14.06.2016 14:34:40
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DGAP-News: AlixPartners: Transformation der Offshore-Windindustrie ist notwendig und machbar
AlixPartners: Transformation der Offshore-Windindustrie ist notwendig und machbar
DGAP-News: AlixPartners / Schlagwort(e): Studienergebnisse/Marktbericht
AlixPartners: Transformation der Offshore-Windindustrie ist notwendig und
machbar
14.06.2016 / 14:35
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
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Reduzierte Windkraft-Ausbaupläne werden die europäischen Hersteller für
Offshore-Windräder zu Konsolidierungsmaßnahmen zwingen. Gleichzeitig sorgen
robustere Prozesse und technologischer Fortschritt für verringerte
Errichtungsrisiken und sinkende Stromerzeugungskosten. Das Niedrigzins-
Umfeld bietet ein ideales Finanzierungs-Umfeld für den Ausbau der Offshore-
Windkraft, die zu einem unverzichtbaren Baustein der regenerativen
Stromerzeugung wird. Auch der Staat hat insbesondere durch eine Evolution
der regulatorischen Rahmenbedingungen für den Bau von Offshore-Windparks
und der notwendigen Stromtrassen an Land einen wesentlichen Einfluss auf
den weiteren Erfolg der Offshore-Windkraft.
München, 14. Juni 2016 - Für die Offshore-Windbranche in Europa sind die
Zeiten ungebremsten Wachstums vorbei. Dänemark hat seine Ausbauziele
erreicht, Großbritannien und Deutschland ihr Ausbautempo reduziert.
Frankreich will seinen Offshore-Windkraft-Ausbau mit Windrädern aus
heimischer Produktion stemmen, die Hersteller für die ersten beiden
Vergaberunden stehen bereits fest. Die restlichen europäischen Länder bauen
derzeit nur geringe Offshore-Kapazitäten auf, so dass hier kaum
nennenswerte Geschäftsmöglichkeiten entstehen. Auch Exporte in andere
Kontinente wird es in absehbarer Zeit wohl nicht geben, vor allem aufgrund
der Transportkosten für Maschinenhäuser und Rotoren.
In den vergangenen Jahren war Deutschland der wichtigste Markt für die
Offshore-Windkraft - über die letzten drei Jahre wurden im Durchschnitt
mehr als 1000 MW pro Jahr installiert. Künftig wird der Zubau auf rund 730
MW jährlich beschränkt werden - damit reduziert sich die Inlandsnachfrage
um rund ein Viertel. Zudem wird Deutschland ab 2017 schrittweise ein neues
Ausschreibungsverfahren für große regenerative Energieprojekte wie
Offshore-Windparks einführen. Dabei erhält derjenige Bieter den Zuschlag,
der die geringste Förderung verlangt - bis die Zielkapazität erreicht ist.
So sollen einerseits die Wirtschaftlichkeit gefördert und andererseits die
Neubaukapazität im geplanten Ausbaukorridor gehalten werden.
These 1: Eine Hersteller-Konsolidierung ist sinnvoll und notwendig
Für die europäischen Hersteller von Offshore-Windkraftanlagen bedeutet
diese Situation, dass sie ihre Fertigungskapazitäten anpassen müssen. Drei
davon - Senvion, Adwen und Siemens (ab 2017) - betreiben auch
Produktionsstätten in Deutschland. Mit dem Neubau einer Fabrik von Siemens
in Cuxhaven sowie dem Produktionsanlauf von Alstom/GE in St. Nazaire
(Frankreich) werden sich die Überkapazitäten nochmals erhöhen.
Wahrscheinlich ist auch eine Konsolidierung der europäischen
Anbieterlandschaft bei Offshore-Windkraftanlagen. In Teilen hat sie bereits
begonnen: Der Hamburger Turbinenhersteller Nordex stieg bereits vor einigen
Jahren aus dem Offshore-Geschäft aus, um sich auf Anlagen an Land zu
konzentrieren, und übernahm 2015 die spanische Acconia. Die in Dänemark
heimische Siemens Wind Power, der Weltmarktführer im Offshore-Geschäft,
strebt zur Stärkung seiner Onshore-Aktivitäten eine Fusion mit der
ebenfalls in Spanien heimischen Gamesa an. Und General Electric hat jüngst
signalisiert, sich eine Übernahme des spanisch-französischen Offshore-
Windturbinenherstellers Adwen vorstellen zu können, um sein Offshore-
Geschäft auf eine kritische Größe zu bringen.
