15.04.2015 22:57:37
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Börsen-Zeitung: Bekloppt, Kommentar zu Negativzinsen von Bernd Wittkowski
So weit haben nicht mal die Autoren des Alten Testaments oder des
Koran gedacht: Der Schuldner ist der Wucherer der Neuzeit. Zinsverbot
schön und gut. In der katholischen Kirche hielt es sich bis ins
19., im weltlichen Recht immerhin bis ins 17. Jahrhundert. Aber ein
Verschuldungsbonus oder eine Kreditprämie - weitere Vorschläge zur
Nomenklatur bitte an die Redaktion der Börsen-Zeitung - ist so wenig
überliefert wie die als Terminus von der Commerzbank kreierte (und
zum "Börsen-Unwort 2014" gekürte) "Guthabengebühr" auf der
Passivseite.
Jetzt also ist die Aktivseite der Bilanz dran. In Dänemark gab es diesen Fall jüngst schon. Ansonsten waren Negativzinsen - bei Staatsanleihen längst Usus - vor kurzem auch bei Corporate Bonds angekommen. Im Kreditgeschäft hingegen können - zum Leidwesen potenzieller Schuldner - die IT-Systeme der KfW wie wohl auch vieler Geschäftsbanken einen Rabatt noch nicht verarbeiten. Dabei hätte die Tatsache, dass der von der Bundesbank veröffentlichte Basiszinssatz des Bürgerlichen Gesetzbuchs schon im dritten Jahr negativ ist, eine Warnung sein können.
Doch jenseits aller technischen, rechtlichen, ordnungspolitischen, kulturellen oder philosophischen Fragen, die diese Zeitenwende hin zur Bestrafung der Sparer und zur Incentivierung der Schuldenmacher aufwirft, muss man die Kreditwirtschaft hier mal in Schutz nehmen: Wie wir alle durfte sie davon ausgehen, bei der Geldpolitik der EZB handele es sich um Satire. Heute wissen wir, dass es real existierender Surrealismus ist.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
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