende Einschränkungen des öffentlichen Lebens nötig sind wie auf dem bisherigen Höhepunkt der Krise in Deutschland. Alle wüssten, "dass ein zweiter Lockdown extrem schädlich für die Wirtschaft wäre. Und wir dürften nicht mit derselben Akzeptanz rechnen wie noch vor vier, fünf Monaten", sagte Steinmeier dem RND.
Mit Blick auf die Forschung zeigte sich Steinmeier optimistisch: "Ich finde die Meldungen über die aussichtsreiche Forschung an Impfstoffen durchaus ermutigend", sagte er. "Es gibt Licht am Ende des Tunnels - allerdings wissen wir nicht, wie lang die Wegstrecke dahin noch ist."
Auch Finanzminister Olaf Scholz sieht Anlass für Zuversicht - seiner Einschätzung nach ist der Wirtschaftseinbruch wegen der Corona-Krise in absehbarer Zeit überwunden. "Im Augenblick spricht vieles dafür, dass wir das Schlimmste hinter uns haben und dass es allmählich wirtschaftlich aufwärts geht", sagte der SPD-Kanzlerkandidat der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Deutschland sei natürlich noch nicht über den Berg, das Virus sei noch nicht besiegt. Er hoffe aber, "dass wir Ende nächsten Jahres, Anfang 2022 wieder das Niveau erreichen, das wir vor der Krise hatten".
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief die Menschen derweil dazu auf, Herbstferien und Weihnachtsurlaub in Deutschland zu verbringen. "Das macht's uns allen, übrigens auch den Gesundheitsämtern vor Ort, deutlich leichter", sagte er am Samstag in Berlin./sku/DP/fba
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