These 2: Die Offshore-Branche braucht stabile Bilanzen
Die Hersteller von Offshore-Windanlagen müssen mit hohen Entwicklungskosten
in Vorleistung gehen. Das liegt vor allem an der steigenden Anlagengröße:
Die derzeit errichteten Offshore-Windparks nutzen meist Turbinen mit
Leistungen zwischen 3 und 6 MW. Kommende Parks werden überwiegend 6 bis 7
MW-Turbinen einsetzen, und 8 MW-Turbinen befinden sich in der Erprobung.
Die Turbinenhersteller stehen untereinander in einem harten
Entwicklungswettbewerb um die größte machbare Windkraftanlage. Dies
verschlingt einerseits viel Geld und begrenzt andererseits die
Vermarktungsmöglichkeiten der bereits entwickelten Turbinengenerationen.
Auch auf die Betreiber kommen mit dem neuen "zentralen
Ausschreibungsmodell" für deutsche Windparks höhere Risiken zu.
Insbesondere müssen die Bieter auf ausgeschriebene Projekte hohe
Sicherheiten stellen, die bei Nicht-Realisierung des Projekts verfallen.
Für einen Windpark von 400 MW sind das in einer Übergangsphase 60 Mio. EUR,
später 120 Mio. EUR. Früher konnten erbrachte Planungsleistungen mitsamt
den Projektrechten weiterverkauft werden, wodurch die Projektrisiken
faktisch verringert wurden. Dies ist im künftigen Modell kaum mehr möglich.
Zudem droht bei Projektverzögerung oder Nichtrealisierung eine
Inanspruchnahme der gestellten Sicherheiten, bevor das Projektrecht
schließlich erlischt.
Die Bieter müssen also neben der Unsicherheit über den Zuschlag beim
Bieterverfahren im schlimmsten Fall ein Totalverlust-Risiko ihrer
Vorleistungen für die Projektentwicklung und ihrer gestellten finanziellen
Sicherheiten in Kauf nehmen. Dies lässt erwarten, dass die finanzstarken,
schon heute oft dominanten Unternehmen ihre Marktstellung künftig weiter
festigen können. Denn nur sie wären in der Lage, etwaige Verluste auf
andere Projekte umzulegen. Weniger finanzstarke Player werden vor große
finanzielle Herausforderungen gestellt und könnten sich daher
möglicherweise vom deutschen Offshore-Markt zurückziehen.
These 3: Offshore kann Wettbewerbsfähigkeit im regenerativen Energiemix
steigern
In der Anfangsphase wurde der notwendige Aufwand für Errichtung und
Inbetriebnahme von Offshore-Windparks teilweise erheblich unterschätzt. Es
kam zu Verzögerungen und Fehlbauten sowie zu oft erheblichen
Kostenüberschreitungen. Diese Kinderkrankheiten sind inzwischen kuriert.
Das Projektmanagement, ein Schlüsselfaktor bei der Realisierung von
Offshore-Bauvorhaben, hat sich professionalisiert und profitiert stark von
der in den letzten Jahren gesammelten Erfahrung. Projektplanung und -
steuerung setzen zunehmend hochentwickelte quantitative Modelle ein.
Spezialisierte Dienstleister mit qualifizierten Mitarbeitern konnten sich
etablieren. Auch die Technik hat sich weiterentwickelt, so verkürzen zum
Beispiel immer größere Errichterschiffe die Bauzeit. So können Parks immer
reibungsloser und schneller errichtet und in Betrieb genommen werden.
Inzwischen reicht manchmal bereits eine einzige Sommersaison aus. Die
derzeitige Krise der Öl- und Gasindustrie sorgt zudem für verringerte
Charterraten bei Versorgungsschiffen.
Gegenüber den anderen regenerativen Energien wird die Offshore-Windkraft
ihre Rentabilität künftig deutlich steigern können. Derzeit liegt Offshore
bei 12 bis 14 Cent pro kWh, während Onshore mit 5 bis 9 Cent pro kWh
deutlich günstiger ist. Dies gleichen Offshore-Windräder dank des stetiger
wehenden Seewinds mit einer gleichmäßigeren Leistung aus - sie erfüllen
damit wichtige Grundlastfunktionen in der regenerativen Energiewirtschaft.
