22.09.2008 12:02:00

Bundesbank: Geldmengenanstieg seit 2004 kreditgetrieben

Von Hans Bentzien Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Das Geldmengenwachstum im Euroraum wird nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank seit 2004 hauptsächlich von der Kreditvergabe getrieben und gibt damit Anlass zu stabilitätspolitischen Sorgen. Wie die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht für September schreibt, kann das beschleunigte Geldmengenwachstum zwischen 2001 und 2003 mit unsicherheitsbedingten Portfolioumschichtungen erklärt werden. Seit Mitte 2004 dominiere jedoch der kreditgetriebene Geldmengenanstieg.

   Die Unterscheidung solcher Ursachen muss laut Bundesbank geldpolitische Implikationen haben. "Während mit unsicherheitsbedingten Portfolioumschichtungen weniger Auswirkungen auf die Verbraucherpreise verbunden sein dürften, gibt ein stark kreditgetriebener Geldmengenanstieg größeren Anlass zu stabilitätspolitischen Sorgen."

   Das Wachstum der Geldmenge M3 ist seit November 2007 von einer Jahresrate von 12,3% auf 9,3% im Juli 2008 gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB), die als einzige große Notenbank weltweit ihre Geldpolitik nicht nur an realwirtschaftlichen, sondern auch monetären Faktoren orientiert, betrachtet eine Jahreswachstumsrate von 4,5% als inflationsneutral.

   Die Bundesbank verweist in ihrem Monatsbericht darauf, dass das M3-Wachstum besonders eng mit der Verbraucherpreisinflation verbunden sei. Im Euroraum dominiere seit Jahren ein starker Anstieg der Buchkredite an den Privatsektor die monetäre Dynamik, was sich auch im hohen Erklärungsbeitrag der Immobilienpreisentwicklung in einer Geldnachfrageschätzung für die M3-Jahresrate spiegele.

   Studien zeigen laut Bundesbank-Monatsbericht, dass die auch im Euroraum stark gestiegenen Immobilienpreise die Kreditvergabe der Banken erhöht haben, da höhere Häuserpreise die Besicherungsmöglichkeiten der Immobilienbesitzer verbessert haben. Zudem verbessere eine expansive Geldpolitik die Finanzierungsbedingungen, was wiederum die Nachfrage nach Immobilien verstärke. Allerdings sei selbst bei Einbeziehung der Immobilienpreisentwicklung nur die Hälfte des M3-Wachstums fundamental erklärbar.

   In ihrer Analyse tritt die Bundesbank dem Eindruck entgegen, die seit 2005 unter anderen als Folge der monetären Analyse vorgenommenen EZB-Leitzinserhöhungen führten ihrerseits zu einem beschleunigten Geldmengenwachstum. Die stimme allenfalls kurzfristig, langfristig führe ein höherer Leitzins zu einer sinkenden Geldnachfrage, konstatiert die Bundesbank.

   Sie verweist überdies darauf, dass die Erklärbarkeit eines hohen Geldmengenwachstums alleine nicht dessen Brisanz mindere. "Befindet sich die Wirtschaft beispielsweise in einer Situation der Überauslastung der Produktionskapazitäten und/oder sind die Zinsen ausgesprochen niedrig, dann kann dies zwar ein starkes Geldmengenwachstum erklären, gleichzeitig sind damit aber auch hohe Preisgefahren für die Wirtschaft verbunden."

   Die EZB hat ihren Leitzins in den vergangenen Monaten trotz der weltweiten Finanzkrise nicht gesenkt, sondern im Juli sogar um 25 Basispunkte auf 4,25% erhöht. Die Verbraucherpreise sind im August mit einer Jahresrate von 3,6% gestiegen. Angesicht des Ölpreisrückgangs wird mit einem weiteren Teuerungsrückgang gerechnet. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte nach den jüngsten geldpolitischen Beratungen des EZB-Rats gesagt, die gegenwärtige geldpolitische Ausrichtung der EZB trage zum Erreichen des Ziels mittelfristiger Preisstabilität bei. Diese sieht die EZB bei einer Inflationsrate von knapp 2% gegeben.

-Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 297 25 313, Hans.Bentzien@dowjones.com DJG/hab/kth (END) Dow Jones Newswires

   September 22, 2008 06:00 ET (10:00 GMT)

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