08.06.2016 22:52:37
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Börsen-Zeitung: Nur ein klitzekleiner Schritt, Kommentar zum Erneuerbare-Energien-Gesetz von Ulli Gericke
Geschehen ist trotz der Trittin'schen Intervention in den
vergangenen vier Jahren wenig. Erst mit der gestern im Kabinett
verabschiedeten jüngsten EEG-Reform wird die bisherige feste
Vergütung, die Betreibern von Ökostromanlagen für 20 Jahre garantiert
wird, durch ein Ausschreibungsmodell ersetzt - ein Paradigmenwechsel,
wie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel stolz versichert. Damit wird
die Höhe der Vergütung von 2017 an nicht mehr staatlich festgelegt,
sondern durch Ausschreibungen am Markt ermittelt. Erste
Pilotverfahren zeigten, dass damit der Preis für Ökostrom um bis zu
ein Viertel gesenkt werden kann. Kein Wunder, dass sich gegen diese
Regelung bei Wind- und Solaranlagenbetreibern lauter Widerstand erhob
deutlich leiser übrigens bei den Windanlagenbauern, die wissen,
dass die Schmerzgrenze bei der EEG-Umlage mit inzwischen 6,354 Cent
je Kilowattstunde zumindest für die Industrie schon lange erreicht
ist.
Zumal auch mit der Reform kein Ende der Steigerungen absehbar ist. Zwar wird der Zubau der Ökoanlagen gebremst und mit dem lahmenden Ausbau der Stromnetze synchronisiert, auf dass weniger Mühlen aus dem Wind genommen, aber trotzdem bezahlt werden müssen. Doch an dem großen Ziel, den Anteil der Erneuerbaren von heute einem Drittel auf 40 bis 45% bis 2025 auszuweiten, hält Berlin fest - was auch nötig ist, um die wegfallende Atomkraft zu ersetzen. Wird die Reform vier Jahre nach dem erteilten Arbeitsauftrag jetzt eilig im Bundestag verabschiedet und in Brüssel abgesegnet, damit sie zum Jahreswechsel in Kraft treten kann, bleibt genug zu tun. Der Leitungsbau muss beschleunigt, die steigende EEG-Umlage muss begrenzt werden. Die Energiewende, die das Land will, ist ein Jahrhundertprojekt. Der gestern verabschiedete Paradigmenwechsel war nur ein klitzekleiner Schritt.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
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