16.04.2014 20:48:58
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Börsen-Zeitung: Nur keine Aufregung, Kommentar zur chinesischen Konjunktur von Norbert Hellmann
Mit 7,4% BIP-Wachstum im jüngsten Dreimonatsabschnitt bleibt man zwar deutlich hinter der Vorperiode mit 7,7% zurück und liegt auch unter dem offiziellen Wachstumsziel der Regierung bei 7,5%. Man scheint aber noch nicht an die Grenze zu stoßen, bei der Peking wie in früheren Schwächeperioden große Konjunkturprogramme loszutreten beginnt.
Genau aus diesem Grund reagieren die Marktteilnehmer in China weniger begeistert. Dort scheint man irgendwie darauf gehofft zu haben, dass eine zunächst schockierende Wachstumsdelle die Regierung so weit aufschreckt, dass sie alle geld- und fiskalpolitischen Register zieht, um den Konjunkturpuls des chinesischen Patienten wieder hochzujagen. Leidvolle Nachwirkungen vorangegangener Schocktherapien mit Kredit- und Verschuldungsexzessen, Inflationsschüben und Assetpreisblasen geraten dabei natürlich gerne in Vergessenheit.
Einige Analysten mutmaßen gar, dass der offizielle BIP-Ausweis ein wenig geschönt wurde, weil dahinter stehende Leistungsdaten etwa auf Ebene der Industrieproduktion oder der Anlageinvestitionen für ein stärkeres Abrutschen der BIP-Expansionsrate sprechen. Solche Verschwörungstheorien sind mit Vorsicht zu genießen. Aber selbst wenn etwas dran sein sollte, hätte es diesmal seine guten Seiten, wenn es die Regierung davon abhält, mit nervösen Eingriffen die Fehler der Vergangenheit vermeiden zu wollen.
Abgesehen davon macht die chinesische Wirtschaft bereits im Zuge von Reformen einen Anpassungsprozess durch, der relativ niedrige Wachstumsraten der Industrieproduktion und der Anlageinvestitionen weniger dramatisch erscheinen lässt. Der tertiäre Sektor ist auf dem Vormarsch, die bislang weniger im Fokus stehende Dynamik des Dienstleistungsgewerbes sorgt für positive Beschäftigungseffekte und eine solide Einkommensentwicklung. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass man im Reich der Mitte Wachstumsraten mit nur einer schlappen 7 vor dem Komma nicht als Krisensituation verstehen muss, sondern als einigermaßen gedeihliche Konjunkturperformance verstehen darf.
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