27.06.2015 09:35:45
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Deutsche unter 38 Toten von IS-Anschlag auf Hotel in Tunesien
PORT EL KANTAOUI (AFP)--Bei einem Anschlag der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf eine Hotelanlage in Tunesien sind neben anderen europäischen Touristen auch mehrere Deutsche getötet worden. Die Mehrzahl der 38 Todesopfer des Angriffs im Urlaubsort Sousse seien Briten, danach kämen Deutsche und Belgier, sagte der tunesische Regierungschef Habib Essid am Samstagmorgen. Zuvor hatte sich die IS-Miliz zu dem Anschlag in dem Küstenort bekannt.
Der Attentäter war am Freitag in das besonders bei europäischen Touristen beliebte Hotel Riu Imperial Marhaba in Port el Kantaoui bei Sousse eingedrungen. Nach Angaben von Sicherheitsstaatssekretär Rafik Chelly handelt es sich bei dem Täter um einen nicht polizeibekannten Mann aus der Region von Kairouan. Chelly sagte im Radio, der Attentäter habe ausgesehen, als sei er unterwegs zum Baden, doch dann habe er eine Waffe aus einem Sonnenschirm gezogen. Der Mann wurde schließlich getötet.
Die IS-Miliz bekannte sich im Kurzmitteilungsdienst Twitter zu dem Anschlag. Ein "Soldat des Kalifats" sei in das Hotel eingedrungen, hieß es in der Erklärung. Bei den von ihm getöteten Menschen handele es sich "zum Großteil um Angehörige von Staaten, die gegen den IS kämpfen". Der Anschlag in Sousse ist der schwerste in der jüngeren Geschichte Tunesiens. Mitte März hatten zwei Männer in Tunis das Bardo-Nationalmuseum angegriffen und 21 Touristen sowie einen Polizisten getötet.
Laut dem tunesischem Gesundheitsministerium wurden bei dem Anschlag in Sousse 36 Menschen verletzt, die meisten von ihnen Briten, Belgier, Deutsche und Norweger. Einige schwebten in Lebensgefahr. Wie viele Deutsche unter den Opfern waren, war zunächst unklar. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte, der Krisenstab und die Botschaft in Tunis bemühten sich "mit Hochdruck" um Aufklärung. Das Ministerium schaltete eine Hotline unter der Telefonnummer 030-5000-3000.
Der deutsche Reisekonzern TUI ist an dem Hotelkomplex beteiligt. Hunderte Touristen trafen in der Nacht zu Samstag am Flughafen von Enfidha ein, um das Land zu verlassen. Rund ein Dutzend Flüge war in der Nacht auf dem Flughafen zwischen Sousse und Tunis in Richtung Europa angesetzt. Zahlreiche Busse mit weiteren Touristen trafen am frühen Morgen ein. Touristen sagten, ihre Reiseanbieter hätten ihnen geraten, nach Hause zu fliegen.
Der Konditor des Hotels berichtete der Nachrichtenagentur AFP, der Attentäter habe auf die Gäste am Strand und an den Pools gezielt. "Ich sah jemanden auf ältere Touristen schießen, sie sind tot", sagte er. Anschließend habe der Täter eine Handgranate am Pool geworfen. Die britische Touristin Ellie Makin sagte dem Sender ITV, der Angreifer habe nach rechts geschossen. "Hätte er nach links geschossen, weiß ich nicht, was uns passiert wäre. Wir hatten großes Glück", sagte Makin.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich "tief erschüttert" von dem "barbarischen Terrorakt". Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte dem tunesischen Präsidenten Béji Caid Essebsi. Der französische Präsident François Hollande und Essebsi versicherten sich gegenseitig ihrer Solidarität im Anti-Terrorkampf. Die islamische Al-Azhar-Universität in Kairo nannte den Angriff eine "Verletzung aller religiösen und humanitären Normen".
Essebsi sagte AFP bei einem Besuch am Tatort, Tunesien könne der Bedrohung durch die Dschihadisten nicht allein widerstehen und forderte eine gemeinsame globale Anti-Terror-Strategie. Ministerpräsident Essid ordnete an, die Präsenz der Sicherheitskräfte an "sensiblen Orten" zu verstärken. Vom 1. Juli an würden "entlang der ganzen Küste und in Hotels" bewaffnete Sicherheitsleute postiert, erklärte Essid.
DJG/sha
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June 27, 2015 03:05 ET (07:05 GMT)- - 03 05 AM EDT 06-27-15
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