Zudem stößt der Ausbau an Land zunehmend auf Akzeptanzgrenzen, insbesondere
bei großen Anlagen.
Bei der Herstellung der Turbinen und Anlagen entstehen mit zunehmender
Produktionsmenge kostensenkende Skaleneffekte. Sie werden durch die
europaweite Reduzierung der Offshore-Ausbaugeschwindigkeit geringer
ausfallen als bisher erwartet. Allerdings erweist sich die
Leistungssteigerung der Turbinen als sehr wirksamer Hebel zur
Kostendegression: Je größer die Anlage, desto höher ihre Kosteneffizienz.
Denn bei einer hypothetisch verdoppelten Anlagenleistung würden die Kosten
für Gründung, Turbine, Installation, Stromübertragung und Wartung nur
unwesentlich steigen.
Erhebliche Kostensenkungspotenziale gibt es auch in der Betriebsphase der
Offshore-Windparks. Hier wird es in den nächsten Jahren voraussichtlich zu
einer Optimierung von Wartung und Logistik sowie Personaleinsatz und
Prozessen kommen. Die Weiterentwicklung der Übertragungs-Technologien lässt
zudem auf signifikante Einsparungen für die Stromübertragung an Land
hoffen. Bereits mittelfristig sind daher Erzeugungskosten von 8 bis 10 Cent
pro kWh für Offshore-Windkraft eine realistische Zielgröße.
These 4: Regulatorisches Mitdenken unterstützt Wirtschaftlichkeit und
Fortschritt
Der Preis der Offshore-Windenergie wird nicht zuletzt auch durch Politik,
Verwaltung und Zertifizierer bestimmt. Sie regeln die Geschwindigkeit des
Offshore-Ausbaus und begrenzen damit die erreichbaren Skaleneffekte in der
Anlagenherstellung. Sie erteilen zeitlich begrenzte Zulassungen und
limitieren so die Laufzeiten. Sie legen die Bau- und Wartungsstandards fest
und haben dadurch Einfluss auf die Errichtungs- und Betriebskosten. Zudem
kontrollieren sie die Technologieförderung. Hier gibt es, aufgezeigt am
Beispiel Deutschland, eine Reihe aktueller Optimierungspotenziale:
- Heutige Offshore-Windparks sind für Laufzeiten von 25 bis 30 Jahren
ausgelegt und zertifiziert. Sinnvoll wäre es, die derzeit im EEG 2016
vorgesehene Betriebszulassung von 20 Jahren entsprechend zu verlängern.
Denn mit längerer Betriebszeit steigt tendenziell die
Wirtschaftlichkeit, was zu einer niedrigeren EEG-Umlage beitragen kann.
- Auch eine Vereinfachung der Bau- und Wartungsstandards von Offshore-
Windparks könnte die Energiekosten senken. Deutschland geht hier andere
Wege als andere europäische Länder, was letztlich den Strompreis
erhöht. Europaweite Standards und eine stärker wirtschaftliche
Ausrichtung der Behörden und Zertifizierer können hier Abhilfe
schaffen.
- Die bestehende Infrastruktur, wie zum Beispiel im Jade-Weser-Port in
Wilhelmshafen, ist bereits heute ungenügend ausgelastet. Angesichts der
Reduzierung des ursprünglichen Ausbauziels der Offshore-Windkraft von
25 GW auf 15 GW im Jahr 2030 sollten geplante Infrastruktur-
Investitionen wie das Offshore Terminal in Bremerhaven auf ihre
Sinnhaftigkeit überprüft werden.
- Nach acht bis zwölf Jahren Betrieb sinkt die Einspeisevergütung auf 3,5
bis 3,9 Cent pro kWh. Dies reicht nach derzeitigen Erfahrungen gerade
noch, um den Betrieb eines Offshore-Windparks aufrechtzuerhalten. Es
muss daher entweder gelingen, die Betriebskosten deutlich zu senken
oder es müssen neue Incentives für den Weiterbetrieb gefunden werden,
um Investitionsruinen auf See zu verhindern. Im Zweifel kann die
Sicherung eines wirtschaftlichen Betriebs der bestehenden Anlagen
volkswirtschaftlich günstiger sein als die Förderung neuer Anlagen.
