25.08.2013 18:44:58
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DER STANDARD - Kommentar: "Wahlkampf ohne Visionen" von Michael Völker
Wien (ots) - Die SPÖ geht kein Risiko ein. Der Wahlkampf ist an Schlichtheit kaum zu übertreffen. Die Plakate sind hässlich, aber rot. Die Botschaften sind simpel. Arbeit. Pensionen. Bildung. Schlagwörter, die kaum mit Inhalt angefüllt werden. Natürlich hat die SPÖ ihre Themen zuvor in Umfragen abtesten lassen und weicht jetzt keinen Millimeter von der Interessenlage ihrer Klientel ab. Plakatiert wird auch der Parteichef. Das ist zwar Werner Faymann, die Geste ist aber immerhin dynamisch. Und den Kanzlerbonus hat er auch. Die ÖVP verzichtet noch darauf, ihren Parteichef zu affichieren. Die Schwarzen gehen es von der Bildsprache her gemächlich an und erfreuen das Auge mit erstklassigen Tourismussujets. Da ist wenig ÖVP, aber viel Wohlfühlen drin. Das soll in einer zweiten Plakatwelle konterkariert werden: Dann wird Michael Spindelegger den Kanzleranspruch stellen. So statisch, aber effizient die SPÖ ihre Wahlkampflinie anlegt, so verwirrend zerfleddert sind die Ansätze der ÖVP: Zu viele Themen, zu viel Vor und Zurück - die Schwarzen stehen sich selbst im Weg. Arbeitszeitflexibilisierung, Frauenpensionsalter, Wirtschaftsstandort - und zu allem Überdruss weiß dann auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl seinen Senf dazuzugeben. So dümmlich die nachfolgende Nestbeschmutzerdebatte war, so unnötig und ungeschickt war Leitls Befund, dass Österreich abgesandelt sei. Die Ruhe, die Spindelegger schon kraft seiner Ausstrahlung in den Wahlkampf bringen wollte, ist dahin, wenn die Partei sich in wesentlichen Fragen nicht auf eine Linie einigen, geschweige denn diese komplexen Themen nachvollziehbar kommunizieren kann. Außerdem konterkariert sich die schwarze Parteiführung selbst, wenn sie einerseits einen souveränen und sympathischen Vizekanzler darzustellen versucht, andererseits aber das Sekretariat damit beauftragt, mit Dreck um sich zu werfen. Die Hasskampa?gne des schwarzen Generalsekretärs gegen Rot und Grün ist ein Anschlag auf die Intelligenz und schlichtweg ungus?tiös: Da werden die Grünen, mit denen die ÖVP als Partner in drei Landes?regierungen sitzt, als wild gewordene Horde von rauschgiftsüchtigen Pädophilen dargestellt. Die Jung-Sozen, die im Gegenzug vor Schwarz-Blau und vielleicht Stronach warnen, wirken im Vergleich zur ÖVP-Guerillatruppe wie Internatszöglinge. Was in diesem Wahlkampf aber viel schwerer wiegt, ist das Fehlen einer Vision. Die SPÖ hat erst gar keine, lebt aber gut damit, weil sie ihren Sympathisanten die Angst vor Veränderung einimpft. Faymann setzt auf die Kon?stanz des Mutlosen, auf das Fortschreiben der Bewegungslosigkeit als umfassendes Heilmittel. Die ÖVP muss aber die Notwendigkeit einer Änderung deutlich machen, wenn sie den Anspruch auf einen Machtwechsel glaubwürdig darstellen und mit einer gewissen Nachdrücklichkeit versehen will. Genau das gelingt der ÖVP aber nicht: ein Bild zu entwerfen, was besser sein würde, wenn Spindelegger Kanzler wäre. Keine neuen Schulden zu machen, vordergründig nett und höflich zu sein, das reicht nicht aus, um das Bild eines schwarzen Kanzlers in Schwingung zu bringen. Da müsste noch etwas kommen - eine Geste, eine Bewegung, eine Idee. Sonst wird die SPÖ ihren knappen Vorsprung mit roten Plakaten und leeren Schlagwörtern sicher ins Ziel tragen.
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