21.07.2014 20:55:58
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Börsen-Zeitung: Unfertiges Lohnkalkül, Kommentar zur Bundesbank von Stephan Lorz
Mit ihrer Forderung allein an die Tarifparteien macht es sich die Bundesbank aber zu einfach, wenn sie die Deutschen in den Konsum treiben und eine Teuerungswelle lostreten möchte. Sie muss dabei schon auch die Bundesregierung mit in das Kalkül nehmen. Denn zur selben Zeit verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass "kein Raum" für einen Abbau der kalten Progression bestehe - trotz sprudelnder Steuereinnahmen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Erst jüngst verabschiedete, milliardenteure Ausgabenprogramme in den Sozialversicherungen saugen den finanziellen Bewegungsspielraum sofort wieder ab. Von den schwerwiegenden Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit des Investitionsstandorts ganz zu schweigen.
Während im Ausland ein "Deutsches Jahrhundert" ausgerufen und das "Jobwunder" gerühmt wird, zeigen sich schon erste konjunkturelle Eintrübungen: die geopolitische Unsicherheit, die dilettantisch umgesetzte Energiewende und Milliardenlasten durch unverantwortliche Ausgabenprogramme zehren am Nimbus der heimischen Wirtschaft.
Gewiss, angesichts der sich über Jahre angesammelten Kaufkraftverluste ist eine Trendwende in der Lohnentwicklung überfällig. Aber die Bundesbank darf den Staat nicht aus seiner Verantwortung für das Wohl der Wirtschaftsbasis entlassen. Hält sich Berlin steuerpolitisch nämlich nicht stärker zurück, wäre der Fiskus der größte Nutznießer von Lohnsteigerungen. Sie würden über die kalte Progression unmittelbar bei ihm landen - und nicht zunächst die Kaufkraft der Verbraucher stärken.
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