09.07.2018 16:39:00
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Deutsches Kartellamt beobachtet Fusionspläne von Karstadt und Kaufhof
Die nordamerikanische Kaufhof-Mutter HBC hat vergangene Woche bestätigt, dass es Gespräche mit der Signa-Holding des Tiroler Immobilieninvestors und Karstadt-Eigentümers Rene Benko gibt. Fix ist ein Zusammenschluss allerdings noch nicht. "Wir werden zunächst abwarten, ob sich die verschiedenen Parteien einigen und ob das Vorhaben tatsächlich in Angriff genommen wird. Es ist ja nicht das erste Mal, dass eine große Fusion angekündigt wird und das Ganze dann doch nicht klappt", erklärte Ost im APA-Gespräch.
Ost war am Montag auf Einladung der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) in Wien. Bei den Flugticketpreisen geben die beiden Wettbewerbshüter Entwarnung. Letztlich sei durch die Kartellbehörden in Brüssel, Wien und Bonn eine Stärkung des Monopols verhindert worden, sagte BWB-Chef Theodor Thanner. "Ryanair ist erstmals in Wien und das ist ein deutlicher Schub. Dort wo Wettbewerb ist, sind die Preise um 35 Prozent gesunken", so Thanner. "Mir macht die Strecke Wien-Brüssel Sorgen." Im Juni seien die Preise bei bis zu 890 Euro gelegen, für 700 Kilometer. "Es könnte sein, dass das exzessiv ist". Thanner kündigte an, das Gespräch mit dem neuen AUA-Chef Alexis von Hoensbroech zu suchen. Hoensbroech übernimmt im August die Führung der Lufthansa-Tochter in Wien.
In Deutschland hatten die Kartellwächter die Preise für Flugbuchungen ebenfalls im Auge. "Wir haben uns bestimmte innerdeutsche Strecken angeschaut, auf denen Lufthansa nach dem Ausscheiden von Air Berlin ein Monopol hatte und haben uns die Preissteigerungen angesehen. Das waren bis zu 30 Prozent", sagte Ost. Durch den Eintritt von Easyjet habe sich die Lage aber entspannt. "Wir setzen darauf, dass sich der Markt weiter beruhigt, möglicherweise auch durch den Einstieg von Ryanair. Wir behalten den Markt aber weiter im Auge."
Ein weiterer Fall, der die Kartellwächter sowohl in Österreich als auch Deutschland beschäftigte, ist das deutsche Zuckerkartell. Ein Bußgeldantrag der BWB gegen den österreichischen Zuckerkonzern AGRANA liegt nach wie vor beim Kartellgericht, wie Thanner sagte. In Deutschland ist man bereits einen Schritt weiter: "Das Bußgeldverfahren zum Zuckerkartell in Deutschland ist damals einvernehmlich beendet worden, sodass wir derzeit in Deutschland im Wesentlichen die Nachwehen dieses Kartells beobachten können. Es gibt Schadenersatzklagen der Zucker-verarbeitenden Industrie, die anhängig sind, in dreistelliger Millionenhöhe. Beim Bundeskartellamt wurden über hundert Aktieneinsichtsanträge gestellt", schilderte Ost.
Die Kartellbehörden haben zuletzt verstärkt kooperiert, weil in Österreich und Deutschland Unternehmen seit kurzem auch Übernahmen anmelden müssen, wenn der Kaufpreis über 200 bzw. 400 Mio. Euro liegt und es im Inland ein erhebliche Geschäftstätigkeit gibt. Die sogenannte Transaktionswertschwelle wurde eingeführt, weil die Umsatzschwelle in manchen Fällen nicht greift. Vor allem bei digitalen Unternehmen, Start-ups und im Pharmasektor soll so ein etwaiges Marktpotenzial auch ohne entsprechendem Umsatz berücksichtigt werden können. So wären Übernahmen wie Whatsapp oder Runtastic in Zukunft von der Fusionskontrolle erfasst, sagte Thanner.
(Schluss) pro/cam
ISIN AT0000603709 WEB http://www.bwb.gv.at https://www.galeria-kaufhof.de/ http://www.karstadt.de http://www.signa.at http://www.agrana.com
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