23.11.2019 12:59:46

CDU-Parteitag gegen Urwahl bei Kanzlerkandidatur

Von Andrea Thomas

LEIPZIG (Dow Jones)--Der CDU-Parteitag hat sich am Samstag mit einer deutlichen Mehrheit gegen eine Urwahl zur Kanzlerkandidatur entschieden. Damit folgten die rund 1.000 Delegierten erwartungsgemäß dem Wunsch von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer, die sich das Erstzugriffsrecht vorbehalten will.

Die Junge Union hatte im vergangenen Monat eine Urwahl gefordert und sich alarmiert über sinkende Umfragewerte für die Partei und die Parteivorsitzende gezeigt. Der nun auf dem Parteitag eingereichte Antrag der Jungen Union und die Anträge von anderen Delegierten waren als Affront gegen die Parteichefin gewertet worden. Als Favorit der Jungkonservativen gilt Friedrich Merz.

Tilman Kuban, Vorsitzender der Jungen Union, warnte am Samstag, eine Partei, die nicht mit der Zeit gehe, würde dann mit der Zeit gehen.

"Ich weiss auch, dass solch ein Verfahren Gefahren birgt", sagte Kuban zur Urwahl. "Aber wenn wir eine moderne Partei sein wollen, dann müssen wir neue Mitglieder werben, dann müssen wir unsere Mitglieder motivieren."

Seine Rede wurde allerdings kaum mit Applaus belohnt. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak lehnte das Urwahlverfahren ab, denn dies sei ein Selbstbeschäftigungsprogramm für die Partei. "Es kommt darauf an, dass wir über die Inhalte mal streiten wo wir hinwollen", mahnte Ziemiak vor der geheimen Abstimmung.

Gegen die Urwahl hatten sich im Vorfeld auch führende CDU-Politiker ausgesprochen. Auch der CSU-Vorsitzende Markus Söder betonte am Samstag als Gastredner auf dem CDU-Parteitag seine Ablehnung zum Urwahl-Verfahren. Die SPD mit ihrem Mitgliederentscheid zum Parteivorsitz sei kein gutes Vorbild. "Außerdem würden wir auch gern noch ein klein bisserl mitreden als CSU", so Söder in seiner umjubelnden Rede. "Mir ist egal, wer Kandidat war. Ich will, dass über 2021 hinaus auch der Kanzler und Kanzlerin von der Union gestellt wird. Das ist die entscheidende Frage." Auch Söder gilt als möglicher Kanzlerkandidat der Union.

Am Freitag hat sich die Partei demonstrativ hinter Kramp-Karrenbauer gestellt. Diese hatte angesichts innerparteilicher Kritik besonders vom Wirtschaftsflügel und von Merz überraschend ihren Rücktritt angeboten, wenn die Partei ihr bei der Reformierung der Partei nicht folgen wolle. Ansonsten solle man "hier und jetzt und heute die Ärmel hochkrempeln und anfangen", so Kramp-Karrenbauer.

Die Rede wurde vom Parteitag mit einem siebenminütigen Applaus honoriert. Über die Kanzlerkandidatur will die Union erst in 2020 entscheiden.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/kla

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November 23, 2019 06:59 ET (11:59 GMT)

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