13.08.2014 21:03:58
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Börsen-Zeitung: Moleküle und Geld, Kommentar zu Eon von Andreas Heitker
Vom Monopolisten Gazprom bezieht Deutschlands größter Energiekonzern zudem mehr als ein Drittel seines Erdgases. Russland steht bei Eon heute für etwa ein Zehntel des gesamten Geschäfts - ein Exposure, das man nicht unterschätzen sollte, und das, wie sich jetzt im Zuge der Ukraine-Krise zeigt, mit deutlichen Risiken behaftet ist. Vorstandschef Johannes Teyssen müht sich im Moment noch um Normalität. Unmittelbare Auswirkungen von Sanktionen gegen das Putin-Regime kann er nicht erkennen. Dass Gazprom als Antwort auf die Sanktionen jetzt einseitig die Gaspreise heraufsetzt, hält er rechtlich für nicht möglich. Und überhaupt: "Die Moleküle und das Geld fließen." Soll heißen: keine besonderen Vorkommnisse bislang im operativen Geschäft.
Aber was heißt das schon? Die Gastochter Ruhrgas hat bereits seit über 40 Jahren Lieferbeziehungen zu Moskau. Selbst in den kältesten Kalter-Krieg-Zeiten gab es nie politisch motivierte Lieferunterbrechungen. Dass dies in der aktuellen Diskussion kaum noch eine Rolle spielt, zeigt aber, wie viel Vertrauen in den vergangenen Monaten zertrümmert wurde. Und wie schnell im Zuge einer Wirtschaftskrise die Stromnachfrage sinken kann, hat Eon zuletzt in Westeuropa schon schmerzhaft erfahren. Ein ähnlicher Einbruch in Russland käme zur Unzeit, wird dort doch gerade erst ein breites Kraftwerkserneuerungsprogramm abgeschlossen.
Die Expansion in Russland gehört bisher sicher zu den erfolgreichsten Auslandsengagements von Eon. Andere Märkte hat der Konzern längst wieder aufgegeben. In Spanien und Italien steht gerade erst ein milliardenschwerer Rückzug bevor. Hier fließen künftig keine Moleküle mehr und auch kein Geld. Russland bot dagegen immer unspektakuläre, aber solide und verlässliche Wachstumsperspektiven - in der Gasförderung, im Gashandel und im Stromgeschäft. Für Eons Diversifizierungsstrategie, die darauf abzielt, den Konzern unabhängiger vom krisengeschüttelten deutschen und westeuropäischen Kraftwerksgeschäft zu machen, wäre ein Wegbrechen des russischen Marktes daher alles andere als eine Lappalie.
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