22.07.2014 21:00:58
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Börsen-Zeitung: Schuldenorgie ohne Ende, Kommentar zur Euro-Krise von Bernd Wittkowski
Wir wollen fair sein: Ja, es gibt hin und wieder gute Nachrichten.
Irland und Portugal haben den Rettungsschirm verlassen, Griechenland,
wo die Krise 2009 zuerst ruchbar wurde, meldet einen Primärüberschuss
im Haushalt, die Konjunktur zeigt hier und da Erholungstendenzen,
einzelne ehrliche Reformanstrengungen in Hauptstädten der Eurozone
sind nicht zu bestreiten. Doch leider holen Statistikämter wie
Eurostat Politiker, Marktteilnehmer und das Publikum regelmäßig auf
den Boden der Tatsachen zurück und führen den Nachweis, dass das
Kernproblem auch nicht ansatzweise gelöst ist: Ende März hat der
öffentliche Schuldenstand im Euroraum mit fast 94% des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) den höchsten Stand seit Einführung der
Gemeinschaftswährung erreicht. Eine Verschuldung von maximal 60% der
Wirtschaftsleistung ist bekanntlich die 1991 vereinbarte Marke, die
neben anderen Kriterien - ein Land dafür qualifiziert, in den
Euroclub aufgenommen zu werden. Stattdessen haben sich seit dem Start
des Währungsverbundes 1999 beispielsweise Deutschland von rund 61 auf
77%, Frankreich von 59 auf 97% oder Italien von 113 auf 136% des BIP
"vorgearbeitet".
Was lehrt das? Von wenigen Ausnahmen wie Estland oder Lettland abgesehen leben die meisten Euro-Staaten trotz der chronischen Krise unverdrossen über ihre Verhältnisse; die Schuldenorgie geht weiter, von einem ernsthaften Willen, Einnahmen und Ausgaben ins Gleichgewicht zu bringen, kann nicht im Entferntesten die Rede sein. Die billionenschwere implizite oder verdeckte Staatsverschuldung und die Frage, ob Schulden mit Rücksicht auf die jüngeren Generationen nicht eigentlich abgebaut werden müssten, wollen wir hier noch gar nicht thematisieren. So sieht die Realität der Euro-Schuldenkrise anno 2014 aus.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
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