29.04.2013 19:14:58
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DER STANDARD-KOMMENTAR "Der Schrott, den Strache erbt" von Conrad Seidl
Wien (ots) - Die FPÖ wird demnächst um ein Wrack reicher sein. Es ist die Mitgift der FPK, die sich nach dem Debakel in Kärnten mit den Freiheitlichen im Bund zusammenschließen wird: Wie eine Reliquie hatten die Kärntner die Überreste jenes Autos aufbewahrt, in dem vor viereinhalb Jahren Jörg Haider, damals Chef des BZÖ, zu Tode gekommen war. Der alte Schrott könnte noch irgendwo einmal ausgestellt werden, hört man. Oder man könnte noch einmal versuchen, den Crash Haiders zu untersuchen - Stoff für Verschwörungstheorien wäre damit ja vorhanden. Haiders Wrack hat darüber hinaus Symbolwert: Es erinnert an bessere Zeiten, an jene Leichtigkeit, mit der die Freiheitlichen vor Zeiten Stimmen und Wahlen gewonnen haben. An jene Leichtgläubigkeit, mit der Wähler dem Parteichef gefolgt sind - und sei es in eine andere Partei wie das BZÖ. Nachdenklichere erinnert es auch an jene Leichtfertigkeit, mit der man unter Haider andere angreifen und verächtlich machen konnte - um dafür postwendend von der Öffentlichkeit mit Aufmerksamkeit bedacht zu werden, was letztlich wieder Stimmen gebracht hat. Aber das alles ist Schrott. Die Leute sind sensibler geworden. Die Medien lassen einem längst nicht mehr alles durchgehen, was vor zwei, drei Jahrzehnten noch einfach als flotter Spruch, vielleicht gar als mutiger Vorstoß gegen Denkverbote durchgegangen ist. Und Wähler bleiben im Zweifel eher daheim, als einem Nörgler nachzulaufen, dem sie keine Konzepte, geschweige denn deren Umsetzung zutrauen. Heinz-Christian Strache hat es schwer, das muss man zugeben. Er ist nicht Haider, er will verständlicherweise auch kein Abklatsch von ihm sein. Er würde gerne eine eigenständige Politik machen, er wird nicht müde, von seinen Konzepten zu erzählen - und davon, dass ihm da leider keiner zuhören will. Der Krawall, den Haider und Strache ausgelöst haben, hat sich längst verselbstständigt und übertönt jede sachliche Äußerung. Und es kommen immer neue politische Akteure auf den Plan, die sich auch auf den Krawall verstehen. Auf Bundesebene sind es Stronach und sein Team, auf Tiroler Landesebene war es gleich ein halbes Dutzend mehr oder weniger bunter Listen, die den Freiheitlichen die Show gestohlen haben. Die FPÖ ist nicht mehr die erste Adresse für Protest. Das heißt aber noch lange nicht, dass ihre Zeit vorbei wäre: Die FPÖ hat in ihrer 57-jährigen Geschichte immer wieder existenzbedrohende Krisen überstanden - mit viel geringerem Wählerpotenzial, als sie es nun auch nach drei Wahlschlappen hat. Immerhin: Strache ist auf Bundesebene weiterhin eine nicht zu unterschätzende Wahlkampfmaschine, und Wähler, die sich von seiner Art und seiner Politik angesprochen fühlen könnten, gibt es ebenfalls mehr als genug. Erreichen müsste die FPÖ sie halt. Strache selbst hat in seiner ersten Wahlanalyse deutlich ausgesprochen, dass es in Tirol an entsprechenden Persönlichkeiten gemangelt hat. Der Oberösterreicher Manfred Haimbuchner hat einen zweiten wichtigen Aspekt analysiert: Seine Partei brauchte nicht nur Spitzenkräfte, die den Wählern attraktiv erscheinen - sie brauchte auch jene Parteistrukturen, die die FPÖ so lange verachtet hat: die einfachen Mitglieder und Funktionäre, die für die Partei laufen, werben - und womöglich nicht aus einem dubiosen rechten Zirkel stammen.
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