25.09.2015 22:42:40
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Börsen-Zeitung: Nach dem VW-Schock, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn
Das gesamte Ausmaß der Auswirkungen auf das Unternehmen und die Automobilbranche sind noch nicht absehbar, und manch ein Experte geht auch von nicht unerheblichen langfristigen Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft aus. So richtig dies ist und so schlimm die Affäre auch sein mag - andere, wichtigere Entwicklungen gingen im Schatten der Aufsehen erregenden Affäre fast unter. Die Schwäche Chinas und der Schwellenländer, deren Lage sich zusehends verschlechtert, sind ebenso wie der Druck auf die Rohstoffnotierungen Warnsignale für die Aussichten der Weltwirtschaft. Aus eben diesem Grund wirkte auch die Verzögerung der ersten Leitzinserhöhung der amerikanischen Notenbank Fed seit dem Jahr 2006 nicht beruhigend. Denn sie wurde eben mit der negativen Entwicklung in den Schwellenländern und der unruhigen Verfassung der Finanzmärkte begründet. Als Fed-Chefin Janet Yellen nun signalisierte, dass die Leitzinswende doch relativ zeitnah kommen wird, reagierten die Aktienmärkte positiv. Denn die Befürchtungen, die Fed könnten den Zustand der US-Wirtschaft für einen ersten Zinsschritt für zu fragil halten, wurden wieder aus dem Markt genommen.
Mehr als die Abgasaffäre werden nun wieder die Konjunkturdaten und außerdem mit der bald beginnenden Quartalsberichtssaison die Entwicklung der Unternehmensgewinne die Märkte umtreiben. In der neuen Woche steht u.a. der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag an - sofern seine Veröffentlichung nicht durch Behördenschließungen verhindert wird - davor am Donnerstag der ebenfalls viel beachtete Konjunkturindex des Institute for Supply Management für den verarbeitenden Sektor.
Strategen gingen am Freitag davon aus, dass sich die Aktienmärkte
u.a. aufgrund des geldpolitischen Rückenwinds und der nach wie vor
auf Wachstumskurs befindlichen Weltwirtschaft in absehbarer Zeit
wieder erholen wird. Kurzfristig zeichne sich noch kein Ende des
Risk-off-Modus an den Aktienmärkten ab, so etwa die BayernLB. Zur
Verunsicherung trage dabei vor allem bei, dass sich die Turbulenzen
in den Schwellenländern - auch über China hinaus - noch fortsetzten.
Ein Krisenindikator sei dabei beispielsweise der brasilianische Real,
dessen starker Wertverfall sich bis zuletzt ungebremst fortsetzt
habe. "Wir gehen jedoch weiterhin davon aus, dass im Zuge wieder
zurückkehrenden Vertrauens in die Weltwirtschaft eine Bodenbildung in
den nächsten Wochen bzw. Monaten gelingt und die Indizes anschließend
in einen Erholungskurs einschwenken. Unterstützende Einflüsse sollten
dabei von der Geldpolitik mit einer Ausweitung des QE-Programms der
EZB, dem spürbar gesenkten Bewertungsniveau und dem schon defensiven
und damit positiv zu wertenden - Investoren-Sentiment kommen".
Die Citigroup ist bezüglich der Weltwirtschaft skeptischer, für Aktien jedoch positiv gestimmt. Das US-Haus hat seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft im kommenden Jahr weiter von 3,1 Prozent auf 2,9 Prozent reduziert. Sein Chefvolkswirt, Willem Buiter, hält auch einen Wert näher an der 2-Prozent-Marke für denkbar. Darüber hinaus hält die Bank die Konsenserwartungen für das globale Wachstum der Ergebnisse je Aktie im nächsten mit 10 Prozent für zu optimistisch und geht von einer Welle von Abwärtsrevisionen in den kommenden Monaten aus. Befürchtungen über einen Rückgang der weltweiten Ergebnisse je Aktie seien jedoch verfrüht. Das Institut rät dazu, die aktuelle Schwäche für Käufe zu nutzen, vor allem in Kontinentaleuropa und Japan. Dort sei das Ergebniswachstum am stärksten und würden die Märkte von den Zentralbanken gestützt.
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