02.12.2014 21:47:58
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Börsen-Zeitung: Gipfel der Entfremdung, Kommentar zur South-Stream-Pipeline von Eduard Steiner
In gewissem Maß haben beide Seiten Recht. Die EU wurde angesichts der Ukraine-Krise zuletzt stur. Die Russen ihrerseits wollten ohnehin nie akzeptieren, dass das dritte EU-Energiepaket, das Gasproduzenten den Betrieb einer Pipeline auf EU-Gebiet untersagt, auch für South Stream gilt. Bei so viel Diskrepanz brauchte es nur noch einen finanziellen Engpass, damit das Unterfangen stirbt.
Zwar spricht Russland nicht offen von Finanzproblemen. Aber gleich
mehrere Indizien legen eine solche nahe. So hat Gazprom vor einem
Jahr bekannt gegeben, dass die Investitionskosten um 40% auf 23,5
Mrd. Dollar steigen. Kurz darauf, im ersten Halbjahr 2014, haben
Rückstellungen wegen des Gaskonfliktes den Gewinn Gazproms um 23% auf
8,8 Mrd. Euro fallen lassen. Damit nicht genug, ist seither der
Ölpreis abgestürzt, was Gazprom 2015 richtig zu spüren bekommt,
bildet der russische Gaspreis doch den Ölpreis mit einer Verzögerung
von mehreren Monaten ab. Schließlich schlagen noch die westlichen
Sanktionen zu Buche, weil Gazprom sich nicht die Unterstützung
westlicher Kreditgeber sichern kann. Dies ist umso einschneidender,
als Gazprom sich wegen des Zerwürfnisses mit dem Westen China
zuwendet und dort nun vor dem Problem steht, voraussichtlich nicht
nur eine, sondern zwei Pipelines ins Reich der Mitte bauen zu müssen
übrigens ohne die Vorauszahlungen aus China zu erhalten, die man
sich erhofft hatte. Drei Pipelines auf einmal wären selbst in
besseren Zeiten nicht zu stemmen gewesen.
Unterm Strich freilich markiert das Aus für South Stream den Höhepunkt einer Entfremdung zwischen Russland und Europa auf dem Gassektor, die nicht erst mit der diesjährigen Ukraine-Krise, sondern 2006 mit dem ersten russisch-ukrainischen Gaskonflikt begonnen hat. Damals hatte man in Russland gesagt, mit Gazprom könne man in Europa Kinder erschrecken. Das Image wurde nie richtig korrigiert.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
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