08.06.2015 18:54:49

Die 5 Ergebnisse vom G7-Gipfel

   Von Christian Grimm

   ELMAU (Dow Jones)--Der zweitägige G7-Gipfel in den bayerischen Alpen ist so über die Bühne gegangen, wie sich das Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorgestellt hat. Die Demonstrationen blieben bis auf wenige Scharmützel friedlich und die Kameras transportierten Sonnenscheinbilder von deutscher Gemütlichkeit in die Welt. Politisch zeigt sich der Westen geschlossen gegenüber dem gefallenen Ex-Mitglied Wladimir Putin. Der Kanzlerin gelang es außerdem, der exklusiven Runde ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz abzuringen. Und Griechenland bekam einen Schuss vor den Bug. Das Wichtigste vom Gipfel:

   1. Es bleibt bei den Sanktionen gegen Moskau

   Nach der jüngsten Gewalteskalation in der Ostukraine kann sich Russlands Präsident Wladimir Putin davon verabschieden, dass die Strafmaßnahmen der EU gegen sein Land bald abgeschwächt werden. Die EU muss die Sanktionen im Sommer verlängern, was aber wegen der Missachtung des Minsker Waffenstillstandsabkommens durch die pro-russischen Rebellen nun als ausgemacht gilt. "Und wir sind auch bereit, sollte das erforderlich sein, - was wir aber nicht wollen - gegebenenfalls Sanktionen zu verschärfen", warnte Angela Merkel zum Abschluss in Elmau. Über die Haltung zum Kreml habe es Einvernehmen gegeben.

   Der Ukraine wurde parallel dazu der krumme Rücken gestärkt. Die Botschafter der G7-Länder sollen in Kiew eine Gruppe bilden, um die Wirtschaftsreformen in der ehemaligen Sowjetrepublik nach vorn zu bringen.

   2. Merkel feiert Comeback als Klimakanzlerin

   Die sieben einflussreichsten Industrienationen schreiben sich engagierte Klimaziele auf die Fahnen. Bis 2050 wollen sie das Ende des fossilen Zeitalters einläuten und weitgehend auf Öl, Gas und Kohle verzichten. "Wir haben uns deshalb dazu bekannt, dass wir im Laufe dieses Jahrhunderts eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft brauchen", sagte Merkel am Ende der zweitägigen Gespräche.

   Damit soll die Erderwärmung auf 2 Grad gegenüber der Zeit vor Beginn der Industrialisierung begrenzt werden. Nur dann, so sagen es die Wissenschaftler, lassen sich Folgen wie Dürre, extreme Unwetter und Sintfluten halbwegs beherrschen. Die Gastgeberin des G7-Gipfels hat damit ihr Ziel erreicht, ein halbes Jahr vor der großen Klimakonferenz in Paris ein starkes Zeichen zu setzen: Merkel feiert ihr Comeback als Klimakanzlerin.

   3. Alexis Tsipras wird wie ein Schuljunge gemaßregelt

   Die desolate Lage Athens war zwar offiziell kein Thema auf Schloss Elmau, die meisten Fragen der deutschen Journalisten drehten sich aber um das Euro-Sorgenkind. Der Schatten von Ministerpräsident Alexis Tsipras' war stets präsent. Der Zickzackkurs des linken Premiers hat aber nun auch seine letzten Fürsprecher verprellt. Die Kanzlerin mahnte zur Eile: "Ich kann nur sagen, jeder Tag zählt jetzt, um die notwendige Arbeit noch zu erledigen", sagte Merkel bei der Abschlusspressekonferenz. "Es ist nicht mehr viel Zeit - das ist das Problem."

   Einen Tag zuvor hatte der ebenfalls nach Bayern gereiste EU-Kommissionschef härtere Bandagen angelegt. Jean-Claude Juncker sprach von persönlicher Enttäuschung und verlangte von "seinem Freund" Alexis, sich an Grundregeln zu halten. Tsipras hatte bei einer Parlamentsrede die unter großen Mühen erarbeitenden Eckpunkte überraschend in Bausch und Bogen verworfen. Juncker erinnerte ihn daran, dass es für sein leidendes Land eine Deadline für eine Einigung mit den Gelgebern gibt.

   4. Merkel lehnt sich trotz Spionage-Skandal an Amerika an

   Bei bestem Sonntagswetter, Bier und Weißwurst suchte die ausgespähte Kanzlerin in bayerischer Postkartenidylle den demonstrativen Schulterschluss zu den USA. Ausspähen unter Freunden ist demnach doch nicht so schlimm, weil Deutschland auf die Erkenntnisse der US-Dienste nicht verzichten kann. Die Amerikaner seien "ein so wesentlicher Partner, dass wir eng kooperieren, weil wir es im gegenseitigen Interesse brauchen", sagte die CDU-Vorsitzende im Alpendorf Krün. Trotz einiger "Meinungsverschiedenheiten" seien die Vereinigten Staaten unser Freund und unser Partner.

   US-Präsident Barack Obama ließ die Kanzlerin zumindest bei der Brotzeit mit Bürgern rhetorisch nicht im Regen stehen. Die Beziehungen zu Deutschland seien eines der stabilsten Bündnisse der Weltgeschichte. Über die Herausgabe der NSA-Suchbegriffe wollen beide nicht gesprochen haben.

   5. Die Gastgeberin bringt eine Herzensangelegenheit aufs Tapet

   Angela Merkel hat mit ihren sechs Amtskollegen auch einige Themen besprochen, von denen Weltfrieden und Weltwirtschaft nicht unmittelbar abhängen. Eine Herzensangelegenheit der mächtigsten Frau der Welt ist es, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Sie sollen viel mehr als heute eigene Unternehmen gründen und Chefinnen werden. "Wir verständigen uns auf gemeinsame Prinzipien zur Stärkung der unternehmerischen Selbständigkeit von Frauen", heißt es im Abschlusskommuniqué. Frauen sollen stärker als heute auf die Möglichkeit und Chance gestoßen werden, sich mit einer Firma selbstständig zu machen. Japan, das noch weniger Unternehmerinnen hat als Deutschland, will die Initiative fortsetzen.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   June 08, 2015 12:24 ET (16:24 GMT)

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