03.10.2015 17:13:46
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Deutschland feiert 25 Jahre Einheit im Zeichen der Flüchtlingskrise
BERLIN (AFP)--Vom historischen Glücksfall zum Vorbild für die Gegenwart: Die Feiern zum 25. Jahrestag der deutschen Einheit standen am Samstag im Zeichen der Flüchtlingskrise. Bundespräsident Joachim Gauck schlug wie auch andere Politiker beim zentralen Festakt in Frankfurt den Bogen von der Wiedervereinigung zur Bewältigung der aktuellen Probleme. "Wie 1990 erwartet uns eine Herausforderung, die Generationen beschäftigen wird", sagte Gauck in seiner Rede.
Der Präsident rief zu Zuversicht, aber auch zum klaren Bekenntnis zu demokratischen Werten auf. Aus den Erfahrungen seiner jüngeren Geschichte müsse sich Deutschland den "Geist der Zuversicht" bewahren, sagte Gauck. "Wir sind die, die sich etwas zutrauen." Zugleich machte der Bundespräsident die anstehenden Schwierigkeiten deutlich: Diesmal solle zusammenwachsen, was bisher nicht zusammen gehört habe.
Wichtig sei in einer vielfältigen Gesellschaft daher vor allem eine "gemeinsame Wertegrundlage", betonte Gauck. "Unsere Werte stehen nicht zur Disposition." Ausdrücklich nannte er beispielsweise die Gleichberechtigung von Frauen und Homosexuellen sowie die Ablehnung von Antisemitismus.
Auch Merkel sagte kurz vor Beginn des Festaktes: "Das Thema der Flüchtlinge beschäftigt uns in diesen Tagen besonders." Sie verwies ebenfalls auf Parallelen zum Prozess der Wiedervereinigung: Die Schwierigkeiten ließen sich jeweils nur "gemeinsam in Europa und weltweit" lösen.
Beim Festakt in der Alten Oper begrüßte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) unter anderem 50 DDR-Bürgerrechtler sowie eine Gruppe von Flüchtlingen. Unter den Gästen war neben Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker auch der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), der die Einheit mitverhandelt hatte.
Bouffier lobte die historische Leistung der deutschen Einheit und sagte weiter: "Unsere Erfahrung aus der gelingenden Wiedervereinigung und den vergangenen 25 Jahren zeigt, dass wir die Kraft haben, Herausforderungen zu meistern." Begonnen hatten die Feierlichkeiten mit einem ökumenischen Gottesdienst im Frankfurter Kaiserdom.
Die Rückschau auf 25 Jahre Einheit fiel nicht ausschließlich positiv aus. Gauck hielt in seiner Rede fest, dass besonders die Ostdeutschen auch viele Härten hätten durchleben müssen. Die Angleichung der Lebensverhältnisse und der Mentalitäten zwischen Ost und West sei noch nicht abgeschlossen und eine Aufgabe für Generationen.
Es habe nicht nur andauernden Erfolg und immerwährendes Wachstum gegeben, erklärte auch Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Es dürften nicht diejenigen vergessen werden, die vor 25 Jahren hoffnungsvoll und mit großen Träumen in die neue Gesellschaft gestartet seien und dann bittere und zum Teil demütigende Niederlagen erlebt hätten.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/smh
(END) Dow Jones Newswires
October 03, 2015 08:37 ET (12:37 GMT)- - 08 37 AM EDT 10-03-15
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