02.06.2013 17:59:58
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DER STANDARD-Kommentar "Der Wert des Namens" von Eric Frey
wien (ots) - So wirklich glücklich hat Alfred Gusenbauer als
Bundeskanzler nie gewirkt, und so wirklich glücklich war auch seine
Amtszeit nicht. Man kann ihm nicht verübeln, dass er nach seiner
unsanften Absetzung durch seine eigenen Parteifreunde 2008 sich mit
seinen 46 Jahren nach lukrativen Tätigkeiten außerhalb der Politik
umgesehen hat. Seine kurze Rückkehr in die AK Niederösterreich war
weder passend noch glaubwürdig. Dass der langjährige SP-Chef nun als
Investor tätig ist und im Aufsichtsrat mehrerer Bau- und
Immobilienkonzerne sowie des Glücksspielkonzerns Novomatic sitzt, mag
zwar viele Genossen irritieren, ist aber immer noch seine
Privatsache. Doch mit seinem Engagement für den kasachischen Diktator
Nursultan Nasarbajew hat Gusenbauer moralische Grenzen überschritten
und sich höchst angreifbar gemacht - unabhängig davon, ob an den
jüngsten Spitzelvorwürfen irgendetwas dran ist. Dass auch Tony Blair
für Kasachstan arbeitet, macht die Sache nicht besser. Viele
ehemalige Regierungschefs stehen vor dem Problem, dass ihre
politische Laufbahn in einem Alter zu Ende ist, in dem sie sich noch
nicht aufs Altenteil zurückziehen können. Auf private Vermögen können
sie selten zurückgreifen; nur wenige haben - wie Viktor Klima bei VW
die Chance auf einen Topmanagementjob; und die Posten in
internationalen Organisationen sind beschränkt und heißbegehrt. Der
einfachste Weg ist es, seinen Ruf und seine Kontakte zu Geld zu
machen - über Reden, Beratertätigkeiten oder Aufsichtsratsmandate.
Das geht, solange ein gewisses Augenmaß behalten wird. Gerade
Sozialdemokraten können hier leicht ausrutschen, indem sie als zu
gierig und prinzipienlos erscheinen; Peer Steinbrück weiß davon ein
Lied zu singen. Bill Clinton erhält zwar noch viel höhere
Rednerhonorare, ist aber zumeist durch erfolgreiche Charity in den
Medien. Auch bei Blair wird die peinliche Kasachstan-Connection durch
seine Nahost-Vermittlung und das Wirken seiner Stiftungen ein wenig
aufgewogen. Bei Gerhard Schröders Gasprom-Job nimmt man ihm zumindest
ab, dass ihn mit Wladimir Putin eine echte Freundschaft verbindet.
Gusenbauer hat aber - außer ein paar Harvard-Vorlesungen - seit
seinem Rücktritt der Allgemeinheit wenig zurückgegeben; er hat sich
und seinen Namen verkauft. Doch wer einmal als Handlanger eines
Autokraten am Pranger steht, dessen Name ist bald nicht mehr viel
wert.
Rückfragehinweis: Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
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