14.06.2013 17:13:31
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DIW will Häuser für 550 Euro gegen Fluten zwangsversichern
Von Alexandra Edinger
Das Hochwasser in Deutschland hat ein altes Thema wieder an die Oberfläche gespült: Die Versicherungspflicht für alle. Insbesondere in den vom Hochwasser betroffenen Bundesländern ist die Diskussion wieder entflammt, bei der sich nun auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) einschaltet. Die Forscher fordern eine deutschlandweite Versicherungspflicht gegen sämtliche Elementarschäden. Der Preis ist hoch, bis zu 550 Euro soll jeder Hausbesitzer im Jahr zahlen.
Alle Elementarschäden - also nicht nur Hochwasser, sondern auch Starkregen, Erdbeben, Lawinen und ähnliche Ereignisse - sollen per Versicherungspflicht gebündelt und allen Hausbesitzern in Deutschland auferlegt werden, schlägt das DIW vor. Je nach Risiko müssten bei Hochwasser Eigentümer in Flussnähe gegebenenfalls mehr Prämie oder auch einen höheren Selbstbehalt einkalkulieren als ein Besitzer, dessen Gebäude auf dem Berg steht.
Zwischen 150 und 550 Euro jährlich würde die Zwangsabsicherung kosten und der Selbstbehalt würde je nach Risikozone zwischen 1.500 und 15.000 Euro liegen. Diese Beiträge könnten aber noch gesenkt werden, betonen die Forscher. Denn Hauseigentümer könnten ihre Immobilie schützen, in dem sie beispielsweise die Kellerfenster in Hochwasserregionen zusätzlich absichern.
Bei Mega-Schäden sehen die Forscher aber den Staat in der Pflicht. Bis zu einer Gesamtschadensumme von 8 Milliarden Euro je Ereignisse müssten die Versicherer die Kosten tragen. Für alles, was darüber hinaus gehe, würde der Staat einen Rettungsschirm aufspannen. Das sei unterm Strich billiger, als bei großen Fluten Milliardensummen als Soforthilfe zu zahlen.
Wie schon bei der Elbeflut im Jahr 2002 haben Bund und Ländern jüngst einen nationalen Aufbaufonds aufgelegt, der viele Milliarden Euro Hilfsgelder für die betroffenen Gebiete bereitstellt.
Rückenwind erhalten die Forscher bei der grundsätzlichen Idee der Pflichtversicherung von der Politik. Am Donnerstag hatten sich die Justizminister der Bundesländer für eine Versicherungspflicht ausgesprochen. Doch es gibt auch Gegner dieses Vorschlags, vor allen winkt die Versicherungsbranche ab. Eine solche Versicherung würde Fehlanreize schaffen und sei zudem ungerecht, lautet die Argumentation.
"Eine solche Pflichtversicherung ist ein Feigenblatt, denn sie löst das eigentliche Problem nicht", heißt es vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Zudem fehle jeglicher Anreiz für bauliche Schutzmaßnahmen, weil im Schadenfall Geld von der Versicherung kommt. "Wer würde da freiwillig in gefließte Keller, Schutzmauern oder dichte Fenster investieren?"
Und auch der größte deutsche Versicherer, die Allianz, warnt: "Eine Pflichtversicherung ist unfair und somit eine staatlich verordnete Zusatzsteuer", sagte Mathias Scheuber, Schadenvorstand bei der Allianz Versicherungs-AG. Es würden falsche Signale gesetzt, da eine falsche Besiedlungspolitik in vom Hochwasser gefährdeten Gebieten unterstützt werde.
Die Versicherungen führen zudem ins Feld, dass in Deutschland fast alle Häuser versicherbar wären. Lediglich unter 1 Prozent wäre nicht versicherbar - oder für die Kunden nicht bezahlbar. Trotz dieser Aussagen besitzen in Deutschland lediglich 30 Prozent der Versicherten einen Elemtarschutz für Gebäude, so der GDV.
Trotzdem sieht die Versicherungsbranche aber auch die Notwendigkeit, beim Schutz vor Hochwasserschäden enger mit der Politik zusammen zu arbeiten. Denn auch die Versicherer erwarten - wie die Forscher des DIW - weitere Naturkatastrophen. Dabei sind Überschwemmungen - nach Angaben der Geneva Association, dem Forschungsinstitut der Versicherungsbranche - "die am häufigsten eintretende Naturkatastrophe".
Allein 2010 waren 178 Millionen Menschen von Hochwasserereignissen betroffen, die volkswirtschaftliche Schäden von rund 31 Milliarden Euro verursachten. Zudem treten sie immer häufiger auf: Gab es 1950 noch lediglich 20 Überflutungen stieg die Zahl der Ereignisse in 2010 auf 200 bis 250 an.
(Mitarbeit: Ulrike Dauer)
Kontakt zur Autorin: alexandra.edinger@wsj.com
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June 14, 2013 10:43 ET (14:43 GMT)
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