- Durch die Ausweisung geeigneter Prototypenstandorte könnte
staatlicherseits die für niedrigere Energiekosten notwendige
Technologieentwicklung erleichtert und die Geschwindigkeit des
technologischen Fortschritts erhöht werden.
These 5: Offshore-Windkraft muss das Niedrigzins-Umfeld nutzen
Trotz der Anlaufprobleme der ersten Offshore-Windparks gibt es nach wie vor
interessierte Fremdkapitalgeber und Investoren. Dies sind zunehmend
Institutionen mit niedrigen Renditeerwartungen wie öffentlich-rechtliche
Kreditinstitute und Förderbanken sowie Versicherer und Pensionsfonds. Die
dem Offshore-Wind-Projektgeschäft innewohnenden Risiken werden aus
Marktsicht zunehmend finanzierbarer beurteilt.
Die hohe Liquidität im Markt und die große Zahl interessierter
Fremdkapitalgeber und Investoren dürften dazu beitragen, dass die
Finanzierungsseite auch weiterhin keinen Engpass beim Ausbau der Offshore-
Windenergie darstellt. Die Niedrigzinsphase ist ein Glücksfall für
Infrastruktur-Großinvestitionen wie Offshore-Windparks. Die nächsten Jahre
sollten entsprechend intensiv zum weiteren Ausbau genutzt werden.
These 6: Der Stromnetzausbau bestimmt den volkswirtschaftlichen Erfolg von
Offshore
Das neue EEG und WindSeeGesetz begrenzen die Offshore-Windkraft-Kapazität
auf 10,5 GW bis zum Jahr 2025. Das macht den erforderlichen Ausbau des
Stromnetzes planbar. Wenn die an der Küste erzeugte Energie jedoch nicht zu
den Verbrauchern im Süden und Südwesten gelangt, wird die Energiewende
effektiv ausgebremst und es kommt zu volkswirtschaftlichen
Fehlallokationen. Die Erzeugung müsste heruntergeregelt werden und die mit
erheblichen Mitteln geförderten und gebauten Windparks würden unterhalb
ihrer möglichen Kapazität arbeiten.
Auch die Bundesnetzagentur rechnet inzwischen mit Verzögerungen des
Netzausbaus. Komplexe Genehmigungsverfahren und die unterschiedlichen
Verantwortlichkeiten von Bund, Ländern und Gemeinden werden die
Ausbaugeschwindigkeit in Grenzen halten. Um Bürgerproteste gegen neue
Trassen zu minimieren, wird vielerorts auf die Nutzung von Erdkabeln an
Stelle von Überlandleitungen gesetzt. Diese Erdverkabelung in
Gleichstromtechnologie bringt zwar erhebliche Vorteile bei den
Übertragungsverlusten, ist jedoch in diesem Maße bislang nicht erprobt und
birgt entsprechende Technologierisiken. Die Entwicklung eines Notfallplans
durch die Bundesregierung zur Sicherstellung des Netzausbaus erscheint
geboten.
Über AlixPartners
AlixPartners steht als global tätiges Beratungsunternehmen für die
ergebnisorientierte Unterstützung namhafter Unternehmen in komplexen
Restrukturierungs- und Turnaroundsituationen und für die Umsetzung
anspruchsvoller Ertragssteigerungsprogramme. Branchenexpertise und
weitreichende Erfahrung in Geschäftsprozessen in Verbindung mit
tiefgreifendem Know-how der finanziellen und operativen Restrukturierung
ermöglichen es AlixPartners, auf Herausforderungen in Konzernen,
Großunternehmen sowie bei mittelständischen Unternehmen einzugehen. In
zahlreichen Fällen haben erfahrene Manager von AlixPartners bei
herausfordernden Unternehmenssanierungen interimistisch Führungsfunktionen
übernommen.
AlixPartners hat mehr als 1500 Mitarbeiter in weltweit mehr als 25 Büros
und ist seit dem Jahr 2003 mit eigenen Büros in Deutschland vertreten.
AlixPartners ist im Web zu finden unter www.alixpartners.de
Weitere Informationen:
IRA WÜLFING KOMMUNIKATION
Dr. Reinhard Saller
T +49.(0)89. 2000 30-38
F +49.(0)89. 2000 30-40
reinhard.saller@wuelfing-kommunikation.de
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14.06.2016 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,
übermittelt durch DGAP - ein Service der EQS Group AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.
Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten,
Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen.
Medienarchiv unter http://www.dgap.de
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