01.12.2017 22:53:56
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Börsen-Zeitung: Opec vorerst am Ziel, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn
Die Marktteilnehmer sind sich darüber im Klaren, dass auch die in Wien am Sitz der Opec beschlossene "große Lösung" eine Verlängerung der Förderrestriktionen für insgesamt 30 Länder um neun anstelle von sechs Monaten wenig an der Versorgungslage des Ölmarktes ändert. Je mehr und je länger die Opec die Förderung kürzt, desto mehr werden amerikanische Schieferölproduzenten in die Bresche springen und ihre Produktion steigern. Sie gelten mittlerweile als die Swing-Produzenten am Markt mit einer sehr hohen Preiselastizität des Angebots. Sie erweisen sich damit letztlich als marktbeherrschend. In dieser Rolle haben sie Saudi-Arabien abgelöst.
So hat die Energy Information Administration (EIA) der US-Regierung am Tag des Opec-Ministertreffens mitgeteilt, dass die US-Ölproduktion im September sehr kräftig und völlig unerwartet um 290.000 Barrel pro Tag (bpd) gestiegen ist. Die US-Produzenten haben damit auf die Preisentwicklung reagiert, denn im September hat der Ölpreis recht kräftig angezogen, und zwar bei der Sorte Brent von rund 52 Dollar auf fast 60 Dollar. Mittlerweile fördern die USA nach neuesten EIA-Zahlen 9,66 Mill. bpd, was bereits ein Rekordniveau darstellt. Viele Analysten rechnen damit, dass Ende dieses Jahres die Schallmauer von 10 Mill. bpd durchstoßen wird.
Unbehagen der Saudis
Bei der Opec löst dies zweifellos Unbehagen aus. Dies war dem saudi-arabischen Ölminister Khalid al-Falih deutlich anzusehen, als er auf der Opec-Pressekonferenz am Donnerstagabend auf die US-Schieferölproduzenten hinwies. Al-Falih gab sich zwar demonstrativ entspannt, indem er anmerkte, er denke nicht, dass Schieferöl in der Lage sei, die "Last zu übernehmen", die daraus resultiere, dass die Ergiebigkeit der konventionellen Ölförderung rund um den Globus nachlässt. Der saudische Minister sprach von 7 Mill. bpd, die es zu ersetzen gebe - wobei allerdings nicht klar ist, auf welchen Zeithorizont sich al-Falih bezieht. Was die Möglichkeiten der US-Schieferölproduzenten angeht, ausbleibende Fördermengen der Opec kurz- bis mittelfristig zu ersetzen, vertreten Analysten meist eine andere Meinung. Insofern rechnen die meisten Marktbeobachter damit, dass sich der Ölpreis in den kommenden Wochen und Monaten eher nach unten als nach oben bewegt. Als aktuell fundamental gerechtfertigtes Niveau gelten vielen Analysten rund 58 Dollar je Barrel Brent. Die Analysten der Commerzbank verweisen in diesem Zusammenhang auf die immer noch rekordhohen Netto-Long-Positionen an den US-Terminmärkten, mit denen Anleger auf einen weiter steigenden Ölpreis setzen.
Allerdings sind die meisten Beobachter davon überzeugt, dass es der Opec kurz- bis mittelfristig gelingen wird, für den von ihr erwünschten Abbau der Lagerbestände in den OECD-Ländern auf ihren Fünfjahresdurchschnitt zu sorgen. Die offene Frage ist, wann das erfolgen wird und was dann geschieht. So hatte zuletzt der Ausfall der kanadisch-amerikanischen Keystone-Pipeline einen deutlichen und unerwarteten Abbau der Lagerbestände am wichtigen US-Knotenpunkt Cushing in Oklahoma bewirkt. Insofern ist es von Bedeutung, ob die Opec und die mit ihr verbündeten Produzenten in der Lage sind, auf eine vorzeitige Zielerfüllung zu reagieren. Gelingt das nämlich nicht, würde der Markt unterversorgt. Die Folge davon wäre ein kräftiger Preisanstieg, auf den die US-Schieferölproduzenten mit einem Hochfahren ihrer Förderung reagieren würden.
Sorge der Russen
Folge davon wären deutliche Marktanteilsverluste der Opec und der ihr angeschlossenen Länder, was insofern ein größeres Problem darstellt, als es lange dauern kann, Marktanteile zurückzugewinnen. Dies war die Sorge, die Russland vor der Opec-Sitzung umtrieb. Allerdings sind die Analysten von Barclays davon überzeugt, dass die jüngste Opec-Einigung auch einen funktionierenden Mechanismus zur Reaktion auf die Marktlage per Jahresmitte 2018 enthält. Andere Beobachter sind sich da allerdings nicht so sicher. Eines ist aber klar, der Opec ist es - unter Führung von Saudi-Arabien und dem Nicht-Mitglied Russland - gelungen, den Ölpreis vorerst zu stabilisieren.
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