20.08.2008 18:42:00

Datenschützer: Adressen der gesamten Bevölkerung in Umlauf - SZ

   BERLIN (AFP)--Nach Einschätzung von Datenschützern sind die Adressen "der gesamten bundesdeutschen Bevölkerung" zu Marketingzwecken im Umlauf. Illegal würden "etwa 10 Mio zehn bis 20 Mio Kontodaten" genutzt, sagte der Kieler Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert der "Süddeutschen Zeitung" vom Mittwoch. Die Behörden stünden bei der Aufdeckung des Datenskandals erst am Anfang.

   SPD-Chef Kurt Beck bezeichnete den gegenwärtigen Zustand als nicht hinnehmbar und verlangte eine gründliche Überprüfung aller geltenden Regelungen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) plant ein Treffen, um über den Datenschutz in Deutschland zu beraten.

   Bei der Aufklärung des Missbrauchs von Daten, die insbesondere Callcenter für dubiose Geschäftspraktiken nutzten, stünden die Behörden noch am Anfang, sagte Weichert, der auch das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein (ULD) leitet. "Wir sehen jetzt immer mehr von der Spitze des Eisbergs."

   "Der gegenwärtige Zustand ist nicht hinnehmbar", sagte Beck am Rande einer Werksbesichtigung bei Carl Zeiss Jena: "Wir brauchen beim Datenschutz eine Generalrevision aller Regelungen." Neben dem Datenschutz müssten auch strafrechtliche Bestimmungen überprüft werden, zudem müsse es bessere Transparenzregeln geben. "Wenn jemand eine Zeitschrift bestellt, muss klar sein, ob der Kunde damit einverstanden ist, wenn seine Daten weitergegeben werden."

   Schäuble plant daher nach Worten seines Sprechers, Vertreter von Bund und Ländern einzuladen, um über mögliche Konsequenzen aus den aktuellen Datenschutzskandalen zu beraten. Es gehe darum, die Gründe für diese "kriminellen Machenschaften" herauszufinden.

   Die aktuelle Diskussion um Daten- und Verbraucherschutz war mit der Weitergabe von 17.000 Datensätzen, teils mit Kontodaten von Verbrauchern, an die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein in Rollen gekommen. Inzwischen tauchten immer mehr umfangreiche Datensammlungen auf.

   Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen vor allem Callcenter-Betreiber. Auch die Deutsche Telekom war aber offenbar von Datenklau betroffen. Der Konzern kündigte am Mittwoch an, in dem Fall Strafanzeige erstatten zu wollen.

Webseite: http://www.sueddeutsche.de

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   August 20, 2008 12:39 ET (16:39 GMT)

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